BerlinerBär
Die dritte Etappe
Diese gestaltet den Park schrittweise zu einem Freizeitpark nach westlichem Vorbild um. Alte Fahrgeschäfte und Attraktionen wie das Westerndorf werden überholt und erweitert, neue kommen hinzu und werden in die Landschaft integriert, unter anderem zwei Achterbahnen und zwei Wildwasserbahnen. Sind die Besucherzahlen trotz kräftig angehobener Preise anfangs noch ansehnlich, brechen sie nach weiteren Preissteigerungen 1999 stark ein, so daß die Spreepark Berlin GmbH 2001 Insolvenz anmelden muß. Seitdem liegt das Gelände brach. Die ehemaligen Attraktionen rotten langsam vor sich hin und auch das weithin sichtbare Riesenrad verfällt mehr und mehr. Pläne für eine Nutzung des Geländes werden in der Folgezeit einige entwickelt und auch manch potentieller Investor ist daran interessiert. Letztlich scheitert die Wiederbelebung des Freizeitparks aber stets an mehreren Millionen angehäufter Schulden und an einem nur schwer kündbaren Erbpachtvertrag, den das Land Berlin mit der Spreepark Berlin GmbH beziehungsweise deren Eignern einging. Seit 2011 sind immerhin das Café Mythos am ehemaligen Besuchereingang des Parks und die Parkeisenbahn wieder in Betrieb - wenn auch nur an Wochenenden und Feiertagen.

 

Die Insel der Jugend (links) und die Abteibrücke.

Die Insel der Jugend (links) und die Abteibrücke.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Unser Weg verläuft nun in einem weiten Bogen nach links um das Gelände des Spreeparks herum. Auf der anderen Flußseite blicken wir gerade in den Rummelsburger See hinein. Diese große Ausbuchtung der Spree ist etwa 1,6 Kilometer lang und wird von der Spree durch die Halbinsel Stralau getrennt.

Als der Uferweg auf die Bulgarische Straße trifft und sich wieder nach rechts wendet, verlassen wir den Plänterwald. und setzen unsere Wanderung im Treptower Park fort. Kurz darauf sehen wir eine Brücke vor uns, die zu einer kleinen Insel hinüberführt. Ursprünglich trägt sie den Namen Rohrinsel, wird aber später in Abteiinsel umbenannt - nach einem Restaurant im Stile einer schottischen Klosterruine, das hier zur Berliner Gewerbeausstellung errichtet wird. Dieses brennt 1914 zwar ab, dennoch errichtet man zwischen 1915 und 1916 eine Fußgängerbrücke zwischen Flußufer und Insel: die Abteibrücke. 1949 erhält das Eiland dann den Namen “Insel der Jugend” und ist danach in den Sommermonaten ein Ort für gut besuchte und meist kostenlose Konzerte der Musikszene der DDR. Auch unter ihrem neuesten Namen ist die “Insel Berlin” ein Veranstaltungsort geblieben.

Blick vom Gasthaus Zenner auf die Stralauer Halbinsel.

Blick vom Gasthaus Zenner auf die Stralauer Halbinsel.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Wir durchqueren die Brücke durch einen schmalen Gang im diesseitigen Brückenturm und gehen weiter am Ufer entlang. Es sind nur wenige Meter, dann haben wir das Gasthaus Zenner erreicht. Bereits 1822 eröffnet an dieser Stelle das Magistratskaffeehaus, dessen Hauptbau nach Plänen von Carl Ferdinand Langhans errichtet wird. Bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein ist es ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner Bevölkerung. Im Zweiten Weltkrieg wird es von Bomben komplett zerstört, jedoch errichtet man einen Neubau, dessen Entwürfe von Hermann Henselmann stammen, der auch das Haus des Lehrers gestaltete und maßgeblich an den Bauten der heutigen Karl-Marx-Allee beteiligt war. 1955 wird das neue Gasthaus Zenner eröffnet. Mit seinen etwa 1500 Plätzen ist es eines der größten in Berlin. Neben dem Traditionslokal mit Biergarten beherbergt es heute auch eine Filiale der Kette Burger King.

 

Bevor wir die Wanderung fortsetzen, empfiehlt es sich, im Gasthaus Zenner eine Rast einzulegen. Wenn es dann gestärkt weitergeht, passieren wir kurz hinter dem Gelände des Gasthauses den alten Spreetunnel, durch den einst die sogenannte Knüppelbahn, eine Straßenbahnlinie, die Spree zwischen Stralau und Treptow unterquerte. Zu sehen ist von ihm leider nichts mehr, denn die Tunnelrampen sind heute zugeschüttet. Gebaut wird der Tunnel zwischen 1895 und 1899 von der AEG. Er ist damit der erste Unterwassertunnel Deutschlands. Obwohl die Spree an dieser Stelle nur 195 Meter breit ist, bringt es der Tunnel auf seiner gesamten Strecke auf eine Länge von 454 Metern. Der Linienverkehr beginnt am 18. Dezember 1899 - die von den Berliner Ostbahnen betriebene Strecke ist damit die erste öffentliche Untergrundbahn Deutschlands. Als man Anfang der dreißiger Jahre Risse in den Tunnelwänden entdeckt, stellt man den Straßenbahnverkehr 1832 endgültig ein. Der Tunnel wird gesichert und zumindest für Fußgänger noch eine Weile offengehalten. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, richtet man noch einen Luftschutzraum auf der Stralauer Seite ein, doch nach dem Krieg ist das Ende des Tunnels dann endgültig. 1948 wird er geflutet, die Rampen werden in den Folgejahren abgetragen und zugeschüttet.

Stralau ist ursprünglich ein Dorf namens Stralow, das sich auf der Halbinsel zwischen Spree und Rummelsburger See befindet. Hier liegt, wie Archäologen mit entsprechenden Funden belegen können, einer der ältesten Siedlungskerne auf heutigem Berliner Gebiet. Der Name Stralow ist bereits aus dem 13. Jahrhundert verbürgt. Berühmt ist der Ort durch den Stralauer Fischzug, eine Festwoche, die jedes Jahr ab dem Bartholomäustag, dem 24. August, gefeiert wird. Weil Kurfürst Johann Georg von Brandenburg 1574 das Fischen zwischen Ostern und diesem Tag verbietet, begehen die Fischer seit dieser Zeit mit dem Fischzug das Anfischen nach der langen jährlichen Pause. Heute feiert man das Fest nicht mehr. Es fehlt das Geld. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts siedeln sich im vorderen Teil der Halbinsel Industriebetriebe an. Deren Geschichte endet jedoch nach dem Ende der DDR, als die meisten dieser Betriebe Anfang der 1990er Jahre schließen müssen. Heute ist Stralau in erster Linie ein Wohngebiet.

Unser Weg führt auch im Treptower Park immer am Ufer entlang. Dieser Volkspark geht genau wie der Plänterwald auf Pläne des Gartendirektors Gustav Meyer zurück und wird zwischen 1876 und 1888 angelegt. Von Anfang an steht er allen Bürgern offen, in der damaligen Zeit eine große Neuheit. In seiner Mitte ist eine große Wiese angelegt, die Spiel und Sport vorbehalten ist. Im Oktober 1896 ist der Park Schauplatz der Berliner Gewerbeausstellung.
 

Interessantes abseits vom Weg:
Wer ein wenig Zeit hat, sollte der vielleicht bekanntesten Sehenswürdigkeit des Treptower Parks einen Besuch abstatten: dem  sowjetischen Ehrenmal. Es wird zwischen 1946 und 1949 im Auftrag der Roten Armee zu Ehren der sowjetischen Soldaten errichtet, die im Zweiten Weltkrieg insbesondere bei der Eroberung Berlins gefallen waren. Neben dem Ehrenmal befindet sich hier auch ein Soldatenfriedhof mit Gräbern von mehr als siebentausend sowjetischen Soldaten. Zentraler Punkt der Anlage ist ein Hügel mit einem begehbaren Pavillon und der sich darüber erhebenden riesigen Statue eines Sowjetsoldaten, der ein Kind trägt und in der rechten Hand ein Schwert hält. Unter seinen Füßen ist ein zerborstenes Hakenkreuz zu sehen. Hügel, Pavillon und Statue erreichen zusammen eine Höhe von dreißig Metern, die Anlage des Ehrenmals ist etwa zehn Hektar groß.

Tip zum Weiterlesen:

Website der Archenhold-Sternwarte
Hier finden Sie viele Informationen zu den Ausstellungen und der Ausstattung der Sternwarte sowie zu den zahlreichen Veranstaltungen, die dort stattfinden.

Ebenfalls im Treptower Park befindet sich die Archenhold-Sternwarte. Hervorgegangen ist sie aus einer Installation, die zur Gewerbeausstellung 1896 errichtet wird und eigentlich nur für begrenzte Zeit stehen soll. Neben einem Ort zur Vermittlung astronomischer Erkenntnisse will man ein großes Fernrohr nach Plänen von Friedrich Simon Archenhold aufstellen. Man umgibt es mit einem Holzgebäude, in dem auch eine Ausstellung und ein Vortragsraum unterbracht werden. Das Riesenteleskop, der sogenannte Große Refraktor, ist auch heute noch das längste bewegliche Fernrohr der Welt. Nach dem Ende der Gewerbeausstellung bleibt es stehen, weil zunächst einfach die Mittel für seinen Abbau fehlen. Ende 1896 genehmigt die Stadtverordnetenversammlung schließlich den dauerhaften Erhalt des Fernrohrs an seinem Standort. Weil Archenhold für seine Forschung keine Gelder empfängt, betreibt er das Fernrohr und das Institut, das er mittlerweile in dem Gebäude geschaffen hat, als Volkssternwarte. Sie ist damit die älteste und auch die größte in Deutschland. 1908 bekommt die Sternwarte einen Neubau, in dem Albert Einstein 1915 seinen ersten öffentlichen Vortrag über die Allgemeine Relativitätstheorie hält. 1946 erhält die Sternwarte den Namen ihres Gründers, dessen Familie im Dritten Reich wegen ihrer jüdischen Abstammung verfolgt worden war. Seit 2002 ist die Sternwarte ein Teil des Deutschen Technikmuseums Berlin.

Weiter und weiter führt uns der Spreeweg am Ufer des Flusses den Treptower Park entlang. Wenn wir an einem Wochenende oder einem Feiertag unterwegs sind, nimmt dabei die Zahl der Menschen, die auf den Wegen des Parks flanieren, mehr und mehr zu, je weiter wir uns dem westlichen Parkende nähern. Kurz bevor wir dort ankommen, erreichen wir den Treptower Hafen. Von hier aus machen sich Ausflugsschiffe auf den Weg nach Köpenick und durch die Berliner Innenstadt. Genau wie in Köpenick kann es uns passieren, daß hier gerade irgendein Volksfest stattfindet. Dann müssen wir uns entweder durch die Menschenmassen zwängen oder aber einen Bogen um die auf der Uferpromenade aufgebauten Budenreihen schlagen, wobei wir darauf achten müssen, vor dem S-Bahnhof wieder zurück zum Ufer zu gehen.

Die Elsenbrücke und dahinter die Ringbahnbrücke

Die Elsenbrücke und dahinter die Ringbahnbrücke verbinden Treptow (rechts) mit Friedrichshain (links).

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
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Am Ende des Treptower Hafens führt der Grüne Hauptweg® Nummer 1, dem Ufer folgend, nach rechts und vor bis zu dem Brückentrio, das hier die Spree überquert. Zuerst gehen wir unter der Parkwegbrücke hindurch, die Fußgängern und Radfahrern den Spreeübergang ermöglicht. Danach folgt die Ringbahnbrücke Oberspree, die eine Fernbahnstrecke und den Berliner S-Bahn-Ring über die Spree führt. Sie war die erste Brücke an dieser Stelle. Zuletzt unterwandern wir schließlich die Elsenbrücke, die es dem Straßenverkehr erlaubt, die Spree zu überwinden. Das ist jedoch erst seit 1951 der Fall. Vor dem Zweiten Weltkrieg befand man eine Straßenverbindung zwischen den beiden Spreeufern an dieser Stelle für unnötig, weil der nahegelegene Spreetunnel Stralau und Treptow hinreichend miteinander verband. Weil infolge des Mauerbaus 1961 die Verbindung zwischen Köpenick und dem Stadtzentrum über Kreuzberg unterbrochen ist, benötigt man einen neuen Verkehrsweg. So kommt es zwischen 1964 und 1968 zur Errichtung der heutigen Elsenbrücke.

Der Turm der Treptowers.

Der Turm der Treptowers.

Quelle: Flickr
Fotograf: Alexander Glintschert
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In der Lücke zwischen Eisenbahn- und Elsenbrücke haben wir einen schönen Blick von unten herauf zum Turm der Treptowers, an deren Fuß wir hinter der Elsenbrücke schließlich ankommen. 1998 wird dieser Gebäudekomplex fertiggestellt, den man nach Plänen des Architekten Gerhard Spangenberg errichtet. In das Ensemble aus insgesamt vier Gebäuden sind auch Bauten des ehemaligen VEB Elektro-Apparate-Werke Berlin-Treptow integriert. Dieser volkseigene Betrieb der DDR geht nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Werk der AEG, das sich vorher in diesen Gebäuden befunden hatte, hervor. Bis 1995 produziert man noch hier, bevor das Werk geschlossen und die neuen Bürogebäude errichtet werden.

 

Wenn wir uns der Spree zuwenden, fällt uns die in den Wassern des Flusses stehende, dreißig Meter hohe Skulptur “Molecule Man” von Jonathan Borofsky ins Auge. Die drei Figuren stehen für die drei ehemaligen Berliner Stadtbezirke Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain, die hier einst zusammentrafen, bevor die Berliner Bezirksreform alles veränderte.

Hinter der Skulptur können wir das gesamte jenseitige Spreeufer überblicken. Wir schauen dabei direkt auf den ehemaligen Osthafen. Dieser Industriehafen geht 1913 in Betrieb. Er ergänzt den bis dahin einzigen städtischen Umschlagplatz, den Urbanhafen am Landwehrkanal im heutigen Kreuzberg. Der neue Hafen verfügt von Anfang an über erstklassige Verkehrsverbindungen. Zur Ringbahn gibt es einen Bahnanschluß, Straßen führen in alle Richtungen und über die Oberbaumbrücke auch auf die andere Spreeseite. Bis in die dreißiger Jahre hinein floriert der Hafen und wird weiter ausgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wird er zu großen Teilen zerstört, danach jedoch bald wiedererrichtet. Nach dem Bau der Berliner Mauer liegt er im Grenzgebiet, was den Verkehr stark behindert, aber nicht unterbindet. Nach der Wende werden die Gebäude des Hafens mehr und mehr anderen Zwecken zugeführt. Vorrangig Medienunternehmen wie Universal Music und MTV sowie Modemarken wie Hugo Boss und Escada sind nun hier ansässig.

Der Berliner Osthafen.

Der Berliner Osthafen.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Der Spreeweg führt uns immer weiter am Flußufer entlang, bis wir zur Eichenstraße gelangen. Hier endet der Uferweg und wir gehen nach links in die Straße hinein. Auf der rechten Seite passieren wir die Arena Berlin, ein Veranstaltungsgelände, das auf einem ehemaligen Betriebshof der ABOAG, der Allgemeinen Berliner Omnibus AG, untergebracht ist. Die große Halle, 1927 nach Plänen von Franz Ahrens errichtet, steht unter Denkmalschutz. Zur Zeit ihrer Eröffnung war sie eine der größten freitragenden Hallen Europas.

 

Am Ende des Arena-Geländes schließt sich ein Grünstreifen an, in den ein Weg hineinführt. Das auf der Straßenseite gegenüber stehende Gebäude, eine Villa, ist bereits mehr als 120 Jahre alt. Es wurde um 1890 errichtet. Wir biegen nach rechts auf den abzweigenden Weg ein, der uns in einem Bogen zur Puschkinallee hinüberbringt. Auf der anderen Straßenseite erstreckt sich ein Park, der sogenannte Schlesische Busch. Die Berliner Mauer führte hier mitten hindurch, wovon der heute noch erhaltene, zehn Meter hohe Wachturm kündet. Darin war eine Führungsstelle untergebracht, deren Aufgabe es war, die Sicherungsanlagen dieses Grenzabschnitts sowie insgesamt achtzehn weitere Wachtürme zu kontrollieren.

Mit dem ehemaligen Grenzstreifen überqueren wir die Grenze zum Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg und verlassen damit den Doppelbezirk Treptow-Köpenick, den wir auf unserer gesamten bisherigen Wanderung vom Startpunkt des Grünen Hauptwegs® Nummer 1 durchwandert haben. Die Puschkinallee führt uns nun an eine Brücke heran, die den Namen Oberfreiarchenbrücke trägt. 1893/94 als eiserne Brücke errichtet, ist sie nach der nahegelegenen Oberschleuse im Landwehrkanal benannt, deren Flutgraben sie überquert. Als Arche pflegte man in früheren Zeiten Schleusen zu bezeichnen.

Wir überqueren die Brücke und gelangen auf die Lohmühleninsel, die von der Spree, dem Landwehrkanal und besagtem Flutgraben umgeben ist. Die Straße wechselt hier ihren Namen und heißt nun Vor dem Schlesischen Tor. Die Insel leitet ihren Namen von den Lohmühlen ab, die noch Anfang des 19. Jahrhunderts hier ihre Arbeit verrichten und Eichen- und Fichtenrinde, auch als Lohe bezeichnet, zu Borkenmehl verarbeiten. In der damaligen Zeit gibt es hier nur den Schafgraben als einzigen Wasserlauf. Die Insel entsteht erst zwischen 1845 und 1850 mit dem Bau des Landwehrkanals. Auf unserem Weg über die Insel kommen wir auf der rechten Straßenseite zunächst an der ersten Berliner Tankstelle mit dem Kaffeehaus “Zur Pumpe” und anschließend am ehemaligen Steuerhaus der Königlichen Wasserbauinspektion vorbei. Es ist das letzte erhaltene Zollhaus Berlins.

Die östliche Mündung des Landwehrkanals in die Spree.

Die östliche Mündung des Landwehrkanals in die Spree, direkt gegenüber vom Osthafen. Im Hintergrund ist die Oberbaumbrücke zu sehen.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
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Die Insel ist nur rund einhundert Meter breit, doch bevor wir ihr den Rücken kehren können, schwenkt der Spreeweg nach rechts in die Schleusenufer genannte Straße. Diese erweist sich letztlich als Sackgasse, die wir auf demselben Weg verlassen müssen, den wir gekommen sind, doch sollten wir trotzdem nicht darauf verzichten, dem Wanderweg bis an ihr Ende zu folgen. Denn sie führt uns nicht nur direkt am Landwehrkanal entlang, so daß sich uns ein ausgezeichneter Blick auf die Anlagen der Oberschleuse bietet - an ihrem Ende stehen wir, nur durch einen Zaun von ihr getrennt, direkt an der östlichen Mündung des Landwehrkanals in die Spree. Von hier aus schauen wir im weiten Rund auf den Osthafen mit seinen alten Speichern und bis hinüber zur Oberbaumbrücke.

 

Zurück auf der Straße Vor dem Schlesischen Tor, wenden wir uns nach rechts und überqueren mit der Schlesischen Brücke den Landwehrkanal. Sie wird zwischen 1894 und 1896 errichtet und ist heute noch relativ original erhalten. Auf der anderen Uferseite ändert sich der Name der Straße erneut, so daß wir nun auf der Schlesischen Straße weiterwandern. Dieser Abschnitt des Spreewegs ist nicht sonderlich schön, denn die Straße ist recht verkehrsreich. Glücklicherweise können wir ihn schnell hinter uns bringen, denn unser Weg biegt bereits in die zweite Querstraße auf der rechten Seite ein und führt die Falckensteinstraße entlang wieder vor zur Spree. Hier erreichen wir die Oberbaumbrücke, wo wir die gleichnamige Straße über- und das Hochbahn-Viadukt unterqueren. Letzteres ist der älteste Abschnitt des Berliner U-Bahnnetzes, denn es wurde bereits 1902 in Betrieb genommen. Die erste Strecke verband den Bahnhof Stralauer Thor, nahe dem heutigen Bahnhof Warschauer Straße gelegen, mit dem Bahnhof Zoologischer Garten.

Dort, wo wir uns jetzt befinden, führt das Viadukt der Hochbahn geradewegs auf die Oberbaumbrücke, über die es in Kombination mit einer Straßenbrücke die Spree überquert. Errichtet wird die einzigartige Brücke, die heute mit Fug und Recht als eines der Wahrzeichen Berlins bezeichnet werden kann, zwischen 1894 und 1896.

Die Oberbaumbrücke mit dem Hochbahn-Viadukt.

Ein Zug der Berliner U-Bahn überquert die Oberbaumbrücke mit dem Hochbahn-Viadukt.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
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Die Konstruktion mit den beiden Türmen in der Mitte soll die frühere Torfunktion des Oberbaums widerspiegeln. Er war ein Teil der in der Mitte des 18. Jahrhunderts errichteten Berliner Zollmauer. Da diese sich nicht durch den Fluß bauen ließ, hatte man die Spree stattdessen mit Pfählen weitgehend versperrt und nur eine kleine Lücke offengelassen, die man des Nachts tatsächlich mit einem Baumstamm verschloß, damit kein Schiff passieren konnte, ohne den fälligen Zoll zu bezahlen. Die Bezeichnung Oberbaum leitet sich daraus ab, daß diese Sperre an der flußaufwärts (also oben) gelegenen Zollmauer-Passage gelegen war.

Von der Spree aus folgt das Hochbahn-Viadukt auf der Kreuzberger Seite auch weiterhin dem ehemaligen Verlauf der Berliner Zollmauer. Diese Stadtmauer wird im 18. Jahrhundert errichtet und steht bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Erbaut wird sie zwischen 1734 und 1737 unter Preußens Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Sie ist in der Geschichte der Stadt bereits die dritte große Befestigungsanlage nach der mittelalterlichen Stadtmauer und der Festung Berlin. Genaugenommen ist der Begriff Zollmauer irreführend, denn der größte Teil der Anlage wird zu jener Zeit von hölzernen Palisaden gebildet. Nur bestimmte Teilabschnitte sind tatsächlich gemauert. Da es für den Personenverkehr von und nach Berlin natürlich Durchlässe in dieser Mauer geben muß, errichtet man anfangs fünf Stadttore, zu denen später weitere hinzukommen. Eines dieser ersten Tore befand sich ganz in der Nähe der Stelle, an der wir jetzt verweilen. Das Schlesische Tor stand etwa dort, wo heute der gleichnamige U- beziehungsweise Hochbahnhof aufragt.

Nachdem wir die Oberbaumstraße und das Hochbahn-Viadukt gekreuzt haben, setzen wir unseren Weg am May-Ayim-Ufer fort. Benannt ist es seit 2009 nach der deutschen Dichterin May Ayim, die sich insbesondere als Aktivistin gegen Rassismus einen Namen gemacht hat. Eine Gedenktafel an der Ecke zur Bevernstraße erinnert an sie. Genau gegenüber sehen wir am Spreeufer eine historische Doppelkaianlage. Hier errichtet man 1895 aus Anlaß der Berliner Gewerbeausstellung eine Anlegestelle. In der Mitte der Anlage stand einst sogar ein Leuchtturm, der jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Als man 2008 den Uferstreifen saniert, wird der Leuchtturm nicht wieder errichtet. An seiner Stelle positioniert man eine rote Signalkugel, die die Berliner Künstlerin Ulrike Mohr entwirft.

Als wenige Meter weiter die Uferstraße endet, biegen wir links in die Pfuelstraße ein und verlassen damit ein weiteres Mal und für den Rest dieser Etappe die Spree. Auf dieser Seite des Flusses schließen sich nun vorwiegend gewerblich genutzte Grundstücke an, so daß es keinen Uferweg mehr gibt. Unser Weg führt uns dafür mitten in den Stadtteil Kreuzberg hinein. Zunächst gehen wir die Pfuelstraße vor bis zur Köpenicker Straße. Diese ist die Fortsetzung der Schlesischen Straße und der Puschkinallee, die wir auf unserer Wanderung bereits passiert haben. Sie alle sind Teil der ehemaligen Köpenicker Landstraße, einer alten, Berlin und Kölln mit Köpenick verbindenden Straße, die durch die Köllnische Heide führte. Wir biegen nach rechts in die Köpenicker Straße ein und folgen ihr ein kurzes Stück bis zur nächsten Querstraße, die nach links abzweigt. Auch ihr, die den Namen Zeughofstraße trägt, vertrauen wir uns nur ein kurzes Stück an, denn als wir eine Straßenecke weiter die Wrangelstraße erreichen, wenden wir uns erneut nach rechts.

Benannt ist die Wrangelstraße nach dem preußischen Generalfeldmarschall Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel. Daß ausgerechnet eine Berliner Straße seinen Namen trägt, ist eigentlich verwunderlich, denn es ist Wrangel, der im Jahr 1848 Soldaten gegen das revolutionäre Berlin führt, das Kriegsrecht über die Stadt verhängt und so das Ende der Bürgerlichen Revolution einleitet. Der Grund dürfte sein Einsatz in den Befreiungskriegen gegen Napoleon sein, denn hier in der alten Luisenstadt haben viele Militärs der preußischen Armee, die erfolgreich gegen den französischen Kaiser zu Felde zogen, Ehrungen erhalten.

Die Luisenstadt ist ein historisches Stadtviertel Berlins, das aus im 18. Jahrhundert eingemeindeten Vorstädten hervorgegangen ist. Diese Vereinnahmung vollzieht sich im Zuge der Errichtung der Berliner Zollmauer. Zunächst bezeichnet man das neue Stadtgebiet als Köpenicker Viertel. Im Jahre 1802 stellen die hier ansässigen Bürger bei König Friedrich Wilhelm III. jedoch den Antrag, ihr Viertel umzubenennen und ihm den Namen seiner Gemahlin Luise zu geben. Der König kommt diesem Ansinnen nur zu gerne nach. In den Jahren der Gründerzeit und in engem Zusammenhang mit der Eröffnung der Görlitzer Bahn 1866/67, die einen stetigen Strom von Zuwanderern in die Stadt trägt, entwickelt sich das Gebiet mehr und mehr zu einem Wohnquartier, das Anfang des 20. Jahrhunderts zu den dichtbesiedeltsten Vierteln Berlins zählt und in dem die berüchtigten Mietskasernen mit mehreren Hinterhöfen vorherrschen. Auf unserem Weg vom Landwehrkanal bis hierher haben wir schon einige davon zu Gesicht bekommen. Und auch in der Wrangelstraße ziehen nun wieder einige dieser Bauten an uns vorüber. Ganz so dicht wie in jener Zeit ist die Bebauung aber nicht mehr, denn auch heute noch tun sich in den Fassadenreihen immer wieder Lücken auf, die infolge der Bombardierung Berlins im Zweiten Weltkrieg entstanden sind.

Die St.-Thomas-Kirche am Kreuzberger Mariannenplatz.

Die St.-Thomas-Kirche am Kreuzberger Mariannenplatz.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
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Als wir schließlich das Ende der Wrangelstraße erreichen, stehen wir direkt vor der St.-Thomas-Kirche am Mariannenplatz. Das nach Plänen von Friedrich Adler errichtete evangelische Gotteshaus aus dem 19. Jahrhundert ist zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung der größte Sakralbau der Stadt und der geografische Mittelpunkt der Luisenstadt. Die dem Apostel Thomas gewidmete Kirche ist nach der Dorfkirche in Rahnsdorf das zweite Bauwerk Adlers, dem wir auf unserer Wanderung auf dem Spreeweg begegnen. Die ursprüngliche Ausstattung des Innenraums der Kirche ist heute nicht mehr vorhanden. Sie geht während der Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren danach vollständig verloren. Während des von Werner Retzlaff und Ludolf von Waltershausen vorgenommenen Wiederaufbaus in den Jahren 1956 bis 1963 rekonstruiert man zwar das Äußere der Kirche originalgetreu, den Innenraum gestaltet man jedoch neu.

 

Aus der Wrangelstraße kommend, biegen wir rechts in die Straße vor der Kirche ein. Das Straßenschild bezeichnet sie als dem Mariannenplatz zugehörig. In einer Linkskurve führt sie uns um die Kirche herum, hinter der sie schließlich auf den Bethaniendamm trifft, der gemeinsam mit dem Engeldamm ein Straßenpaar bildet, zwischen dem ein tiefer liegender Parkstreifen verläuft. Einst stand hier die Berliner Mauer, die dem Verlauf der beiden Straßen folgte und sie voneinander trennte - der Bethaniendamm lag in Westberlin, der Engeldamm gehörte zum Gebiet der DDR. Wir überqueren den Bethaniendamm und steigen in der Mitte des Parkstreifens einige Stufen hinunter zu seinem Grund, auf dem der Grüne Hauptweg® Nummer 1 nun weiterführt.

Viele meinen heute, der Graben zwischen den beiden Straßen sei ein Überbleibsel des ehemaligen Grenzstreifens. Doch dem ist nicht so. Der tiefergelegte Parkstreifen ist der letzte sichtbare Rest des ehemaligen Luisenstädtischen Kanals. Erbaut wird diese Verbindung zwischen dem Urbanhafen im Landwehrkanal und der Spree in den Jahren zwischen 1848 und 1852. Und auch wenn der Kanal als Schiffsweg und zur Stadtentwässerung einerseits und als städtisches Schmuckelement andererseits durchaus einen geplanten Zweck hatte, so ist seine Erbauung doch eher eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Etwa fünftausend Arbeiter sind daran beteiligt, den über zwei Kilometer langen, rund eineinhalb Meter tiefen und reichlich 22 Meter breiten Kanal auszuheben, wofür ihnen kaum technische Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Als Baumaschinen zur Beschleunigung der Arbeiten eingesetzt werden sollen, kommt es im Oktober 1848 zu blutigen Zusammenstößen zwischen den Arbeitern, die um ihre Arbeitsplätze fürchten, und der Berliner Bürgerwehr. An der Adalbertstraße, die wir wenig später kreuzen, erinnert eine aufgestellte Gedenktafel an dieses Ereignis.

Blick vom Engelbecken den ehemaligen Luisenstädtischen Kanal entlang.

Blick vom Engelbecken den ehemaligen Luisenstädtischen Kanal entlang.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

1852 wird der Kanal schließlich eröffnet, gewinnt jedoch für den Schiffsverkehr kaum nennenswerte Bedeutung. Sein niedriges Gefälle sorgt überdies dafür, daß das Wasser im Kanal größtenteils steht, was in einer schweren Geruchsbelästigung für die Anwohner resultiert. 1926 faßt der Berliner Magistrat daher den Beschluß, den Kanal wieder zu beseitigen. Auch diese Maßnahme dient in erster Linie der Arbeitsbeschaffung. Ziel ist es, eine abwechslungsreiche Parkanlage zu gestalten. Der Kanal wird dafür lediglich bis zur ehemaligen Wasseroberfläche aufgefüllt, die aus Backstein gemauerten Ufereinfassungen läßt man stehen. In dem entstehenden Graben werden Grünanlagen, Beete und Rasenflächen angelegt.

 

Mit dem Mauerbau 1961 wird der Kanalabschnitt, den wir jetzt durchwandern, ein Teil der Grenzanlagen. Zu diesem Zweck wird der Graben bis auf Straßenniveau aufgefüllt und planiert. Nach dem Fall der Mauer stellt man ihn schließlich nach und nach wieder her - Arbeiten, die im Jahre 2008 ihren Abschluß finden. Von den ehemaligen Grenzanlagen ist heute hier nichts mehr zu sehen.

Das Gewerkschaftshaus am Engeldamm.

Das Gewerkschaftshaus am Engeldamm.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Nachdem wir die Adalbertstraße überquert haben, passieren wir auf der rechten Seite, am Engeldamm Nummer 64, ein markantes Gebäude mit einer Backsteinfassade. 1900 wird es als eines der ersten Gewerkschaftshäuser eröffnet. 92 Einzelgewerkschaften gibt es damals, und die meisten von ihnen haben im Vorderhaus ihre Büros. Bald schon entwickelt sich das Gebäude zur Zentrale der deutschen Gewerkschaftsbewegung. In der Bevölkerung bürgert sich alsbald der Name “Rote Engelburg” ein. Als ab 1933 die Faschisten die Gewerkschaften zerschlagen, besetzt die SA das Gebäude. Von nun an nutzen die NS-Organisationen “Deutsche Arbeitsfront” und “Kraft durch Freude” das Haus, dem man den Namen “Haus der deutschen Arbeit” verordnet. Im Zweiten Weltkrieg übernimmt es das Rote Kreuz als Notkrankenhaus, bis es durch die Bombenangriffe schwere Schäden erleidet. Auch nach dem Krieg bleibt es Krankenhaus. Nach dem Ende der DDR ist hier von 1992 bis 1997 das Tropeninstitut des Landes Berlin untergebracht, nach dessen Auszug das Gebäude schließlich privat vermietet wird, was es bis heute ist. An der Fassade am Eingang des Hauses ist eine Gedenktafel für Leo Martin Arons angebracht. Der Physiker und Erfinder der Quecksilberdampflampe ist auch Sozialdemokrat und fördert als solcher maßgeblich die freien Gewerkschaften. Das Gebäude wird 1900 auch mittels seiner großzügigen Unterstützung errichtet. Als er 1919 stirbt, erhält er im Hof des Hauses seine Grabstätte, die jedoch von den deutschen Faschisten schließlich zerstört wird.

 

Am Ende von Bethanien- und Engeldamm erreichen wir das Engelbecken. Dieses vergleichsweise große Wasserbassin ist der letzte erhaltene Teil des ehemaligen Luisenstädtischen Kanals, der hier im rechten Winkel nach Kreuzberg hinein abzweigt und weiter zum Urbanhafen im Landwehrkanal führt. Benannt sind Engelbecken und Engeldamm, der ursprünglich Engelufer genannt wurde, nach dem Erzengel Michael.

Blick über das Engelbecken.

Blick über das Engelbecken.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
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Ihm ist auch die St.-Michael-Kirche gewidmet, die sich rechterhand in der Grünanlage auf dem Michaelkirchplatz befindet. Erbaut wird sie 1851, so daß sie heute zu den ältesten katholischen Kirchenbauten in Berlin gehört. Der Architekt ist Johann August Carl Soller, ein Schüler Karl Friedrich Schinkels. Er ist in seiner Kirche bestattet. Diese dient zunächst vorwiegend als Garnisonskirche, das heißt, sie ist die Kirche einer Militärgemeinde, der etwa dreitausend katholische Soldaten angehören. Bald jedoch kommt eine Zivilgemeinde hinzu, an die die Kirche 1877 übergeht. In den Jahren 1903 bis 1905 ist Bernhard Lichtenberg als Kaplan an der St.-Michael-Kirche tätig. Als im Februar 1945 Bombenangriffe die gesamte Luisenstadt fast völlig zerstören, wird auch die St.-Michael-Kirche schwer beschädigt. In den 1950er Jahren beginnt der Wiederaufbau, wird aber durch den Mauerbau und die damit verbundene Teilung der Gemeinde unterbrochen und bis heute nicht vollendet. Daher sind nur Teile der Kirche nutzbar. Nach dem Fall der Mauer kommt es aufgrund ihrer unterschiedlichen Entwicklung zu keiner Wiedervereinigung der beiden einst getrennten Gemeinden. Sie werden schließlich anderen Gemeinden angegliedert.

Von unserem Standort am Engelbecken können wir auf dem First an der Stirnseite der Kirche eine Statue erkennen. Es handelt sich dabei um die Kopie einer vom Bildhauer August Kiß geschaffenen Skulptur des Erzengels Michael. Unser Weg führt uns nun nach rechts zur Grünanlage auf dem Michaelkirchplatz. Bevor wir diese jedoch betreten, werfen wir noch einen Blick auf das rechts von uns an der Ecke Engeldamm / Michaelkirchplatz stehende Gebäude. Es ist das Haus des Deutschen Verkehrsbunds, der Gewerkschaft der Transportarbeiter, für die es zwischen 1927 und 1930 nach Entwürfen von Bruno Taut errichtet und von seinem Bruder Max Taut vollendet wird. Gewerkschaftlich genutzt bis in die 2000er Jahre hinein, ist es heute nur noch ein Büro- und Geschäftshaus.

Durch die Grünanlage auf dem Michaelkirchplatz gehen wir an der Kirche vorbei in die Michaelkirchstraße hinein. Hier begleiten links und rechts hohe Plattenbauten unseren Weg. Sie gehören zum Heinrich-Heine-Viertel, einem ab 1958 im östlichen Teil Berlins errichteten Neubaugebiet. Die ursprüngliche Bebauung dieses Teils der alten Luisenstadt war dem Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zum Opfer gefallen. Hatte man sich in den ersten Jahren noch vorwiegend auf Wohnhäuser mit vier Stockwerken konzentriert, so sind es im zweiten Bauabschnitt, dessen Gebiet wir gerade durchwandern, vorwiegend zehngeschossige Häuserblöcke, die neuen Wohnraum für viele tausend Menschen schaffen.

Das Heizkraftwerk Berlin-Mitte an der Köpenicker Straße.

Das Heizkraftwerk Berlin-Mitte an der Köpenicker Straße.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
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Als die Michaelkirchstraße wenig später auf die Köpenicker Straße trifft, stehen wir unmittelbar vor den Anlagen des Heizkraftwerks Mitte. Das heutige Kraftwerk wird in den Jahren 1994 bis 1996 nach Plänen des Architekten Jochem Jourdan errichtet und ersetzt eine alte Anlage, deren ehemaliges Kraftwerksgebäude heute als Ausstellungshalle genutzt wird. Wir biegen hier nach links in die Köpenicker Straße ein und folgen ihr, bis rechts eine schmale Straße abzweigt. Die Ohmstraße, der wir nun folgen, kann man schon fast als Gasse bezeichnen, so schmal ist sie. In ihrem hinteren Drittel passieren wir einige Häuser, die alle aus den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts stammen. Wenige Meter weiter endet die Ohmstraße an der Rungestraße. Hier gehen wir nach links und erreichen auf der rechten Straßenseite mit der Hausnummer 25-27 einen Gewerbehof, das sogenannte Jannowitz-Center. Hier befindet sich ab 1908 die erste öffentliche Lesehalle in Berlin, die 1895 in der Neuen Schönhauser Straße eröffnet worden und, nach einem Intermezzo in der Münzstraße von 1902 bis 1908, hierher umgezogen war. Für deren hauptamtliche Leiterin und damit Deutschlands erste Bibliothekarin, Bona Peiser, ist an diesem Haus eine Gedenktafel angebracht. Sie war maßgeblich an der Entwicklung des Bibliothekswesens beteiligt und hatte großen Anteil daran, in den Anfangsjahren des zwanzigsten Jahrhunderts in Berlin den Ausbau der Lesehallen voranzubringen. Als sie 1929 stirbt, wird sie auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt.

 

Die Rungestraße trifft kurz darauf auf die Brückenstraße, in die wir rechts einbiegen. Nun sind es nur noch wenige Meter, dann haben wir die Jannowitzbrücke erreicht. Ihren Namen hat sie vom Berliner Baumwollfabrikanten Christian August Jannowitz, der mit seiner Brückenbau-Aktiengesellschaft 1822 die erste hölzerne Brücke an dieser Stelle errichten läßt. Bis 1825 bleibt diese namenlos, ehe sie den Namen des Fabrikanten erhält, der für jede Passage sechs Pfennig Maut kassiert, um so seine Investion wieder hereinzuholen. Als 1831 der Preußische Staat die Brücke kauft, geht sie in öffentlichen Besitz über. Anfang der 1880er Jahre errichtet man eine eiserne Brücke, die aber 1927 für den Bau der heutigen U-Bahnlinie 8 weichen muß. Anfang der 1930er Jahre wird sie neu errichtet, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zur Behinderung der Roten Armee jedoch gesprengt. Es dauert bis 1952, bevor ein Neubau der Brücke in Angriff genommen wird. Dieser ist 1954 abgeschlossen.

Vor der Brücke steht auf der linken Straßenseite ein großes Gebäude, das mit einem massiven Zaun umgeben ist.  Errichtet wird der Bau 1988 nach Plänen des Architekten Jens Ebert. Kurze Zeit als Hotel genutzt, wird es schließlich Sitz des Vorstandes des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) der DDR. Nach deren Ende entsteht hier ein Kongreßzentrum, das jedoch nicht lange existiert. Als 1991 Berlin zur Bundeshauptstadt erklärt wird, zieht die Chinesische Botschaft ein, die bis heute hier ihren Sitz hat.

Mit der Brücke haben wir die Spree wieder erreicht. Wir überqueren den Fluß und gelangen so zum direkt am anderen Ufer gelegenen S-Bahnhof auf dem Viadukt der Berliner Stadtbahn. Hier endet unsere dritte Etappe auf dem Grünen Hauptweg® Nummer 1.

Bei der Bezeichnung “20 Grüne Hauptwege” handelt es sich um eine Wortmarke der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, von der auch die Streckenführung der Wege entwickelt wurde. Wegbeschreibungen und Etappeneinteilung unterliegen sowohl Urheberschaft als auch Copyright von anderes-berlin.de. Sie entsprechen dem Stand der Wegführung vom Mai 2012. Änderungen, die zwischenzeitlich von der Senatsverwaltung vorgenommen wurden, sind möglicherweise (noch) nicht berücksichtigt. Die angezeigten Karten wurden von uns selbst mittels Google Maps und Google Earth erstellt.

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Zuletzt geändert: 07 August, 2012