Das Wertvolle lebendig erhalten…
Als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Deutschland und Berlin unter den Alliierten aufgeteilt werden, steht die Bauakademie auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone. Sie gelangt damit zunächst unter die Verwaltung der sowjetischen Militäradministration.
Zwischen 1945 und 1948 wird die Ruine zunächst beräumt, das Gebäude im Inneren notdürftig enttrümmert. Die im Keller eingelagerten und zum Teil beschädigten Kunstgüter werden entfernt. Einige Teile, darunter die Gemälde der Großen Berliner Loge, werden in die Sowjetunion gebracht und erst 1958 zurückgegeben. Umfangreiche Bestandteile der Bibliothek der Oberbaudeputation und der Bauakademie gelangen in das Hauptquartier der Streitkräfte der Sowjetunion, das sich in Berlin-Karlshorst befindet. Ihre Rückgabe an die DDR und die damalige Institution Bauakademie wird erst 1960 in die Wege geleitet. Möglicherweise sind noch weitere Kunstschätze weggebracht worden. Wenn dem so ist, weiß bis heute leider niemand, welche das sind und wo sie sich nun befinden.
Am 5. Februar 1949 ergeht der Befehl der sowjetischen Militäradministration, in dessen Folge die Bauakademie in die treuhänderische Verwaltung des Magistrats von Groß-Berlin übergeben wird. Als kurz darauf, 1950, das Berliner Schloß gesprengt wird, ist Schinkels „Stadtlandschaft“, zu der auch die Bauakademie gehört, nur noch Fragment. Als in den Folgejahren das Umfeld des Gebäudes ebenfalls enttrümmert und beräumt wird, verliert die Bauakademie ihr unmittelbares städtebauliches Umfeld.
Mit den beginnenden Fünfziger Jahren flammt aufgrund des ruinösen Zustands des Gebäudes die Diskussion um das Schicksal der Bauakademie wieder auf. Doch bereits der am 27. August 1950 veröffentlichte „Erste Aufbauplan für das Zentrum des Neuen Berlins“ sieht das Gebäude für den Wiederaufbau vor. Da es in seiner Bausubstanz nicht ernsthaft beschädigt ist, scheint ein Wiederaufbau lohnenswert, machbar und – ideologisch unverfänglich. Die „Deutsche Bau-Akademie“, die in Ostberlin als Forschungseinrichtung gegründet wird und ihre Tätigkeit am 1. Januar 1951 aufnimmt, erhält den Bau zugesprochen und kündigt umgehend die Restaurierung „im Geiste Schinkels“ an. Bei seiner Eröffnungsrede am 8. Dezember 1951 im Metropol-Theater betont Walter Ulbricht, daß sich die neue Akademie auf die Tradition der „Akademie des Bauwesens“ berufe und sagt:
Möge der Wiederaufbau des zerstörten Schinkelschen Gebäudes symbolisch dafür sein, eine wie hohe Achtung die Leistungen der deutschen Baukunst bei uns genießen und wie stark der Wille zur schöpferischen Weiterentwicklung der Architektur ist. Der Realist Schinkel sagte einst, es gelte, das Wertvolle früherer Zeitalter lebendig zu erhalten und das Maß der Anwendung für die Gegenwart zu finden.
Und so wird 1951 der Wiederaufbau endgültig beschlossen. Der Architekt Richard Paulick arbeitet einen Restaurierungs- und Wiederaufbauplan aus. Im Gebäude sollen einhundert Räume mit dreihundert Arbeitsplätzen für die Deutsche Bauakademie entstehen, die hier ihren Hauptsitz haben soll. Darüberhinaus sind Räume für das Kunstgewerbemuseum sowie für eine Parteischule vorgesehen. Im Keller sollen Heizung, Casino und Bibliothek untergebracht werden, das Erdgeschoß ist für Ausstellungsräume, den Leseraum und die Verwaltung reserviert. Im ersten Obergeschoß will man die Räume des Präsidenten, verschiedene Clubräume und den großen Sitzungssaal entstehen lassen. Und im dritten Obergeschoß plant man die Arbeitsräume der Institute. Auch der Zeitplan ist ambitioniert. 1952 will man die Enttrümmerung abschließen und bereits 1953 den Rohbau vollenden. Bis 1955 sollen der Innenausbau und die Restaurierung der Fassaden abgeschlossen werden.
Und es bleibt nicht nur bei den Plänen. Zunächst bewilligt der Magistrat die für den Wiederaufbau notwendigen Gelder. Mehrere hunderttausend bis drei Millionen Mark sollen investiert werden – die verschiedenen Quellen sind sich hier leider nicht ganz einig. Und am 1. Juli 1952 übergibt der Magistrat das Grundstück an die Deutsche Bauakademie. Kurz darauf beginnen die Bauarbeiten. Das Gebäude wird enttrümmert, der Kellerfußboden tiefergelegt, und mit den Vorarbeiten für neue Decken wird begonnen. Für die Fassaden werden Formsteine nachgebrannt, man gibt Eichenfenster für alle Etagen in Auftrag, Kronleuchter werden nachgebaut.
Am 21. November 1953 feiern die Bauarbeiter bereits das Richtfest. Bis auf die Dachdeckung und die Reparatur der Fassade sind nun alle Rohbauarbeiten abgeschlossen. Alle Decken und Wände wurden eingezogen. Neunzig Prozent des Rohbaus sind damit fertiggestellt. Insgesamt 192 Fenster warten nur noch auf ihren Einbau, ebenso wie die mehr als 12.000 Keramikteile.
Das gebrochene Versprechen
Als 1954 plötzlich keine weiteren Mittel mehr für den Ausbau bewilligt werden, gehen die Arbeiten nur noch zögernd weiter. Ende des Jahres 1956 kommt es schließlich zum Baustop. Von nun an geschieht gar nichts mehr.
Eine Ursache dafür ist, daß sich die Deutsche Bauakademie in der Zwischenzeit zu einem stark angewachsenen Forschungsinstitut entwickelt hatte, von dem längst klar ist, das es in der historischen Bauakademie keinen Platz mehr finden würde. Diese Erkenntnis führt Mitte des Jahres 1957 zur Vorlage eines wesentlich vereinfachten Projektes für die Bauakademie durch das Zentrale Entwurfsbüro für Hochbau im Ministerium für Bauwesen. Es ist nun nur noch der Einzug des Instituts für Theorie und Geschichte vorgesehen.
Der vermutlich noch viel brisantere Grund für die Einstellung der Arbeiten ist jedoch die veränderte politische Situation. Inzwischen hatten der Wohnungs- und Industriebau hohe Priorität erlangt. Der Wiederaufbau der Stadtzentren ist dem mittlerweile deutlich nachgeordnet. In diesem Zusammenhang steht die Forderung nach einer Industrialisierung des Bauwesens, deren Realisierung zur Aufgabe der Bauakademie gemacht wird. Dazu kommt, daß im Westteil der Stadt in jenen Jahren ein sogenannter „Hauptstadt-Wettbewerb“ initiiert wird, der auch das Gebiet des historischen Stadtzentrums einschließt, das sich mittlerweile längst auf dem Gebiet der DDR befindet. Deren Antwort läßt dann auch nicht lange auf sich warten. Am 19. Oktober 1957 faßt das Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) auf seiner 33. Tagung den Beschluß, mit der Umgestaltung des Stadtzentrums zu beginnen. Darin beantwortet es den „Hauptstadt-Wettbewerb“ mit der Ausschreibung eines eigenen „Ideenwettbewerbs zur sozialistischen Umgestaltung des Stadtzentrums“ im Oktober 1958. Diese Ausschreibung schließt den Standort der Bauakademie mit ein und stellt in den Wettbewerbsbedingungen den Umgang mit ihr frei! Wenig überraschend sieht der Siegerentwurf, der vom Ersten Sekretär der Bezirksleitung der SED Berlin favorisiert wird, in einer ersten Fassung den Abriß der Bauakademie und ihre Ersetzung durch das Außenministerium der DDR vor.
Als dann 1958 das Zentralkomitee der SED auch noch in den Erweiterungsbau der Reichsbank nahe des Werderschen Marktes einzieht, dessen Betondachdecke die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs unbeschadet überstanden hatte, befindet sich die Bauakademie plötzlich in einem strategisch wichtigen Bereich und gilt, da sie ein leerstehendes und überdies noch unfertiges Haus ist, als Sicherheitsrisiko.
Den letzten Anstoß für das, was wenig später folgt, liefert das Jahr 1961. Was am 13. August 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer besiegelt wird, ist schon vorher längst klar: die Einheit Deutschlands muß endgültig als gescheitert betrachtet werden, egal unter welchem Vorzeichen sie vielleicht einmal hätte wiederhergestellt werden können. Der sozialistische Staat braucht jetzt freies Gelände im Stadtzentrum, um eigene Baudenkmale und staatliche Einrichtungen errichten zu können. Und so wird schließlich dem Siegerentwurf des Ideenwettbewerbs gemäß der Abriß der immer noch unfertigen Bauakademie zugunsten des neuen Außenministeriums der DDR beschlossen – und das, obwohl der eigentliche Neubebauungsplan für die Gegend um die Bauakademie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht existiert!
Natürlich gibt es zahlreiche Proteste sowohl der Denkmalpflege als auch der Öffentlichkeit – im Osten Deutschlands und Berlins genauso wie im Westen. In der DDR wird er von einigen Architekten vorgetragen, unterstützt insbesondere vom Institut für Theorie und Geschichte der Architektur in der Deutschen Bauakademie und vom Institut für Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität. Auf westlicher Seite machen sind zahlreiche Persönlichkeiten wie Paul Ortwin Rave für einen Erhalt der Bauakademie stark. Gutachten werden erstellt und Aufrufe, den Abriß der Bauakademie zu verhindern, veröffentlicht. So schreibt beispielsweise Max Taut am 26. Februar 1960 an Otto Nagel, den Präsidenten der Akademie der Künste in der DDR:
Wir sind der Ansicht, daß dieses baugeschichtlich so hochinteressante und unersetzliche Gebäude in seiner äußeren Form unbedingt erhalten bleiben müßte, da es ein Alterswerk von Schinkel ist und überraschenderweise eine Abkehr vom Neoklassizismus bedeutet und in seiner großartigen Einfachheit wegweisend unsere heutige Entwicklung vorausgeahnt hat. Es scheint mir außerdem sehr reizvoll, diesen Außenbau mit einem den heutigen Bedürfnissen und Erkenntnissen entsprechenden zeitgenössischen Innengehäuse zu versehen.
(zitiert nach Jonas Geist, Karl Friedrich Schinkel – Die Bauakademie. Eine Vergegenwärtigung, Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt/Main, Juni 1993)
Doch leider stehen diesen Bestrebungen nicht nur politische, sondern auch viel subjektivere Motive gegenüber, die Bauakademie abzureißen. Für einige Mitglieder des Zentralkomitees der SED und seines Politbüros ist das Gebäude genauso Inbegriff einer preußischen Anstalt wie Kasernen, Krankenhäuser und Gefängnisse, in denen sie selbst gesessen und gelitten hatten. Dagegen kann letztlich kein Gutachten etwas ausrichten, auch wenn sich die Kritiker der Abrißpläne durchaus damit auseinandersetzen, wie das folgende Zitat aus einem von Bruno Flierl verfaßten Gutachten zeigt:
Der […] kulturhistorische Wert der Schinkel’schen Bauakademie wird heute oft nicht erkannt. Das liegt zumal nicht nur an der Unkenntnis des historischen Sachverhalts. Zum größten Teil liegt es daran, daß Schinkels Bauwerk in den späteren Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, vor allem nach 1848, zum Prototyp des gesellschaftlichen Gebäudes im reaktionären preußischen Staat wurde. Es ist aber keineswegs die Schuld von Schinkel, wenn die preußischen Schulen, Krankenhäuser, Kasernen und Verwaltungsbauten des Staatsapparats in häßlichster und brutalster Weise und in eklektizistischer Verfälschung von Schinkels Bauakademie ästhetische Anleihen bezogen. Die gesunde Aversion aller fortschrittlichen Menschen in unserem Staat gegen diesen reaktionären Ziegelbaustil des 19. Jahrhunderts sollte deshalb nicht auch auf die Schinkel’sche Bauakademie ausgedehnt werden und in subjektiv assoziativer Weise zu einer Begründung für den Abriß des Gebäudes herhalten.
Am Ende nutzen sämtliche Proteste, alle vorgebrachten Argumente für den Erhalt der Bauakademie und die Vielzahl unterbreiteter Gegenvorschläge nichts. Sie werden von den Verantwortlichen vollständig ignoriert. Das in den Fünfziger Jahren gegebene Versprechen für den Wiederaufbau des Gebäudes und die damals bekundete „hohe Achtung [der] Leistungen der deutschen Baukunst“ sind vergessen. Stattdessen wird ein neues Versprechen gegeben: die Bauakademie soll irgendwann einmal als Architekturdenkmal originalgetreu an anderer Stelle wiederaufgebaut werden, wie das „Neue Deutschland“ schreibt:
Eines Tages werden die Berliner ihre Schinkelsche Bauakademie wie vor 127 Jahren zwischen den anderen restaurierten neuen Bauten des sozialistischen Stadtzentrums eingeordnet sehen.
Man läßt sich sogar dazu hinreißen, ein Grundstück für den Neuaufbau zu nennen: Französische Straße, Ecke Kurstraße. Doch es erübrigt sich zu sagen, daß auch dieses Versprechen nie gehalten wird.
Das Ende
Noch vor dem 13. August 1961, dem Tag der Herstellung einer kontrollierbaren Staatsgrenze, wird mit dem Abriß der Bauakademie begonnen. Im Gegensatz zum Abriß des Berliner Stadtschlosses vollzieht sich dieser nicht durch Sprengung, sondern durch Abtragung. Im Laufe der Arbeiten werden wichtige Fassadenteile sowie der reiche figurale und ornamentale Schmuck sichergestellt und Abdrücke angefertigt. Zu Dokumentationszwecken werden Fotos aufgenommen. Den gesamten Abriß hält Helmut Maier in einer Fotoserie fest. Einige dieser Fotos besitzt heute das Märkische Museum, andere lagern in der Nationalgalerie. Ebenso gesichert werden die beiden kunsthistorisch wertvollen Eisenportale mit ihrer Laibung, den originalen Türangeln und anderen mechanischen Teilen.
Was mit den gesicherten Bau- und Fassadenteilen allerdings im weiteren geschehen ist, verliert sich gewissermaßen im Dunkel der Geschichte. Viele dieser Teile sollen später verschwunden oder gar verlorengegangen sein. Augenzeugen zufolge werden in einem behelfsmäßigen Lagerraum in der Invalidenstraße Kisten mit Terrakotten aus der Fassade der Bauakademie untergestellt. In den Aussagen ist die Rede von einer nur notdürftigen, weil völlig ungesicherten Aufbewahrung. Die weitere Spur dieser Stücke verliert sich dann jedoch bis auf einzelne Fährten. So sind noch einige Kostenvoranschläge für die Restaurierung der Türen auffindbar, ebenso eine Handvoll Rechnungen für Nachgüsse beschädigter Teile. Der Rest sind Vermutungen, denen zufolge sich alsbald Privatleute in den Lagern der sichergestellten Bauteile bedienen dürfen. Tatsache ist heute lediglich, daß vieles, was eigentlich gesichert worden war, in den Jahren seitdem verlorengegangen ist. Niemand weiß, wo die entsprechenden Stücke geblieben sind.
Einige andere Bestandteile der ehemaligen Bauakademie existieren hingegen weiter. So wird beispielsweise das ehemalige linke Portal des Gebäudes in den Jahren 1969 und 1970 von Richard Paulick und Karl-Günter Möpert als Eingangsportal für die kleine Gaststätte „Schinkelklause“ verwendet, die sich im rückwärtigen Teil des ehemaligen Kronprinzen-Palais befindet. Den Rahmen dieses Eingangsportals setzen die beiden Architekten aus Terrakotten der beiden Portale der Bauakademie zusammen. So stammt beispielsweise die zweite Platte oben rechts nicht vom linken, sondern aus dem rechten Portal. Von der zweiten Tür gibt es hingegen nur bis 1979 noch eine Spur. In jenem Jahr wird sie existierenden Unterlagen zufolge von einem volkseigenen Bauunternehmen aus einer Berliner Metallwerkstatt abgeholt. Danach ist sie verschollen. Gleiches trifft auch auf die Inneneinrichtung zu, zum Beispiel auf die riesigen Kronleuchter, von denen heute nur noch bekannt ist, daß sie nach dem Krieg in Thüringen noch restauriert worden sind.
Als im Jahre 1962 der Abriß schließlich vollendet ist, hat die Schinkelsche Bauakademie aufgehört zu existieren. An ihrer Stelle errichtet man in den Jahren 1964 bis 1967 wie geplant das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR, das mit seiner Länge von 145 Metern und seiner Breite von 44 Metern soviel Platz benötigt, daß ihm auch der ehemalige Schinkelplatz zum Opfer fällt.
Doch damit ist die Geschichte der Bauakademie des Karl Friedrich Schinkel nicht beendet…
Ein neuer Anfang?
Reichlich zwanzig Jahre später, anläßlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin, ersteht das lange vergessen geglaubte Schinkelmuseum auf einmal neu. In der Friedrichswerderschen Kirche, die einst der Bauakademie direkt benachbart war, im Zweiten Weltkrieg ebenfalls stark beschädigt wurde, dann lange Jahre als Ruine ungenutzt dahindämmerte und nun wiedererrichtet worden war, wird eine Außenstelle der Nationalgalerie eröffnet, in der Stücke aus der Schinkelschen Sammlung gezeigt werden. Darunter befinden sich auch einige Platten aus den Brüstungsfeldern der Bauakademie, die zuvor in der Nationalgalerie aufbewahrt worden waren.
Nachdem es 1990 zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten kommt, werden in ihrer Folge die meisten Institutionen der nun nicht mehr existierenden DDR aufgelöst. Dieses Schicksal trifft auch die Bauakademie der DDR, deren Auflösung eine entsprechende Empfehlung des Wissenschaftsrates vorangeht. In der Folge bilden sich einige kleinere Nachfolgeinstitute auf privater Basis.
Im Jahre 1994 konstituiert sich in Berlin der „Förderverein für die Schinkelsche Bauakademie e. V.“, der das Ziel verfolgt, die Bauakademie wiederaufzubauen. Maßgeblichen Anteil daran hat die Kunsthistorikerin und Archäologin Elke Blauert, die mit der Bewahrung eines Teils des Nachlasses Schinkels betraut ist. Dem Verein gehören bald schon zahlreiche Museologen, Kunsthistoriker, Architekten, Kommunalpolitiker und andere Persönlichkeiten an.
Und die Voraussetzungen für einen Wiederaufbau sind, was die rein technische Seite betrifft, so schlecht nicht. Nach Einschätzung von Experten bieten die vorhandenen Unterlagen zur Bauakademie, darunter Fotografien und Dokumentationen aus der Vorkriegszeit sowie die Bestandsaufnahmen der vierziger und fünfziger Jahre, ausreichend Material, um einen originalgetreuen Wiederaufbau erreichen zu können, insbesondere weil man weiß, daß alle vier Seiten des originalen Baus identischen Schmuck aufwiesen, so daß es jedes Fassadenteil viermal gab. In diesen Unterlagen sind viele Teile erfaßt und dokumentiert, die in verschiedenen Museen und bei der Denkmalpflege lagern. Darüberhinaus verfügt man über die äußerst aussagekräftigen Entwürfe und Zeichnungen Schinkels selbst, so daß die Grundrisse der Etagen, die Raumaufmessungen und die Maße der Formsteine bekannt sind.
Und auch das fehlende zweite Portal der Bauakademie ist inzwischen wiederaufgefunden worden. Bereits drei Jahre vor der Gründung des Fördervereins, im Mai 1991, hatte der Berliner Kurier einen sensationellen Fund zu vermelden, der auf der Baustelle des Dom-Hotels an der Ecke Charlottenstraße/Kronenstraße gemacht worden war. Zwei wertvolle, mit Bronze beschichtete Flügeltüren hatten zentimeterweit aus dem Sand geragt. Als man sie geborgen hatte, stellte sich bei genauerer Untersuchung heraus, daß es sich tatsächlich um die Flügeltüren des rechten Portals der alten Bauakademie handelte. Recherchen ergaben, daß man sie nach dem Abriß des Gebäudes wohl ursprünglich in das rekonstruierte Schauspielhaus – ebenfalls ein Schinkelbau – hatte einbauen wollen. Als man diesen Plan wenig später fallenließ, gelangten sie vermutlich auf die Baustelle des Deutschen Doms, wo sie dann verlorengingen. Nach der Auffindung der Türen brachte man sie auf das Spandauer Polizeigelände und übergab sie später in die Obhut des Landeskonservators.
Doch leider fehlen auch viele Dinge. So wurden beispielsweise die Kronleuchter des Hauses bisher nicht wieder aufgefunden. Überhaupt ist über die damalige Innenausstattung nur wenig bekannt. Und auch Teile der Fenstereinfassungen, einige Bogenelemente sowie die violetten Glasurziegel, die einst die Fassade zierten, sind verloren.
Folgerichtig bilden einen besonderen Schwerpunkt der Arbeit des Vereins die Bemühungen, möglichst viele Originalteile wiederzufinden, die zum Teil auch in privaten Besitz gelangten. Publik wird beispielsweise im Jahre 1993 ein Fall, in dem ein Berliner Kunsthändler ein verschollen geglaubtes Terrakotta-Relief, das er selbst auf einer öffentlichen Kunstauktion für 4.500 DM ersteigerte, für 43.500 DM wieder verkaufen will.
Schnell entzündet sich um die Frage des Wiederaufbaus eine öffentliche Diskussion. Der Verein will den Wiederaufbau der Bauakademie als Beitrag zur Wiederherstellung der baugeschichtlichen Kontinuität der Stadt verstanden wissen und nicht als rückwärtsgewandte Restauration von Bauten längst vergangener Zeiten oder als Bekenntnis zum Historismus. Kritische Stimmen argumentieren dagegen, daß der Abriß der DDR-Bauten wie des Palastes der Republik sowie ihre Ersetzung durch Rekonstruktionen von Schloß und Bauakademie nichts anderes sind als die Maßnahmen, die in der DDR in den fünfziger und sechziger Jahren vorgenommen wurden, nur unter umgekehrtem Vorzeichen.
Doch die Befürworter lassen sich nicht beirren und entwickeln schon bald die verschiedensten Ideen, was mit dem wiedererrichteten Gebäude anzufangen wäre. Sogar das Bundespräsidialamt meldet Ansprüche auf das Grundstück an und möchte das Gebäude vom Bundespräsident genutzt wissen. Von dieser Idee hält der Förderverein allerdings wenig. Er möchte sicherstellen, daß mindestens das Erdgeschoß für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ihm schwebt ein internationales Innovations-, Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Konferenzzentrum vor, das in der neu errichteten Bauakademie unterkommen soll. Und auch die Idee einer Nutzung des Gebäudes als Museum für Architektur taucht in der Diskussion wieder auf – eine Idee, die bereits in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts diskutiert – und verworfen – wurde. Schließlich stellt der Förderverein die Frage der Nutzung des Gebäudes hinten an. In erster Linie gehe es um die Wiedererrichtung eines Architekturdenkmals.
Doch auch darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Einige Stimmen plädieren für einen Bau, der nur die Dimensionen und die Fassade der alten Bauakademie hat, ansonsten aber völlig neu strukturiert ist. Doch dieses Ansinnen lehnt der Förderverein ab. Das Ergebnis, so das Gegenargument, wäre nur irgendein Plattenbau mit Terrakotta-Schmuck daran. Stattdessen soll die Bauakademie möglichst originalgetreu wiedererstehen. Das gilt auch für das Innere des Baus, dessen Struktur man so wiederherstellen möchte, wie sie einst gewesen ist. Und auch einige Räume sollen – gewissermaßen exemplarisch – wie einst im originalen Bau gestaltet werden, soweit überhaupt Informationen über die Innengestaltung vorliegen. Die Kosten möchte man über Stiftungen aufbringen, und eventuell soll auch die Hochschulbauförderung einen Beitrag leisten.
Der Senat der Stadt Berlin gibt ein Bekenntnis für den Wiederaufbau der Bauakademie ab und möchte ihn zum Bestandteil eines Architektenwettbewerbs für die Spree-Insel machen. Zwar wird der Wettbewerb tatsächlich durchgeführt, der Senat verzichtet letztlich dann aber doch darauf, die Wiedererrichtung der Bauakademie darin zwingend vorzuschreiben.
Als man 1995 mit dem Abriß des ehemaligen Außenministeriums der DDR beginnt, wiederholt sich Geschichte direkt am selben Ort. Will man also die Verantwortlichen für den Abriß der Bauakademie für ihr Tun verurteilen, so lohnt es sich, folgendes zu bedenken: wie sich am Umgang mit den Staatsbauten der DDR nach der Wiedervereinigung erkennen läßt, setzt sich der Irrtum von damals, man könne durch den Abriß der Bauten, die den Vorgängerstaat repräsentierten, dessen Geschichte auslöschen oder zumindest vergessen machen, leider bis heute fort. Das trifft auf den Palast der Republik ebenso zu wie auch und gerade auf das Außenministerium der DDR. Und darin liegt, betrachtet man die Geschichte der Bauakademie, eine gewisse Ironie der Geschichte: hatte man die Bauakademie abgerissen, ohne daß es bereits einen genauen Plan für das Danach gegeben hätte, so wird mit dem Außenministerium nun ganz genauso verfahren. Auch hier existiert für die Nutzung des freiwerdenden Platzes noch kein bestätigtes Konzept. Darüberhinaus wird bei diesem Abriß das Wandgemälde „Aufbrechende Jugend“ des DDR-Künstlers Walter Womacka, das sich in der Eingangshalle des Ministeriumsgebäudes befindet, unwiederbringlich zerstört, womit genau das gleiche Unrecht begangen wird wie beim Abriß der Bauakademie. So sehr der Wiederaufbau des Schinkelbaus für das Berliner Stadtzentrum auch wünschenswert ist – dies sollte nicht vergessen werden.
In den Jahren von 1997 bis 2000 restauriert man die Friedrichswerdersche Kirche ein weiteres Mal. Danach bleibt sie zwar eine Außenstelle der Nationalgalerie, doch diese wird nun umgewidmet, was das bis heute endgültige Ende des Schinkelmuseums bedeutet. Von nun an ist hier das Museum für Skulpturen des frühen 19. Jahrhunderts zu sehen.
Im Jahr 1998 gründet sich mit dem „bauakademie e. V.“ ein weiterer Verein. Sein Ziel ist die Wiedererrichtung der Institution Bauakademie. Beide Vereine bilden alsbald die Arbeitsgemeinschaft „Schinkelsche Bauakademie„.
Kurze Zeit später kommt der Plan auf, bis zum Beginn des Wiederaufbaus auf dem Gelände der Bauakademie eine Halle zu errichten, die ihr historisches Äußeres simulieren soll. Darin soll dann eine Ausstellung „Mythos Bauakademie“ die Wiederaufbaubemühungen unterstützen. Weil jedoch kurz darauf mit der Errichtung des Erweiterungsbaus des Auswärtigen Amtes begonnen wird, muß die Realisierung dieses Vorhabens zunächst ausgesetzt werden. Die bereits fertig entwickelte Ausstellung wird in kleinere Teile zerlegt und an verschiedenen Orten gezeigt.
Im August 2001 wird auf Initiative der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ein dritter Verein gegründet – der „Internationale Bauakademie Berlin e. V. (IBB)“. Alle drei Vereine sind schließlich gegenseitig beieinander Mitglied.
Dann wird mit der Umsetzung eines Projekts des Diplom-Ingenieurs Horst Draheim begonnen: der Errichtung einer Musterfassade. Es handelt sich dabei um eine weitgehend originalgetreue Kopie der Nord-Ost-Ecke der Bauakademie. Namhafte Bildhauer wirken bei der Nachbildung der Formsteine und Terrakotten mit. Aus zahlreichen Bibliotheken, Archiven, Ämtern und Museen werden etwa 130 Einzelobjekte und rund 550 originale Fassadenteile erfaßt, kopiert, vermessen, ausgewertet und dokumentiert, so daß im Ergebnis eine authentische Rekonstruktion der Gebäudeecke im Maßstab 1:1 entsteht.
2004 kommt es dann doch zur Errichtung der Schaufassade, einer Imagination des Gebäudes aus Gerüsten und bedruckten Kunststoffolien. Die aus Stein gebaute Musterfassade wird integriert. Hinter dem Gerüst befindet sich der sogenannte „Rote Saal“, ein Musterraum nach dem Vorbild eines ehemaligen Raumes im ersten Obergeschoß der Bauakademie. Man geht davon aus, die Wiedererrichtung des Baus bis 2006 abschließen zu können.
Doch dazu kommt es nicht, denn es gibt massive Probleme, Sponsoren und Geldgeber zu finden, die den Wiederaufbau finanzieren. Ging man anfangs von Baukosten in Höhe von fünfzig Millionen Euro aus, so reduziert man daraufhin die Wünsche mehr und mehr, so daß sich die geschätzten Kosten schließlich auf fünfzehn bis zwanzig Millionen Euro belaufen, wie der Verein „Internationale Bauakademie Berlin e. V.“ ermittelt. Man verzichtet dafür unter anderem auf den Keller und will auch wieder Läden im Erdgeschoß einrichten, um die Finanzierung zu sichern. Dennoch gelingt es nicht, einen Investor zu finden. Immerhin wird es 2007 jedoch möglich, den Schinkelplatz in seinem Zustand von 1886 wiederherzustellen.
Im September 2008 führt der Liegenschaftsfonds Berlin schließlich ein Bieterverfahren durch, eine EU-weite Ausschreibung des Grundstücks der Bauakademie zum Verkauf. Die Auflagen für die Bieter legen fest, daß der Erwerber die Bauakademie originalgetreu wiederaufbauen und mit einer noch zu gründenden Stiftung einen unentgeltlichen Nutzungsüberlassungsvertrag für rund 75 Prozent der Fläche abschließen muß. Eineinhalb Jahre später, im Februar 2010, wird dieses Bieterverfahren erfolglos eingestellt, obwohl es, wie die Presse vermeldet, Interessenten gab. Unter anderem hatte der Unternehmer Hans Wall angeboten, die Baukosten bis zu einer Maximalsumme von zwanzig Millionen Euro zu übernehmen, wenn sich das Land Berlin bereit erklärte, für mögliche Mehrkosten aufzukommen. Diese Bedingung akzeptierte das Land jedoch nicht.
Im Januar 2011 geht dann ein Angebot von 38 Berliner Privatpersonen ein, die die Bauakademie auf eigene Kosten wiedererrichten wollen. Ihre Bedingung ist, daß sie für die zum Verkauf ausgeschriebenen Wohnbaugrundstücke am Schinkelplatz den Zuschlag erhalten. Doch dieses Angebot erweist sich schnell als unrealistisch und wird ebenfalls abgelehnt.
Im März 2011 streicht der Berliner Liegenschaftsfonds, der seinerseits die zu erwartenden Baukosten auf rund 45 Millionen Euro schätzt, die Bauakademie von seiner Objektliste für die großen Immobilienmessen, womit er letztlich seine Bemühungen um den Bau einstellt. Nun obliegt es wieder dem Senat der Stadt, eine Entscheidung über die weitere Zukunft der Bauakademie zu treffen.
Fünf Jahre später ist die Geldfrage plötzlich gelöst, als der Deutsche Bundestag im Oktober 2016 den Beschluß faßt, insgesamt 62 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Bauakademie zur Verfügung zu stellen. Mit dem kurz darauf, am 8. Mai 2017, unterzeichneten sogenannten Hauptstadtfinanzierungsvertrag übergibt das Land Berlin im Rahmen eines Grundstückstauschs das Gelände, auf dem am Werderschen Markt die Bauakademie steht, an den Bund.
Von nun an ist die Wiedererrichtung der Bauakademie nationale Aufgabe. Und so wird als erstes einmal der Name geändert. Man streicht den Bezug auf Schinkel und spricht von nun an nicht mehr von der Schinkelschen Bauakademie, sondern von der „Nationalen Bauakademie Berlin“. Und weil man diese nun (wieder-)errichten will, beginnen Bundesbauministerium und die Bundesstiftung Baukultur unmittelbar mit den Vorbereitungen. Jedoch nicht, wie man meinen könnte, für den Wiederaufbau; nein, als erstes steht die Entwicklung eines Nutzungskonzepts auf dem Programm.
Das Verfahren gestaltet sich langwierig und ist bis heute nicht abgeschlossen. Zunächst gibt die Bundesstiftung Baukultur eine sogenannte „Machbarkeitsunterlage Wiedererrichtung Bauakademie 2017“ in Auftrag. Mit ihr als Grundlage organisiert man dann drei öffentliche Dialogforen, an denen jeweils mehr als 200 Teilnehmer partizipieren. Diskutiert wird viel. Wollen die einen Dauer- oder Wechselausstellungen oder beides in dem Bau unterbringen, favorisieren andere zeitweilige Wohnungen für Stadtforscher oder Veranstaltungsräume für Unternehmen, die in erster Linie zahlungskräftig sein sollen und sich mit einem prominent gelegenen „Show-Room“ präsentieren möchten. Auch die Nutzung durch Institutionen wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz oder die Schaffung eines Architekturmuseums sind im Gespräch. Die Technische Universität Berlin und sogar das Auswärtige Amt melden Interesse an – als ob insbesondere letzteres nicht schon auf der anderen Straßenseite genug Platz beanspruchte. Man redet sich die Köpfe heiß und kommt immerhin zu einem Ergebnis: ein Programmwettbewerb wird im Oktober 2017 ausgelobt, dessen Ergebnis die Festlegung der Nutzung der neu zu errichtenden Bauakademie sein soll. Er steht unter dem Motto „So viel Schinkel wie möglich“, und man plant eine Entscheidung bis Mitte März 2018.
Zwar geht man vorsichtig von einem Baubeginn in den Jahren 2020 oder 2021 aus, doch soll auf den Programmwettbewerb zunächst noch ein Realisierungswettbewerb folgen. Der ist überhaupt nur möglich, weil sich der Deutsche Bundestag – entgegen den Vorstellungen des „Fördervereins für die Schinkelsche Bauakademie e. V.“ – lediglich für eine Fassadenrekonstruktion entschieden hat. Damit wird die Bauakademie das Schicksal des Berliner Schlosses teilen, das zwar als Humboldt-Forum neu entsteht, aber außer seiner ungefähren Form und seiner Fassade nichts mehr mit dem ehemaligen Stadtschloß gemein hat. Und auch letztere ist – als Interpretation durch die Moderne – nicht einmal vollständig. Bleibt zu hoffen, das wenigstens das der Bauakademie erspart bleibt. Befürchtet werden darf hier durchaus einiges, denn das Bundesbauministerium spricht bereits jetzt nur von einer „weitestgehenden Rekonstruktion der Hülle“. Es läßt verlauten:
Im Rahmen des Ideenwettbewerbs soll auch über die Rekonstruktion der Schinkel’schen Fassade oder eine alternative äußere Form entschieden werden.
Für „eine moderne Interpretation der Schinkelschen Architektur“ will man explizit Raum lassen. Bei der Errichtung der „Nationalen Bauakademie Berlin“ geht es also nicht um eine Wiederherstellung der Bauakademie, wie sie Schinkel einst entwarf. Was gebaut wird, entscheidet sich lediglich nach der geplanten Nutzung. Und das hat mit der ursprünglichen Bauakademie höchstwahrscheinlich nichts zu tun. Mit der Ausrichtung der Wettbewerbe stellt man noch nicht einmal sicher, daß am Ende wenigstens die Fassade der Bauakademie wiederersteht. Billigend nimmt man in Kauf, daß die einmalige Chance, einen wesentlichen Teil der einzigartigen Schinkelschen Stadtlandschaft wiederherzustellen und jene dadurch wieder erlebbar zu machen, ein für allemal vertan werden könnte.
Wenn die „Nationale Bauakademie Berlin“, wie derzeit geplant, 2023 in Betrieb geht, soll sie zu fünfzig Prozent aus Mitteln des Bundes finanziert werden. Für die andere Hälfte plant man Einnahmen ein. Um die zu erhalten – soweit greift man dem Programmwettbewerb dann doch bereits vor -, sollen 25 Prozent der Flächen gewerblich genutzt werden.
Heute ist die Bauakademie immer noch nicht mehr als eine Illusion, bestehend aus einem Gerüst und bedrucktem Kunststoff. Ob wenigstens ihre originalgetreue Fassade wiedererstehen wird, vermag im Augenblick noch niemand zu sagen. Sollten sich auch hier die Befürworter „moderner Interpretation“ durchsetzen, wäre das um so bedauerlicher, als es sich bei der Bauakademie um eines der bedeutendsten Werke des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel handelt, das zudem ein wichtiger Bestandteil der von ihm geschaffenen Stadtlandschaft war. Das Gebäude und seine vorbildlose Konstruktion stellen, wie es Dankwart Guratzsch in seinem Artikel vom 19. Februar 2017 in der „Welt“ formuliert, „für sich allein eine einzigartige ‚Lehranstalt‘ für Ethos und Anspruch modernen Bauens dar“. Und so hat die Bauakademie in den Jahren ihrer Existenz viele Architekten, nicht nur in Deutschland, beeinflußt und inspiriert. Bereits erwähnt wurden Gustav Albert Wegmann und die von ihm in den Jahren 1839 bis 1842 errichtete Kantonsschule in Zürich. Doch auch das Rote Rathaus in Berlin bezieht sich in seiner Form und der Gestaltung seiner Fassade direkt auf die Schinkelsche Bauakademie. Ein weiteres Beispiel ist das Kunstgewerbemuseum von Martin Gropius, heute auch oft als Martin-Gropius-Bau bezeichnet. Und schließlich finden sich bis in die Neuzeit immer wieder Bauten, die die kubische Form mit einer feinteiligen Fassadenstruktur kombinieren, wie Schinkel es mit seiner Bauakademie bereits vorgeführt hat.
Diese Bauakademie in ihrer ursprünglichen Form als das vorbildhafte Bauwerk, das sie einst war, wiederherzustellen, wäre ein Luxus, den man sich für Berlin als die Weltstadt, die es immer sein soll, durchaus leisten darf, wenn nicht sogar muß.