Die Spittelkolonnaden 2017 (Banner)

Spittelbrücke und Spittelkolonnaden: Einführung

Dieser Beitrag ist Teil 1 von 7 der Beitragsserie "Die Spittelkolonnaden"

Es rauscht. Es brummt. Es röhrt und stöhnt und stottert. Angelassene Motoren jaulen auf, Sirenen heulen hier und da, allerorten wird gehupt, was das Zeug hält. Reifen quietschen, oder sind es Bremsen? Zaghaft mischt sich die kleine Klingel eines Drahtesels in die Kakophonie des Lärms – und geht gnadenlos unter. Autofahrer schimpfen laut auf die Radfahrer, diese echauffieren sich über die Fußgänger und jene wiederum zahlen es beiden mit gleicher Münze zurück. So ist es hier immer des Tags, wenn der Verkehr die breite Schneise in beide Richtungen entlangtobt, die, mitten durch das Herz der Stadt geschlagen, kaum jemand richtig zu benennen weiß, ändert sie doch nahezu an jeder großen Kreuzung ihren Namen. Grunerstraße, Mühlendamm, Gertraudenstraße. Und dann die Leipziger, wie der Berliner sie der Einfachheit halber nennt, gut zu erkennen an ihren Wohnhochhäusern, die sie zu beiden Seiten einrahmen.

Ein Tempel des Verkehrs ist diese Straße. Breit wie eine Autobahn, ist sie ein Freudenquell für jeden, der die Lösung für ansteigende Verkehrsprobleme in immer breiteren Straßen sucht – und damit falsch liegt. Das beweist schon der Strom der Fahrzeuge, der hier oft so langsam dahinfließt, daß man mühelos nebenherlaufen kann. Davon könnte aber auch ein Bauwerk erzählen, das einst diese Straße säumte – damals, als sie noch viel schmaler war. Es wüßte zu berichten vom steten Wunsch nach dem Mehr, dem Höher, Schneller und Weiter. Und wie so manches Erhaltenswerte dabei achtlos auf der Strecke bleibt. Und schließlich aufhört zu existieren.

Zumindest fast. Denn wer vom Spittelmarkt achtsam die gute alte Leipziger entlanggeht, der entdeckt nicht weit dahinter auf der linken Seite einen halbrunden Säulengang, der gar nicht so richtig hierher zu passen scheint. Ein wenig zurückgezogen steht er da und scheint all das Treiben dieser Zeit ungerührt an sich vorüberziehen zu lassen. Er ist das letzte verbliebene Stück dieses Bauwerks namens Spittelkolonnaden, ein letztes verbliebenes Stück des alten Berlins in dieser Gegend. Seine Geschichte soll hier erzählt werden.

Die Spittelkolonnaden 2017
Die Spittelkolonnaden in der Leipziger Straße.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017),
Creative Commons Lizenzvertrag

Das Banner auf dieser Seite zeigt die Spittelkolonnade, aufgenommen 2017.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017),
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