Im Jahr 1884 öffnet an der Stelle, an der einst das Wirtshaus “Stelzenkrug” stand, ein neues Hotel seine Pforten. Am Alexanderplatz, genauer an der Ecke Alexanderstraße und Neue Königstraße (der heutigen Otto-Braun-Straße), erhebt sich nun nach knapp zwei Jahren Bauzeit das prächtige Grand-Hôtel Alexanderplatz, das nach dem “Kaiserhof” in der Wilhelmstraße, errichtet zwischen 1873 und 1875, und dem “Central-Hotel” direkt am Bahnhof Friedrichstraße, errichtet von 1879 bis 1880, der dritte große Hotelbau in Berlin ist.
Seine Fassade zeigt die Abkehr von der ruhigen klassizistischen Architektur und den Übergang zum Prunk der wilhelminischen Ära mit seinen vielen Erkern, Giebeln und Türmchen, dem Stil der sogenannten Neorenaissance. Die Entwürfe dafür liefern die Architekten Wilhelm Martens, Matthias von Holst und Carl Zaar. Die meisten ihrer Berliner Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Von Zaar sind lediglich noch einige Zoobauten wie das Portal und das Aquarium erhalten geblieben.
Auf vier Etagen bietet das Hotel insgesamt 185 Gästezimmer, die in den ersten Jahren hauptsächlich von Geschäftsreisenden gebucht werden. An den Straßen beherbergt das Gebäude Läden, ein Café, später auch eine Gaststätte. Doch schon bald verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage des Hotels rapide. Noch in der Kaiserzeit müssen Räume für andere Gewerbe abgegeben werden, da das Hotel nicht mehr ausgebucht ist.
So eröffnet am 4. September 1909 im Großen Saal des Grand-Hôtel das Union-Theater, oft kurz auch als U. T. bezeichnet, ein Kino. Dieser vom Frankfurter Unternehmer Paul Davidson geführte Kinobetrieb richtet in den Folgejahren weitere Kinos in Berlin ein. Dasjenige im Grand-Hôtel besteht bis 1943 – als Ufa-Kino.
Nach dem Ersten Weltkrieg, noch im Jahr 1919, wird das Hotel schließlich endgültig geschlossen. Das Gebäude wandelt man in ein Büro- und Geschäftshaus um. Zwischenzeitlich geht es in den Besitz der Engelhardt-Brauerei über, wird aber 1929 von der Berolina Grundstücks-AG im Auftrag der Stadt erworben, die rings um den Platz Gebäude aufkauft, um freie Hand für dessen Neugestaltung und den U-Bahn-Ausbau zu haben. Das Hotel entgeht jedoch dem großen Abriß am Alexanderplatz am Ende der 1920er Jahre, da es weder den geplanten Neubauten noch der U-Bahn im Wege steht. So existiert es in den dreißiger Jahren immer noch, ist seit 1933 im direkten Besitz der Stadt, aber dennoch schon recht zerfallen und schmutzig. Der Zweite Weltkrieg bereitet mit seinem Bombenhagel auf das Zentrum der Stadt in den letzten Kriegsjahren dann auch dem Grand-Hôtel Alexanderplatz ein trauriges Ende.
Ich danke Herrn Lutz Mauersberger vom BERLIN MITTE ARCHIV für seine Hinweise auf korrekturbedürftige Angaben in diesem Artikel.