Direkt vor dem Kasino im Schloßpark Glienicke steht eine Plastik, die dem einen oder anderen Betrachter merkwürdig bekannt vorkommen dürfte: der Betende Knabe.
Die Skulptur des Betenden Knaben ist im neunzehnten Jahrhundert genauso berühmt wie die Venus von Milo. Friedrich der Große kauft sich im Jahre 1741 in Paris die dort zum Verkauf angebotene größte private Antikensammlung des achtzehnten Jahrhunderts - die Sammlung des Kardinals Melchior de Polignac. Er läßt sie nach Berlin bringen, und sie wird schließlich zum Grundstock der Berliner Museen.
Eine der Figuren wählt sich Friedrich II. aus, weil sie ihm am besten gefällt. Er läßt sie unter einer Gartenpergola neben dem Schloß Sanssouci, seinem Sommersitz in Potsdam, aufstellen, und zwar so, daß er sie von seinem Bibliotheks- und Arbeitszimmer aus im Garten sehen kann. Es ist der Betende Knabe.
Auch Prinz Karl findet später Gefallen an dieser Figur und läßt im neunzehnten Jahrhundert eine Kopie anfertigen und diese neben seinen Gartenpavillon im Glienicker Schloßpark aufstellen.
Vermutlich im Zuge der Auktionen in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wird das Stück dann von einem Bürger der Stadt Zürich erworben und gelangt so aus Deutschland hinaus. Glücklicherweise schenkt er die überaus wertvolle Plastik Jahre später der Stadt Berlin zurück, so daß sie heute wieder ihren angestammten Platz im Schloßpark Glienicke einnimmt.
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