Die Lehrerhäuser am Alexanderplatz – das sind zwei Gebäude, die sowohl mit der Geschichte des Platzes selbst als auch mit dem Lehrerberuf eng verknüpft sind: das alte Lehrervereinshaus und das Haus des Lehrers. Ihre Geschichte beginnt im Jahre 1907, also weit vor der Errichtung des Hauses des Lehrers, wie es heute jeder Berliner kennt.
In jenem Jahr erwirbt der Lehrerverein, in dem überwiegend Volksschullehrer zusammengeschlossen sind, für 300.000 Goldmark das Grundstück in der Alexanderstraße 41 und beauftragt die Architekten Hans Toebelmann und Henry Groß mit den Entwürfen für ein sogenanntes Lehrervereinshaus. Bereits ein Jahr später wird mit der Errichtung des Baus begonnen. Es entsteht ein modernes Geschäftshaus mit einer Fassade im Jugendstil, das über Personen- und Lastenaufzüge verfügt und dem Verein als Mieteinnahmequelle dienen soll. Im Erdgeschoß des Hauptgebäudes ziehen eine Konditorei und ein Restaurant ein. Hinter diesem Hauptbau schließt sich ein Saalgebäude mit mehreren unterschiedlich großen Veranstaltungsräumen an. Der Lehrerverein bringt hier auch seine pädagogische Bibliothek unter – die Deutsche Lehrerbücherei. Zwei Weltkriege soll sie später überstehen, so daß ihr Bestand noch heute existiert.
Nachdem im Januar 1919 kurz nach der Niederschlagung des Spartakusaufstandes die beiden Arbeiterführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in Berlin ermordet worden waren, findet im größten der Veranstaltungssäle des Lehrervereinshauses am 2. Februar die Trauerfeier statt. Am 4. Dezember 1920 ist das Lehrervereinshaus Schauplatz des Vereinigungsparteitages von KPD und USPD.
In den dreißiger Jahren schalten die faschistischen Machthaber die Lehrerschaft in Deutschland gleich und lösen den bis dahin eigenständigen Lehrerverein auf. Das Lehrervereinhaus geht so in den Besitz des NS-Lehrerbundes über. Dieses Vorspiel zieht im Zweiten Weltkrieg den endgültigen Niedergang des Gebäudes nach sich, als es im Bombenhagel, der in den letzten Kriegstagen auf dem Alexanderplatz niedergeht, vollständig zerstört wird. Es hinterläßt eine klaffende Lücke, die zunächst die unmittelbaren Nachkriegsjahre überdauert.
Am 20. April 1961 – noch vor dem Bau der Berliner Mauer – faßt die Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin den Beschluß zum Aufbau des Zentrums der Hauptstadt der DDR. Bereits im selben Jahr, am 12. Dezember – die Pläne für die Neugestaltung des Alexanderplatzes sind noch weit von ihrer Fertigstellung entfernt – wird nicht weit vom ehemaligen Standort des Lehrervereinshauses der Grundstein für das Haus des Lehrers gelegt. Es ist damit der erste Neubau am Alexanderplatz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Entwürfe für das neue Gebäude entwickelt der Architekt Hermann Henselmann.
Die Bauarbeiten gehen schnell voran, so daß das Haus bereits 1964 fertiggestellt wird. Auf einer Grundfläche von 44 mal 15 Metern ist ein 56 Meter hohes Gebäude mit 12 Stockwerken entstanden. Seine Glas-Aluminium-Fassade ist für die damalige Zeit eine Neuheit in der Stadt. Rings um das Gebäude ziehen sich auf einem sieben Meter hohen Bildfries im dritten und vierten Stockwerk “Szenen aus dem Leben der Arbeiter und Bauern in der DDR”, die von Prof. Walter Womacka gestaltet werden und mit ihren 125 Metern Länge zu den größten Kunstwerken Europas gehören. Auf der dem Alexanderplatz abgewandten Seite zitiert sich Womacka dabei selbst, denn er verarbeitet hier sein Gemälde “Junges Paar am Strand”, das in der DDR – millionenfach reproduziert – sehr berühmt ist.
Das neue Haus des Lehrers ist in der DDR ein Kultur- und Bildungszentrum für Lehrer und Erzieher und bietet als solche Klub- und Versammlungsräume, einen Lese- und einen Kinosaal und beherbergt die Pädagogische Zentralbibliothek. Neben dem Gebäude entsteht zeitgleich mit ihm die sogenannte Kongreßhalle – ein Rundbau mit Kuppeldach, der ebenfalls von Hermann Henselmann entworfen wird. Unter der fast fünfzehn Meter hohen Kuppel bietet der größte Saal des Gebäudes Platz für rund eintausend Personen.
Nachdem 1991 die mittlerweile unter Denkmalschutz stehenden Gebäude in den Besitz des Landes Berlin übergehen, werden sie immer wieder für unterschiedliche Zwecke vermietet, was leider mit den Jahren ihren Verfall mehr und mehr vorantreibt. Obwohl sich die Verantwortlichen seit 1996 mehrere Jahre um einen Verkauf bemühen, gelingt es erst 2001, die Gebäude an die Wohnungsbaugesellschaft Mitte zu veräußern. Daraufhin beginnt jedoch bereits ein Jahr später die umfassende Sanierung, die bis 2004 abgeschlossen werden kann. Zwischen 2001 und 2005 wird das Haus des Lehrers weithin durch die interaktive Lichtinstallation “Blinkenlights” des Chaos Computer Clubs bekannt. Heute dient das Gebäude als Büro- und Geschäftshaus für Unternehmen, während die Kongreßhalle, die heute den Namen “Berliner Congress Center (bcc)” trägt, für Veranstaltungen und Kongresse vermietet wird.