Die Ausmaße der Zerstörung Berlins am Ende des 2. Weltkrieges waren enorm. 20% der Gebäude waren völlig vernichtet und über 50% beschädigt. Der Verlust an Wohnraum belief sich auf über 40%. Dazu hatte nicht zuletzt Hitlers Befehl, Berlin zur Festung zu erklären und bis zuletzt zu verteidigen, beigetragen. Dadurch gab es zugleich unermeßlich viele Opfer unter der Bevölkerung, die zu Beginn des Krieges bei 4,3 Millionen lag und bei Kriegsende nur noch 2,8 Millionen umfaßte. Allerdings sind hier auch die Zahlen evakuierter Frauen und Kinder zu berücksichtigen.
Der Zusammenbruch Berlins war total. Verkehrsnetz, Wasser-, Gas- und Stromversorgung waren zerstört. Nur langsam kam das Leben in der Stadt wieder in Gang.
Zunächst übte die sowjetische Besatzungsmacht allein die Herrschaft in Berlin aus. Aufgrund der alliierten Beschlüsse und Verträge erhielt der alliierte Kontrollrat in Berlin seinen Sitz als oberste Militärregierung für Deutschland. Damit wurde die Hauptstadtfunktion Berlins unterstrichen. Die Stadt wurde in 4 Sektoren eingeteilt und von den 4 Mächten gemeinsam durch eine alliierte Kommandantur verwaltet. Die Westmächte hatten im Juli 1945 ihre jeweiligen Sektoren in der Stadt besetzt.
Erschwerend für die Wiederingangsetzung der Wirtschaft kam hinzu, daß Betriebe, soweit sie nicht zerstört waren, seitens der Sowjetunion demontiert wurden (neben Berlin in der gesamten sowjetischen Besatzungszone), so daß die Produktionskapazität auf ein Minimum gegenüber der Vorkriegszeit sank. Rationierungen und Kontigentierungen von Lebensmitteln, Strom, Gas und Wasser, die lange Zeit anhielten, erschwerten die Lebensumstände der Berliner Bevölkerung. Daher waren Schwarzmarkt und Hamsterfahrten auf das Land, um die kargen Rationen etwas aufzubessern, an der Tagesordnung.
Unmittelbar nach Kriegsende begannen sich demokratische Kräfte in der Stadt zu regen. Der Befehl Nr. 2 der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) vom 10. Juni 1945 erlaubte den Zusammenschluß von Parteien. SPD, KPD, CDU und LDPD entstanden wieder, auch Gewerkschaften (FDGB) wurden gegründet.
Mit Förderung der sowjetischen Besatzungsmacht wurde der "Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands" gegründet, dem namhafte Gelehrte, Literaten und Künstler angehörten.
Bei den ersten freien Wahlen nach dem Faschismus, die am 20. Oktober 1946 zum Berliner Abgeordnetenhaus stattfanden, handelte es sich zugleich um die letzten freien Wahlen Gesamtberlins für eine Zeit von über 40 Jahren. Die SED, inzwischen aus der Vereinigung der KPD und der SPD im April 1946 hervorgegangen, erhielt 19,8% der Stimmen. Die SPD, die in den Westsektoren antrat, wo eine Vereinigung mit der KPD verhindert worden war, erhielt dagegen 48,7% der Stimmen.
Diese Entwicklung, einhergehend mit vielen anderen Problemen, war nicht zuletzt schon Ausdruck der zunehmenden Differenzen zwischen der Sowjetunion und den Westmächten. Die internationalen Spannungen nahmen zu, der kalte Krieg hatte bereits begonnen. Die Geschichte Berlins nach 1945 ist untrennbar, ja sogar an exponierter Stelle, in diese Entwicklungen eingebettet.
Eine Zuspitzung der Lage entstand 1948. Am 20. März 1948 verließ die Sowjetunion den Alliierten Kontrollrat und am 1. Juli auch die Alliierte Kommandantur für Berlin. In den Westzonen wurde die Währungsreform unter Einbeziehung Westberlins eingeführt. Damit wurde auch Berlin in ein Ost- und Westmarkgebiet geteilt. Die Sowjetunion sperrte daraufhin alle Zufahrtswege nach Westberlin. Die sogenannte Blockade wurde wirksam. Die Luftbrücke der Amerikaner wurde eingerichtet, die Westberlin mit allen lebenswichtigen Gütern versorgte und gleichzeitig die Westberliner Erzeugnisse exportierte.
Im Herbst 1948 erfolgte dann auch die Trennung der Stadtverwaltung. In Westberlin wurde das Schöneberger Rathaus zum Verwaltungs- und politischen Mittelpunkt. In Ostberlin bleibt das Rote Rathaus Sitz der eingesetzten Stadtverwaltung. Damit war die Spaltung der Stadt vollzogen und dauerte, ebenso wie die durch die Gründung der BRD im Mai 1949 und der DDR im Oktober 1949 vollzogene Teilung Deutschlands, bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 über 42 Jahre an.
Am 1. Oktober 1950 trat in Westberlin einen neue Verfassung in Kraft. Westberlin wurde zugleich Stadt und auch Bundesland. Eine vollkommene Eingliederung als Bundesland in die BRD wurde jedoch durch alliierte Vorbehalte wegen des Viermächtestatus verhindert. Dennoch wurden Westberliner Vertreter in den Bundestag entsandt, wenngleich nur mit beratender Stimme. Bundesgesetze galten für Westberlin nur dann, wenn sie extra von der Stadt übernommen wurden. Das Abgeordnetenhaus als Legislative, der Senat mit dem Regierenden Bürgermeister an der Spitze, bildeten die Regierungsorgane in Westberlin. Erster Regierender Bürgermeister wurde Ernst Reuter.
Ostberlin wurde mit der Gründung der DDR als deren Hauptstadt deklariert. Hier erhielt die Regierung der DDR ihren Sitz. Für die Stadtverwaltung selbst blieben die alten Bezeichnungen Stadtverordnetenversammlung (Legislative) und Magistrat (Exekutive) bestehen. Erster Oberbürgermeister wurde Friedrich Ebert, der Sohn des ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, Friedrich Ebert.
In Westberlin ging der Aufbau, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet, schnell voran. Alte bzw. rückständige Wohn- und Arbeitsgebiete wurden saniert. Märkisches Viertel, Hansa-Viertel, Gropiusstadt, um nur 3 Beispiele zu nennen, zeugen davon. Allein bis 1963 entstanden 230.000 neue Wohnungen. Die beiseite geräumten Trümmer wurden, soweit nicht zum Aufbau benötigt, zu Trümmerbergen aufgeschüttet und bepflanzt. So entstand neben anderen anderen Bergen, wie dem Insulaner in Schöneberg und der Marienhöhe in Tempelhof, der Teufelsberg im Grunewald, der mit 110 Metern Höhe der größte Trümmerberg Berlins ist.
Die Industrieproduktion nahm einen großen Aufschwung. Gab es 1950 über 300.000 Arbeitslose in Westberlin, so sank deren Zahl bis auf 30.000 im Jahre 1957. Dafür wirkten sich neben dem Fleiß und Anstrengungen der Westberliner nicht zuletzt auch die Wirtschaftshilfe der Bundesrepublik und der Marshall-Plan sehr begünstigend aus.
Auch in Ostberlin wurde seitens der Bürger mit gleichem Engagement am Wiederaufbau der Stadt gearbeitet, jedoch ging es hier langsamer voran. Das ist nicht zuletzt auf die schwersten Zerstörungen in der Innenstadt, die im Vergleich zu Westberlin geringere Bevölkerungsdichte, die Reparationsleistungen an die Sowjetunion und auch auf keinerlei Hilfeleistung von außen zurückzuführen. Dennoch gab es beachtliche Erfolge beim wirtschaftlichen Aufbau. Auch beim Wohnungsbau, z. B. dem Aufbau der damaligen Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee bzw. Frankfurter Allee), die heute unter Denkmalsschutz steht, der Neubebauung des Alexanderplatzes, beim Wiederaufbau bzw. der Restaurierung historischer Gebäude in der Straße Unter den Linden und auf der Museumsinsel wurden sichtbare Erfolge verbucht. Dagegen wurde der Marx-Engels-Platz (heute wieder Schloßplatz) in seiner historischen Form durch die Sprengung des Stadtschlosses beseitigt, was einer Kulturbarbarei gleichzusetzen ist, da das Schloß zwar im Krieg schwer beschädigt wurde, aber durchaus hätte wieder restauriert bzw. erhalten werden können, ja müssen.
Auch auf kulturellem Gebiet war das Leben unmittelbar nach Kriegsende wieder erwacht. Die Opern begannen ihren Spielbetrieb, die Orchester konzertierten wieder. Zu nennen sind vor allem die Berliner Philharmoniker unter Chefdirigent Wilhelm Furtwängler, nach dessen Tod unter Herbert von Karajan, die internationales Ansehen erlangten. Auch die Theater waren wieder aktiv. Einen hohen Rang erreichten in den Folgejahren das Deutsche Theater unter der Intendanz von Wolfgang Langhoff und die Komische Oper unter Leitung Walter Felsensteins. Das Berliner Ensemble unter Bertolt Brecht und Helene Weigel errang internationalen Ruhm. Auch Namen wie Boleslaw Barlog, Erwin Piscator und G. R. Sellner kündeten von der hohen Qualität der Berliner Theater, die wieder zu führenden deutschen Bühnen wurden.
Aber auch das kulturelle und wissenschaftliche Leben blieb nicht lange unbeeinflußt von der Spaltung der Stadt. Bereits 1947 spaltete sich die Volksbühnenbewegung , 1948 wurde von Otto Suhr die Hochschule für Politik in Westberlin gegründet. Im selben Jahr gingen Professoren und Studenten der Humboldt-Universität, die sich der in Ostberlin eingeschlagenen Bildungspolitik verwehrten, nach Westberlin und gründeten in Dahlem die Freie Universität unter dem Rektorat des Historikers Friedrich Meinecke und des Kunsthistorikers Edwin Redslob. Die Technische Hochschule Charlottenburg wurde zur Technischen Universität. Auf dem Insulaner entstanden Sternwarte und Planetarium, die die im Ostberliner Bezirk Treptow gelegene Archenhold-Sternwarte ersetzen sollten. Darüber hinaus entstanden in Westberlin die Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz, weitere Bauten wie die Hochschule für Musik, das Schiller-Theater, die Deutsche Oper und die Akademie der Künste. Mit all diesen Einrichtungen wurde die eigenständige kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung Westberlins auf all jenen Gebieten forciert, wo die dafür vorhandenen Grundlagen im Berliner Osten lagen.
Dazu kamen später noch weitere Einrichtungen bzw. Bauten wie die 1962 gegründete Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die von Hans Scharoun fertiggestellte Philharmonie oder die 1968 von Mies van der Rohe gebaute Neue Nationalgalerie. Auch der Neubau einer Staatsbibliothek erfolgte. Selbige erhielt die nach Marburg und Tübingen ausgelagerten Bestände zurück. Zum kulturellen Aufbau Westberlins gehörten ebenso die seit 1951 durchgeführten Internationalen Filmfestspiele sowie große Ausstellungen und Messen in den Messehallen (z.B. Grüne Woche, Internationale Funkausstellung).
In den Jahren nach 1948 war also die Spaltung der Stadt weiter vertieft worden. Der kalte Krieg beherrschte die Verhältnisse maßgeblich. Vor allem das Jahr 1952 hatte eine weitere Zäsur gebracht. Es wurden die Telefonverbindungen zwischen beiden Teilen der Stadt unterbrochen und die kommunalen Versorgungsbetriebe (GASAG, BEWAG, Wasserbetriebe) getrennt. Die BVG war bereits 1949 gespalten worden. 1953 folgte die Trennung der Ost- und Westberlin verbindenden Straßenbahn- und Buslinien. Damit kam es in der Folgezeit zur getrennten Entwicklung von Wirtschaft und Verkehrswesen. Dennoch konnten die Sektorengrenzen noch weiter relativ ungehindert passiert werden, und es arbeiteten noch viele Ostberliner in Westberliner Betrieben.
1953 kam es in der Entwicklung der DDR zu krisenhaften Entwicklungen, deren Auswirkungen in Berlin sehr sichtbar waren. Die Regierung der DDR hatte im Frühjahr Beschlüsse gefaßt, die die Unzufriedenheit der Bevölkerung und insbesondere der Arbeiter rapide ansteigen ließen. Dazu gehörte vor allem die Erhöhung der Arbeitsnormen um 10%. Der Unmut entlud sich am 17. Juni 1953 in Streiks und Demonstrationen. In Ostberlin marschierten Bauarbeiter der Stalinallee zum Haus der Ministerien in der Leipziger Straße. Dort waren mehr als 10.000 Menschen versammelt, die Ulbricht und Grothewohl zu sprechen verlangten. Vor allem gegen Ulbricht richtete sich der Protest und gipfelte in der Forderung nach dessen Rücktritt. Daß die Normerhöhung bereits rückgängig gemacht worden war, fand bei den Massen schon keine Beachtung mehr. In der Folge kam es auch zu Gewaltakten. Der sowjetische Stadtkommandant verhängte den Ausnahmezustand und sowjetische Panzer wurden in die Stadt beordert, um die Ordnung wieder herzustellen.
Die Ereignisse wurden von beiden Seiten unterschiedlich bewertet. Die Führung der SED und die Regierung der DDR betrachteten sie als vom Westen gesteuerte Konterrevolution. In der Bundesrepublik und Westberlin wurde dieser Tag als Volks- oder Arbeiteraufstand gegen das Ulbricht-Regime bewertet und als "Tag der Deutschen Einheit" zum Feiertag erhoben. Beide Interpretationen galten für die jeweilige Seite unverändert bis zur Wiedervereinigung, also fast vierzig Jahre. Der historischen Wahrheit dürften jedoch beide nicht voll entsprechen. Zweifellos handelte es sich um spontane Ausbrüche der Arbeiterschaft, die ihren berechtigten Forderungen Gehör verschaffen wollten. Ebenso unbestritten dürfte sein, daß vom Westen aus mit allen gegebenen propagandistischen Mitteln eingewirkt wurde und auch nicht wenige Personen aus Westberlin direkt an den Auseinandersetzungen beteiligt waren.
In den nachfolgenden Jahren wurde die Situation zwischen Ost und West und damit auch zwischen Ost- und Westberlin vom Kalten Krieg beherrscht. Seit 1955 gehörten die beiden deutschen Staaten auch den beiden sich gegenüber stehenden militärischen Blöcken, der NATO und dem Warschauer Vertrag an. Seitens der Sowjetunion wurde Westberlin als besonderer Störfaktor betrachtet. So forderte die sowjetische Führung unter Chrustschow, Berlin in eine “Freie entmilitarisierte Stadt” umzuwandeln. Dieses Ziel, obwohl auf der Außenministerkonferenz der vier Siegermächte 1959 in Genf verhandelt, wurde nicht erreicht.
In diesen Jahren hatte Westberlin wirtschaftlich mit Hilfe der BRD und der Westalliierten einen raschen Aufschwung genommen. Das sogenannte Wirtschaftswunder in der BRD wirkte sich auch hier aus. So wurde es immer mehr zum Schaufenster des Westens für die Bevölkerung Ostberlins und der DDR. Wenngleich es auch der DDR gelungen war, wirtschaftlich bedeutende Ergebnisse zu erzielen, war die Entwicklung jedoch wesentlich langsamer gegangen. Zunehmend kam es daher zu einem Flüchtlingsstrom von Ost nach West, der in seinen Ausmaßen die weitere Konsolidierung des sozialistischen Systems in der DDR zu gefährden drohte. Über 3 Millionen Menschen hatten seit 1949 die DDR verlassen, die meisten von ihnen über Westberlin.
Aufgrund dieser Entwicklung und der zunehmenden internationalen Spannungen kam es in Abstimmung mit der Sowjetunion und den anderen Staaten des Warschauer Vertrages am 13. August 1961 zum Bau der Mauer in Berlin und der Schließung der Grenze zwischen der DDR und der BRD.
Die Mauer teilte Berlin auf einer Länge von 156 Kilometern. Fast 200 Haupt- und Nebenstraßen wurden zerschnitten und der durchgehende U- und S-Bahnverkehr unterbrochen. Das war ein riesiger Einschnitt in die Entwicklung der Stadt und ihrer Menschen auf beiden Seiten. Die Mauer verhinderte fortan, daß sich Familien, Verwandte und Freunde wie gewohnt besuchen bzw. sehen konnten. Erst nach über 2 Jahren kam es zum ersten Passierscheinabkommen, gültig vom 18. Dezember 1963 bis 5. Januar 1964, das es Westberlinern ermöglichte, ihre Verwandten in Ostberlin zu besuchen.
Im Juni 1963 hatte der Präsident der USA, John F. Kennedy Westberlin besucht. In seiner berühmt gewordenen Rede vor dem Schöneberger Rathaus hatte er die Westberliner seiner Solidarität versichert und sagte unter dem Jubel der anwesenden Kundgebungsteilnehmer auf deutsch die Worte “Ich bin ein Berliner”.
Die Entwicklung in beiden Stadthälften ging nach dem Mauerbau jeweils eingegrenzt vonstatten. Es gab keinerlei gegenseitige Durchdringung mehr. Allerdings waren in den 60er Jahren die Passierscheinabkommen fortgeführt worden. Die Besuche fanden jedoch immer nur in einer Richtung statt. Ostberliner konnten also nicht zu Besuch nach Westberlin.
In der zweiten Hälfte der 60er Jahre erlebte Westberlin zahlreiche Protestaktionen, Demonstrationen der Studenten und der außerparlamentarischen Opposition. Bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien am 2. Juni 1967 wurde der Student Benno Ohnesorg erschossen. Am 11. April 1968 wurde der Studentenführer Rudi Dutschke auf offener Straße durch einen Kopfschuß schwer verletzt. Er starb an den Folgen. Heftige weitere Proteste waren die Folge.
Widerstand formierte sich parteipolitisch auch in der “Alternativen Liste (AL)” sowie in zahlreichen Bürgerinitiativen. Insgesamt muß man feststellen, daß die geteilte Stadt bis zur Wiedervereinigung 1990 Brennpunkt und Spiegelbild der internationalen Lage und der Entwicklung der Beziehungen zwischen den Blöcken blieb.
Dennoch kam es in den 70er Jahren zu Erleichterungen im Verhältnis beider Teile der Stadt. Dies war selbstverständlich nur auf Grund der zwischen Ost und West insgesamt vor sich gehenden Veränderungen möglich geworden.
Am 3. September 1971 unterzeichneten die Botschafter der vier Siegermächte das Viermächteabkommen über Berlin, wodurch die Beziehungen zwischen Ost- und Westberlin eine neue Grundlage erhielten.
Die Kontakte verstärkten sich, es entstanden auf wirtschaftlichem und humanitärem Gebiet Weiterungen, der seit 1952 abgebrochene Telefonverkehr zwischen beiden Stadthälften wurde wieder geschaltet, Westberliner konnten wieder nach Ostberlin einreisen und auch der Transitverkehr zwischen Westberlin und der Bundesrepublik wurde erleichtert.
1974 folgte die Unterzeichnung des Grundlagenvertrages zwischen der DDR und der BRD und auf dessen Grundlage die Errichtung der Ständigen Vertretung der BRD in Ostberlin und die der DDR in Bonn.
1984 wurde die S-Bahn in Westberlin, die bis dahin zur Reichsbahn der DDR gehört hatte, von der BVG Westberlins übernommen. Anläßlich der 750-Jahrfeier Berlins 1987 (1237 erste urkundliche Erwähnung der Stadt Cölln) fanden in beiden Teilen der Stadt vielfältige kulturelle, wissenschaftliche und politische Veranstaltungen statt. Dabei war das Bestreben auf beiden Seiten spürbar, den jeweils anderen Teil der Stadt zu übertreffen, um die eigene Bedeutung für die Stadt, für Deutschland und darüber hinaus zu unterstreichen.
Eine neue Zäsur entstand im Jahre 1989. Zunächst hatten in Westberlin Wahlen zum Abgeordnetenhaus stattgefunden. Daraus gingen SPD und AL als Sieger hervor und bildeten den neuen Senat mit Walter Momper (SPD) als Regierenden Bürgermeister an der Spitze.
In Ostberlin und in der gesamten DDR hatten sich in den 80er Jahren die politischen Verhältnisse stark gewandelt. Zwar funktionierte nach außen hin alles wie bisher, aber in der Bevölkerung nahm die kritische Haltung zu allen Fragen des Lebens zu und wurde immer offener abweichend von den offiziell über die Medien verbreiteten Auffassungen diskutiert. Das geschah keineswegs nur in oppositionellen Gruppen, sondern ging bis in gesellschaftliche Organisationen und Institutionen und bis in die Mitgliederschaft der SED. Eine nicht geringe Rolle spielte dabei, daß die Menschen tagtäglich im Westfernsehen verfolgen konnten, wie das Leben im anderen deutschen Staat aussah, was man sich dort leisten und welche Weltanschauung man sich durch das Anschauen der Welt aneignen konnte.
Diese Situation fand nicht zuletzt in der sprunghaft steigenden Zahl von Ausreiseanträgen von DDR-Bürgern ihren Ausdruck. Damit wurde die materielle Situation zum entscheidenden Faktor, der auf Veränderung drängte.
Am 7. Oktober 1989 wurden noch mit großem Aufwand die Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR in Ostberlin abgehalten. Die Stimmung der Bevölkerung konnte jedoch damit nicht kaschiert werden.
Zunächst kam es noch in der Führung der SED zu Veränderungen, Honecker wurde abgelöst und Krenz Generalsekretär des ZK der SED, aber auch das hielt die Entwicklung nicht mehr auf.
Am 4. November 1989 versammelten sich mehr als 500.000 Menschen (die Angaben über die Teilnehmerzahl schwankten von einer halben bis einer Million) auf dem Alexanderplatz zu einer Großkundgebung der Künstler. Die Organisation lag vornehmlich bei Vertretern der Ostberliner Theater. Unter den Rednern befanden sich Christa Wolf, Stefan Heym, Christoph Hein, Jens Reich, Marianne Birtler, Gregor Gysi, Lothar Bisky, Markus Wolf u. a. Es herrschte eine euphorische Aufbruchsstimmung.
Auf einer Pressekonferenz am 9. November 1989 teilte der SED-Chef Ostberlins, Schabowski, mit, daß die Reisebeschränkungen für DDR-Bürger für Reisen in die BRD und ins kapitalistische Ausland aufgehoben seien. Das bedeutete den Fall der Mauer, die Menschen strömten nach Westberlin. Ähnliches spielte sich dann auch an den Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD ab. In der Entwicklung nach diesem Zeitpunkt überstürzten sich die Ereignisse. Es gab in der Folgezeit einen massenhaften Reiseverkehr von Ost nach West. Bisherige Sperrzonen an der Mauer und der Grenze zur BRD wurden nach und nach beseitigt.
Ein Höhepunkt in dieser Entwicklung war für Berlin die Öffnung des Brandenburger Tores am 22. Dezember 1989. Das geschah in feierlicher Form in Anwesenheit des Ministerpräsidenten der DDR, Hans Modrow, und des Bundeskanzlers der BRD, Helmut Kohl, sowie des Regierenden Bürgermeisters von Westberlin, Walter Momper und des Oberbürgermeisters von Ostberlin, Erhard Krack.
Ein reger Reiseverkehr von Ost nach West, aber auch in umgekehrter Richtung, setzte zu den Weihnachtsfeiertagen 1989 ein. Ein besonderer Höhepunkt war die Feier zum Jahreswechsel am Brandenburger Tor und seiner Umgebung, an der schätzungsweise eine Million Berliner und ihre Gäste teilnahmen.
Am 18. März 1990 fanden in der DDR die ersten freien Volkskammerwahlen statt. Die CDU in ihrem Bündnis mit der Demokratischen Sozialen Union (DSU) und dem Demokratischen Aufbruch als "Allianz für Deutschland" erhielt die Stimmenmehrheit. Die danach gebildete Regierung unter Ministerpräsident Lothar de Maizière bereitete die Wiedervereinigung vor. Den Einigungsvertrag, durch den der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 festgeschrieben wurde, unterzeichneten Bundesinnenminister Schäuble und DDR-Staatssekretär Krause am 31. August 1990 in Kronprinzenpalais Unter den Linden in Berlin. Damit wurde sicherlich der Wählerauftrag nach einer schnellen Herstellung der Einheit Deutschlands erfüllt.
Bei den Kommunalwahlen in Ostberlin am 6. Mai 1990 ging die SPD mit 34,03% vor der PDS mit 29,99%, der CDU mit 17,69% und Bündnis 90 mit 9,87% als stärkste Partei hervor. SPD und CDU bildeten eine Koalition. Die Stadtverordneten wählten am 29. Mai 1990 den Magistrat, und zwar mit 9 Stadträten der SPD und 5 der CDU. Oberbürgermeister wurde Tino Schwierzina (SPD).
Am 12. Juni 1990 fand im Roten Rathaus in Ostberlin die erste gemeinsame Sitzung des Magistrats von Ostberlin und des Senats von Westberlin statt. Fast 42 Jahre waren seit der Spaltung der Stadtverwaltung vergangen, ehe es dazu kommen konnte. Eine gemeinsame Erklärung enthielt die Versicherung, alles dafür zu tun, daß die Einheit der Stadt so schnell wie möglich hergestellt wird. Einen Tag später wurde symbolisch mit dem Abriß der Mauer an der Bernauer Straße Ecke Ackerstraße begonnen.
Auch die Normalisierung des Verkehrs begann. Beispielsweise nahmen schon am 2. Juli 1990 die ersten durchgehenden S-Bahnzüge zwischen Wannsee und Erkner sowie Königs Wusterhausen den Betrieb auf, und bei der U-Bahn wurden alle stillgelegten Bahnhöfe der Linien 6 und 8 wieder geöffnet.
Auf dem Flughafen Tegel landete am 2. Oktober 1990 erstmals ein Flugzeug der Lufthansa. Es brachte Bundestagsabgeordnete zu den Einheitsfeierlichkeiten nach Berlin. Diese Festlichkeiten fanden ihren Höhepunkt in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990 in der Umgebung des Reichstages, wo ca. eine Million Menschen die Wiederherstellung der Einheit feierte.
Am 4. Oktober 1990 tagte im Reichstagsgebäude zum ersten Mal das gesamtdeutsche Parlament. Es kann davon gesprochen werden, daß Berlin mit dieser Tagung seine Funktion als Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands wiederaufgenommen hatte.
Abschließend soll nochmals unterstrichen werden, daß der 9. November 1989, der Tag der Maueröffnung, ein historisches Datum für Berlin und Deutschland war und bleiben wird.
Es gibt wohl kaum jemanden, der diese Entwicklung rückgängig machen möchte, der es nicht begrüßen würde, daß Berlin und Deutschland wieder vereint sind. Zugleich aber ist feststellbar, daß die Wendeeuphorie einer Ernüchterung aufgrund der harten Realitäten des Alltages weichen mußte. Es hat die Zahl derer erheblich zugenommen, die angesichts der komplizierten wirtschaftlichen und finanziellen Lage Berlins die Entwicklung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse zunehmend kritisch betrachten, und die sich für die Zukunft eine vor allem sozial gerechtere Gesellschaft wünschen.
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