Zwischen 1870 und 1875, über das genaue Jahr sind sich die Historiker heute nicht ganz sicher, läßt Prinz Karl auf dem 67 Meter hohen Böttcherberg, gewissermaßen neben dem Jagdschloß Glienicke, einen kleinen Pavillon errichten. Der Böttcherberg gehört damals zum Schloß- und Landschaftspark Glienicke.
Für diesen Pavillon reicht der Potsdamer Hofbaumeister Ernst Petzholtz 1869 Schinkels Nachfolger Ludwig Persius erste Entwürfe ein. Der Baumeister Alexander Gilli liefert zusätzliche Entwürfe für die Gestaltung der Säulen und Bögen und anderer bildhauerischer Details. Auf diese Weise nimmt ein Aussichtspavillon Gestalt an, den Karl seiner Schwester Charlotte, der russischen Zarin Alexandra Feodorowna, die 1860 als Witwe des Zaren Nikolaus I. gestorben war, widmet.
Es entsteht ein spätklassizistisches Bauwerk im Stil der italienischen Renaissance, ein halbkreisförmiger, nach Westen offener Ziegelbau, der an seiner Rückseite durch einen Gang mit einem kleinen Rundbau verbunden ist, der eine Wendeltreppe zur Dachterrasse enthält. Das Bauwerk wird gekrönt von einer Balustrade. An der Westseite weist das Gebäude drei Bogenöffnungen auf, die von zwei äußeren Pfeilern und zwei inneren Säulen mit gemeißelten Kompositkapitellen getragen werden. An den Wänden werden Mosaiken und Wandmalereien von Adolf Burger angebracht.
Entsprechend seiner Widmung wird über der rückwärtigen Türöffnung des Pavillons der Name der Zarin, Alexandra, als Inschrift angebracht. In der halbrunden Halle wird eine Büste der Zarin aufgestellt. Heute wird vermutet, daß sie ebenfalls von Alexander Gilli geschaffen wurde. Belegt ist das jedoch nicht.
Von diesem Pavillon bietet sich dem Besucher in der damaligen Zeit eine wunderbare Aussicht nach Potsdam. In späteren Jahren begeben sich oft fröhliche Gesellschaften vom königlichen Hof zur Loggia Alexandra oder einfach Alexandra, wie der Pavillon genannt wird.
Nach dem Tode des Prinzen und mit dem allmählichen Verfall des Schloßparks einhergehend überwuchern mit den Jahren die Buchen das Bauwerk. Da sich die Erben des Prinzen nur wenig um Park und Schloß kümmern, wird dem Wachstum der Pflanzen in der Umgebung der Loggia Alexandra kein Einhalt geboten. Die Aussicht nach Potsdam wird nach und nach völlig verdeckt, die Alexandra fällt der Vergessenheit anheim.
Die Büste der Zarin wird in den Jahren unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg schließlich gestohlen und bleibt verloren. Im Krieg selbst erleidet der Pavillon Beschädigungen durch zahlreiche Einschläge von Kugeln und Granaten. In den Jahren danach setzt sich die Vernachlässigung fort und das Bauwerk verfällt mehr und mehr. Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts kommt es sogar zu mutwilligen Beschädigungen. Die Wendeltreppe aus Granit wird zerstört, zwischen den Säulen werden von hier kampierenden Jugendlichen häufig Kochstellen angelegt. Der aufsteigende Rauch beschädigt die Wände und die Mosaiken. Doch damit nicht genug, werden die Mosaikgemälde sogar stückweise herausgebrochen und die Wände beschmutzt und bemalt.
Heute sind die originalen Wandmalereien, die, wie Quellen belegen, noch in den ersten Nachkriegsjahren erkennbar gewesen sein müssen, verloren. Der bildhauerische Schmuck ist bald nur noch zum Teil vorhanden. Ebenfalls nicht mehr vorhanden ist die Balustrade. Die Schuld an diesem Verfall tragen auch die zuständigen Behörden. Obwohl es in den fünfziger Jahren zahlreiche Veröffentlichungen in Berliner Zeitungen gibt, die auf die fortschreitende allmähliche Zerstörung dieses Kleinods deutlich hinweisen, geschieht gar nichts. Lediglich die Forstverwaltung läßt 1959 einen Zaun um den Pavillon errichten, um ihn wenigstens ein wenig zu schützen.
Anfang der sechziger Jahre beabsichtigt man zwischenzeitlich sogar, das Problem dadurch aus der Welt zu schaffen, indem man den Pavillon abreißt. Glücklicherweise setzen sich die Denkmalpfleger, die das Bauwerk erhalten wollen, durch, und so wird dieser Plan aufgegeben. 1963 kommt der neue Vorschlag auf, den Pavillon abzureißen, um ihn im Glienicker Volkspark wieder aufzubauen, doch auch dazu kommt es nicht. In den neunziger Jahren schließlich wird die Loggia Alexandra umfassend restauriert. Es gelingt sogar, die Wandmalereien wiederherzustellen. Im Oktober 2001 können diese Arbeiten schließlich erfolgreich abgeschlossen und der so lange vergessene kleine Pavillon auf dem Böttcherberg wieder geöffnet werden.
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