Niedergang und Auflösung
Im Jahre 1848 zieht die Oberbaudeputation aus der Bauakademie aus. Sie benötigt mehr Platz, der ihr in dem Gebäude jedoch nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Die freiwerdenden Räume nutzt von da an die Bauschule, die nun, sieht man vom Schinkelmuseum und den Läden im Erdgeschoß einmal ab, die einzige Institution ist, die in dem Gebäude untergebracht ist.
Als 1853 auch Beuths Leben endet, bestimmt König Friedrich Wilhelm IV. durch eine weitere Kabinettsorder, auch sein Nachlaß – eine nicht unbedeutende Sammlung aus kunstgewerblichen Gegenständen, Grafiken und Gemälden – werde, „um das Andenken dieses um die vaterländische Gewerbetätigkeit hochverdienten Mannes zu ehren und zugleich für seine langjährige Freundschaftsbeziehung zu Schinkel ein bleibendes öffentliches Zeugnis abzulegen, gleichfalls für den Staat erworben und mit dem Schinkelmuseum vereinigt, welches fortan den Namen Beuth-Schinkelsches Museum führte…“ Die Obhut über die Sammlungen wird dem Direktorium der Bauakademie übertragen.
Schinkels zweite Frau Susanne lebt noch bis 1861 in der Wohnung in der Bauakademie. Als sie am 27. Mai 1861 stirbt, werden die Räumlichkeiten der Wohnung kurze Zeit später ebenfalls der Bauschule zugewiesen, die sie als Dienstwohnung für den Direktor nutzt. Doch dieses Arrangement ist nicht von langer Dauer. Friedrich Grund, als Wasserbaumeister unter anderem an der Mosel tätig, wo er, wie er in einem Brief schrieb, für die „Correction der Mosel von Trarbach bis Coblenz“ zuständig war, wird 1867 Direktor der Bauschule. Bis 1872 lebt er in der ehemaligen Wohnung Schinkels und ist damit ihr letzter Bewohner.
Nicht zuletzt unter Grunds Leitung nehmen die Studentenzahlen mehr und mehr zu, so daß die Bauschule schließlich 1872 Ansprüche auf eine Erweiterung geltend machen muß, denn es steht mittlerweile viel zu wenig Platz zur Verfügung. Weil aber das Gebäude ein Solitär ist, ist eine bauliche Erweiterung schlicht unmöglich. Das schließt jedoch Umbauten keineswegs aus, denen letztlich nur zwei Dinge im Wege stehen: die Dienstwohnung und die Läden im Erdgeschoß.
Als Friedrich Grund mit dem Ende seiner Amtszeit als Direktor 1872 die Dienstwohnung räumt, plant man sofort ihre Auflösung. Die Wohnräume werden nicht erneut bezogen und das Schinkelmuseum, das einen Teil der ehemaligen Wohnung noch immer nutzt, wird zunächst geschlossen. Sein ehemaliger Hauptsaal wird komplett ausgeräumt. Nach entsprechenden Umbauten richtet man eine Reihe neuer Hör- und Zeichensäle ein.
Die Läden im Erdgeschoß lassen sich nicht ganz so schnell beseitigen. Zunächst kündigt man ihren Inhabern den Mietvertrag. Bis der letzte Laden geschlossen und ausgeräumt ist, vergehen noch zwei Jahre. Doch 1874 ist es dann soweit: die Umbauarbeiten an der Bauakademie beginnen. Die Räumlichkeiten der Läden werden in Büro- und Unterrichtsräume umgewandelt, wofür man die Ladeneingänge mit einem durchgehenden Sockel vermauert. In die Fenster im Erdgeschoß werden größere Scheiben eingesetzt, die man innen weiß anstreicht, um zu vermeiden, daß Passanten von außen in die Unterrichtsräume hineinsehen können. In die ehemaligen Läden an der Südseite bringt man 1875 die Sammlung des Schinkelmuseums, wo es alsbald wieder eröffnet wird.
Der seit 1873 amtierende Direktor Richard Lucae, selbst Architekt und einst Schüler der Bauakademie, läßt kurz darauf den Hof des Gebäudes mit einem Glasdach versehen und die beiden Haupttreppen dorthin verlegen. So entstehen ein Lichthof und ein neues Treppenhaus, wofür Lucae den Innenhof opfert. Das alte, von Schinkel reich verzierte Treppenhaus läßt Lucae umbauen. Auf diese Weise will er an der Nordseite des Baus Platz für weitere Hörsäle gewinnen.
Die Umbauten dauern mehrere Jahre an und sind 1876 abgeschlossen. Doch schon bald darauf erweisen sie sich als völlig überflüssig, denn mittlerweile diskutiert man rege die Idee einer Zusammenlegung der Bergbauakademie, des Gewerbeinstituts und der Bauakademie. In der Nähe der Stadtbahn in Charlottenburg wird ein Bauplatz für ein Polytechnikum bestimmt. Ebenfalls erwogen wird die Möglichkeit, das Schinkelmuseum durch die Arbeiten der Schüler Schinkels zu bereichern und ein Architekturmuseum daraus zu entwickeln, das im Gebäude der Bauakademie etabliert werden könnte. Doch leider ist dieser Plan zu groß, um eine echte Chance zu haben.
Die Realisierung der Ideen für den Umbau der akademischen Landschaft schreiten jedoch voran, und so kommt es bereits 1877 zur Zusammenlegung von Gewerbeinstitut und Bauakademie. Als dann zwei Jahre später die Technische Hochschule in Charlottenburg gegründet wird und die Architekturabteilung übernimmt, geht die Bauakademie als Lehrinstitution in der Hochschule auf. Sie gliedert sich nun in fünf Abteilungen: Architektur, Bauingenieurwesen, Maschinen- und Schiffsbau, Chemie und Hüttenkunde sowie Allgemeines Wissen. Verbunden ist dies mit einem Umzug in die Gebäude der neuen Technischen Hochschule – in einen von Friedrich Hitzig und Richard Lucae errichteten Neubau.
Es sind noch nicht einmal ganz fünf Jahre nach den Umbauten an der Bauakademie vergangen, als 1884 der Umzug abgeschlossen ist. So markiert dieses Jahr den Endpunkt einer Ära, in der das Gebäude der Bauakademie dem Zweck diente, der ihm von seinen Schöpfern Schinkel und Beuth bestimmt worden war – Unterrichtsort und Stätte der höheren Bauverwaltung zu sein sowie posthum als musealer Ort die Bewahrung des Schinkelschen Nachlasses zu sichern. Die Schinkel-Sammlung, ebenfalls von der Technischen Hochschule übernommen und damit auch vom Umzug betroffen, fällt in einen Jahrzehnte andauernden Dornröschenschlaf. Eine dauerhafte Ausstellung gibt es nicht mehr, und nur selten werden Teile der Sammlung ans Licht geholt, um der Öffentlichkeit präsentiert zu werden. Letztlich ist dies wohl ein Ausdruck dafür, daß in der Gründerzeit eine Abkehr vom Werk Schinkels einsetzt, die erst mit seiner Wiederentdeckung in der Zeit des Neoklassizismus um 1910 endet.
So steht nun – fünfzig Jahre nach ihrer Eröffnung – die doch eben noch umgebaute Bauakademie plötzlich leer, ohne eine Nutzung, die ihrem Bausinn entsprechen würde. Es bleibt die Frage, was nun mit dem Bau geschehen soll. Wie soll man ihn nutzen? Die Folgejahre geben darauf lediglich unzureichende Antworten.
Die orientierungslosen Jahre
Zeitweilig besteht die Absicht, in dem Gebäude eine Kunstakademie einzurichten. Doch dazu kommt es nicht. Stattdessen beginnt eine Zeit, in der verschiedene Behörden und Institutionen in der Bauakademie ein- und ausziehen.
In den oberen Stockwerken werden die Räumlichkeiten von 1884 bis 1902 von der Berliner Akademie genutzt und so einem ihrer ursprünglichen Bestimmung ähnlichen Zweck zugeführt. Die Zeichensäle werden für den künstlerischen Unterricht der Akademie verwendet, für den man hier auch Maler-, Bildhauer- und Kupferstecherateliers einrichtet.
Neben der Berliner Akademie, dem Meteorologischen Institut, dem akademischen Auskunftsdienst der Berliner Universität und einer Wetterstation ist die vielleicht bedeutendste der Einrichtungen, die in den Jahren des ausgehenden 19. Jahrhunderts in der Bauakademie Quartier nehmen, die im Mai 1885 von Albrecht Meydenbauer gegründete „Preußische Meßbildanstalt“. Ihre Aufgabe ist die Dokumentation der überlieferten Bausubstanz und der Denkmalpflege. Ihren Ursprung hat sie in der privaten Initiative ihres Gründers. Für den Schinkelschen Bau erweist sich der Einzug der Anstalt gewissermaßen als Segen, denn getreu ihrer Bestimmung werden von ihr eine Reihe von Fotografien des Gebäudes angefertigt, die sein Äußeres detailliert dokumentieren. Leider bleibt das Innere der Bauakademie dabei völlig unberücksichtigt, so daß heute kaum noch eine Vorstellung über die Innenansichten vorhanden ist. Die „Preußische Meßbildanstalt“ ist einer der dauerhaftesten Mieter, denn sie bleibt bis etwa 1934 im Haus und zieht dann in die Breite Straße 37 um. Ihr Bestand an – mittlerweile historischen – Fotografien existiert bis zum heutigen Tag. Er gehört nun dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege.
Ab 1888 zieht noch eine weitere Einrichtung in die Bauakademie. Die Sammlung Königlicher Musikinstrumente wird in diesem Jahr in einem Raum im zweiten Obergeschoß untergebracht, wo sie bis 1902 bleibt. Sie bildet den Grundstock für das spätere Musikinstrumentenmuseum.
Das beginnende zwanzigste Jahrhundert bringt der Bauakademie einen neuen Mieter. Am 21. März 1910 veröffentlicht der Direktor der Nationalgalerie, Geheimrat Ludwig Justi, eine Denkschrift, in der er die Nutzung des Gebäudes für die neu zu gründende Bildnissammlung der Nationalgalerie vorschlägt. Als Begründung führt er die immer größer werdende Raumnot der Nationalgalerie an und argumentiert, daß mit der neuen Sammlung eine empfindliche Lücke geschlossen werden könne, denn „im ganzen Land gibt es keine Stätte, wo das Volk Bildnisse seiner Helden aus Krieg und Staatsleben, Kunst und Wissenschaft findet“. Dies ist der Ausgangspunkt einer Sammlung, die zu diesem Zeitpunkt bereits seit vier Jahrzehnten diskutiert und deren Gründung immer wieder gefordert worden war, nicht zuletzt auch von Wilhelm von Bode, dem Gründer des nach ihm benannten Museums.
Bereits 1911 stellt man in der Bauakademie, auf der nordöstlichen, dem Schloß zugewandten Seite neun Räume für die neue Bildnissammlung bereit, die durch Umzug einiger Universitätsinstitute und anderer Behörden in den Neubau der Königlichen Bibliothek frei geworden waren. Ihre Herrichtung erfordert jedoch einige erneute Umbaumaßnahmen, die unter der Leitung von Bauinspektor Wille durchgeführt werden. Der Bauakademie gereicht das jedoch durchaus zum Vorteil, denn man entfernt dabei einige ungünstige Einbauten und stellt den alten Zustand aus der Zeit Schinkels wieder her. Zwei Jahre später sind die Arbeiten abgeschlossen, so daß am 11. Juni 1913 die Bildnis- bzw. Porträtsammlung der Nationalgalerie unter der Leitung Ludwig Justis in der Bauakademie eröffnet werden kann. Der Feier wohnt auch Wilhelm II. bei, der als einziger Lebender mit einem Bildnis in der Sammlung vertreten ist.[note]Interessante und ausführliche Einzelheiten zur Bildnissammlung der Nationalgalerie bietet der Artikel
- Jörn Grabowski, Die Nationale Bildnis-Sammlung – Zur Geschichte der ersten Nebenabteilung der Nationalgalerie, In: Karl Friedrich Schinkels Berliner Bauakademie.
Detaillierte Angaben dazu finden Sie auf unserer Quellenseite.[/note]
Wilhelm von Bode nimmt dies zum Anlaß, einen Plan zu entwickeln, der vorsieht, die Bauakademie schrittweise ganz der Kunst zu widmen und dort Ausstellungen einzurichten. Der nur wenige Jahre danach ausbrechende Erste Weltkrieg verhindert jedoch jede weitere Diskussion über diese Pläne und erst recht ihre Umsetzung in die Tat. Und so ändert sich auch nach dem Ende des Krieges nichts Grundlegendes an der Situation der alten Bauakademie. Im Jahr 1920 zieht die privat gegründete Deutsche Hochschule für Politik ein, aus der in der Folgezeit viele bedeutende Politiker der Weimarer Republik hervorgehen. Unter anderen promoviert hier Theodor Heuss, der spätere erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, und zum Kuratorium dieser Hochschule gehört auch Konrad Adenauer.
In den Zwanziger Jahren ist Paul Ortwin Rave der Direktor der Nationalgalerie. Seinen Bemühungen ist es zu danken, daß der Plan Wilhelm von Bodes doch noch wenigstens ein kleines Stück Gestalt annimmt, denn nach langem zähem Ringen erwirkt er schließlich einen ministeriellen Erlaß, in dessen Folge die Bestände des Schinkelmuseums von der Technischen Hochschule in die Bauakademie zurückkehren. Gemeinsam mit dem Rauchmuseum wird nun auch das Schinkelmuseum von der Nationalgalerie übernommen.
In der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre unterzieht man die Bildnissammlung einer längeren Phase der Neuordnung, die schließlich am 29. Juni 1929 mit der Neueröffnung der Sammlung erfolgreich abgeschlossen wird. Leider wird dem Schinkelmuseum dieses Schicksal nicht zuteil. Zwar wird in den Jahren 1930 und 1931 mit den Vorbereitungen auf den 150. Geburtstag Schinkels die ausgedehnte Neueinrichtung des Schinkelmuseums ermöglicht, eine Unterbringung in der Bauakademie läßt sich jedoch nicht realisieren. Mit dem ehemaligen Prinzessinnen-Palais Unter den Linden ist ein passender Ersatz zwar schnell gefunden, und die um Möbel und Kunsthandwerk sowie erworbene Entwürfe und Gemälde Schinkels aus der Nationalgalerie und dem Schloß ergänzte Ausstellung erweist sich auch als würdige Präsentation, doch leider ist sie nur von kurzer Dauer. Bereits zwei Jahre später schließt man sie wieder, denn nach dem Machtantritt Hitlers werden die Räumlichkeiten von den Faschisten für repräsentative Zwecke beansprucht. Weitergehende Pläne, die vorsehen, die Sammlung wieder in der angestammten Bauakademie zu etablieren, kommen nie zur Ausführung, auch wenn ein Teil der Bestände noch dorthin gebracht wird. Und so hört das Schinkelmuseum für viele Jahre auf zu existieren.
1932 veranlaßt die Preußische Bau- und Finanzdirektion die Wiederherstellung eines alten Hörsaales, der von der Hochschule für Politik als Auditorium Maximum benötigt wird und achthundert Hörern Platz bieten soll. Bei diesen Arbeiten werden an der Decke des Saales Malereien wiederentdeckt, unter anderem ein siebzig Zentimeter breiter Rankenwerk-Streifen am Gesims der Decke. Nach der Freilegung dieser Malereien und Profile stellt man überrascht fest, daß sie fast genau einigen Zeichnungen von der Hand Schinkels entsprechen, die im Schinkelmuseum aufbewahrt werden. In den zurückliegenden Jahren hatte der Saal wechselnden Mietern und anderen Zwecken gedient, so daß verschiedene vorgenommene Einbauten, Unterteilungen und dicke Übermalungen der alten Profile ihn völlig entstellt hatten. Der Architekturmaler Gustav Neuhaus wird nun beauftragt, die Malereien in ihren ursprünglichen Farben wiederherzustellen. Nach seiner Fertigstellung erhält der neue alte Hörsaal die Bezeichnung „Schinkelsaal“.
Das Jahr 1933 holt einen Teil der Schinkelsammlung doch noch einmal für kurze Zeit aus der Versenkung: einige Stücke werden in der Bauakademie ausgestellt. Das geht jedoch einher mit der Schließung der Bildnissammlung der Nationalgalerie, die vollständig im Magazin eingelagert wird. Nur noch zweimal kann in den Jahren darauf ein Lebenszeichen von ihr wahrgenommen werden: anläßlich der Olympischen Spiele in Berlin präsentiert die Nationalgalerie 1936 für einige Zeit eine Ausstellung mit dem Titel „Große Deutsche in Bildnissen ihrer Zeit“ im ehemaligen Kronprinzen-Palais Unter den Linden, und zur 700-Jahr-Feier Berlins 1937 wird am gleichen Ort die Bildnissammlung noch einmal aufgebaut. Eröffnet wird sie jedoch nie.
In den Dreißiger Jahren setzt wieder einmal eine Diskussion über die Nutzung der Bauakademie ein. Man greift die Ideen Wilhelm von Bodes, das Gebäude zu einem Museum umzugestalten, wieder auf und diskutiert sie erneut. Einige Sammlungen, die in den verschiedenen Magazinen lagern, aber nicht mehr gezeigt werden, könnten darin untergebracht werden: die Modellsammlung und die Bildnissammlung der Nationalgalerie und auch das Architekturmuseum sind dafür im Gespräch. Die Eignung des Gebäudes steht kaum in Frage, da die großen Fenster genügend Licht einlassen. Teile von ihnen müßte man sogar abdunkeln, und im Obergeschoß ließen sich Oberlichter einbauen. Konkrete Pläne resultieren aus dieser Diskussion jedoch wieder nicht.
Das hat auch damit zu tun, daß in der Zeit des Faschismus die ebenfalls in der Bauakademie untergebrachte Hochschule für Politik mehr und mehr zum Propagandainstrument der Faschisten und zur SS-Schulungsstätte verkommt. Zwischen den Museen und der Hochschule, die 1937 noch die Auslandswissenschaftliche Fakultät gründet, entbrennt ein dauerhafter Kampf um Räume und Einfluß, der bis Kriegsende anhält. Das Haus untersteht nun dem Finanzministerium, wird aber von der Nationalgalerie verwaltet. Schließlich kommt es zur Neuverteilung der Raumflächen, bei der die Kunst der Politik weichen muß.
Weil die Keller der Bauakademie als besonders feuersicher gelten, baut man in ihnen einen Luftschutzkeller ein. In den Kriegstagen dient er zur Einlagerung verschiedener wissenschaftlicher und künstlerischer Schätze, die nicht mehr weiter aus Berlin weggeschafft werden können. Darunter sind die wertvolle Bibliothek der Bauakademie und der Oberbaudeputation, die Bibliothek der Nationalgalerie, Bücher des Meteorologischen Instituts, Teile der Sammlung der Nationalgalerie, gerahmte Schinkelzeichnungen sowie beschlagnahmte Gemälde der Berliner Landesloge. Das Schinkelmuseum lagert man hingegen in den Tresor der Reichsbank ein.
Glück im Unglück
Im Zweiten Weltkrieg kann die Bauakademie zunächst jeglicher Beschädigung entgehen. Fast scheint es, als käme sie unversehrt davon, doch dann folgen in den letzten Kriegstagen die schweren Bombenangriffe auf das Stadtzentrum. Deren Auswirkungen auf die Bauakademie beschreibt Paul Ortwin Rave:
Bei einem der schwersten und verhängnisvollsten Bombenangriffe auf die Innenstadt saß ich im Keller der Bauakademie, die mehrmals von gewaltigen Erschütterungen naher und nächster Einschläge in ihren Grundfesten bebte und wankte, aber nicht riß und stürzte: welche gediegene Tüchtigkeit des Baugefüges! Ein paar Wochen später brannte das Haus größtenteils aus, es dauerte drei Tage…
Es ist der 3. Februar 1945, als das Gebäude bei dem großen Angriff auf das Berliner Zentrum getroffen wird. Ein Feuer verzehrt zunächst das Treppenhaus, dann die Innenräume der ehemaligen Bauakademie vollständig. Am Ende ist auch das Dach abgebrannt, die Zwischenwände im Dachgeschoß sind nicht mehr verwendungsfähig. Die Decke über dem zweiten Obergeschoß ist völlig vernichtet, die über dem ersten nahezu auch. Doch aufgrund ihrer soliden Bauweise übersteht die Bauakademie den Krieg in ihrer baulichen Substanz unversehrt. Das innere Gerüst und der gesamte Baukörper haben ebenso wie die Außenwände mit den Reliefs und Terrakotten der Zerstörung widerstanden. Die Keller haben nur an einigen Stellen gebrannt. Die entstandenen Schäden an den eingelagerten Kunstgütern hat vor allem das für die Brandbekämpfung verwendete Löschwasser angerichtet.