Es nagt der Zahn der Zeit…
Am neuen Standort der Kolonnaden entwickeln sich die Dinge nicht so wie in Max Grubes Vorschlag vorgesehen. Anfang des Jahres 1929, mehr als siebzehn Jahre nach Abschluß der Versetzung, sind die rechts und links der Säulenhallen liegenden Grundstücke noch immer unbebaut. Und auch die sich stadtauswärts anschließenden Parzellen sind bisher freigeblieben. Der in jenem Jahr gültige Bebauungsplan sieht nun für die Gegend um den Kleistpark vor, die vor dem Park gelegenen Hausreihen in der Potsdamer Straße rechts und links der Königskolonnaden in hinreichender Entfernung durch Kopfbauten abzuschließen.
Für das Grundstück rechts ist nun ein Geschäftshaus geplant, dessen Architekt Professor Bruno Paul ist. Seiner Ansicht nach müssen die beiden die Kolonnaden flankierenden Grundstücke gleichartig bebaut werden. Um aber den Eindruck einer willkürlichen Baulücke zu vermeiden, hält er es für erforderlich, daß diese Gebäude eine größere Höhe als die sich anschließenden Bauten haben. Außerdem sollen ihre Eingänge nicht an der Straße, sondern im Parkstreifen liegen, der zwischen ihnen und den Kolonnaden verbleibt. Paul stellt sich die Bauten als eine Art Ehrenhof um die Königskolonnaden vor, dessen Mittelachse genau durch deren Mittelpavillons führt. Dieses Konzept ruft Kritiker wie Gustav Lampmann auf den Plan, die darin einen Widerspruch zur ursprünglichen Intention Gontards sehen, weil so die Querachse der Kolonnaden hervorgehoben werde und die Mittelpavillons eine funktionelle Bedeutung bekämen, die sie als rein dekorative Elemente der Säulenhallen nie besaßen.
Trotz dieser Kritik wird in den Jahren 1929/30 in unmittelbarer Nachbarschaft der Kolonnaden, doch mit immerhin erträglichem Abstand zu ihnen, das Kathreinerhaus nach Plänen von Bruno Paul errichtet. Mit seinen zwölf Etagen gilt es als erstes Berliner Hochhaus. Folgt dieses Gebäude noch Pauls Ehrenhofkonzept hinsichtlich seines Bezugs auf die Kolonnaden, so bleibt dieses doch unvollständig, denn auf der anderen Seite der Königskolonnaden wird nie ein entsprechendes Gebäude gebaut. Das 1938/39 nach Entwürfen von Arthur Vogdt dort entstandene Verwaltungsgebäude ignoriert die Idee eines Ehrenhofes um die Kolonnaden völlig.
An ihrem neuen Standort tost der Straßenverkehr nun zwar nicht mehr unmittelbar zwischen den Säulenhallen der Königskolonnaden hindurch, doch auch die Potsdamer Straße entwickelt sich mit den Jahren und infolge der Ausdehnung der Stadt zu einer immer stärker frequentierten Hauptverkehrsstraße. Das und die Witterung haben ihre Auswirkungen auf das Bauwerk. So werden bereits 1933 wieder Ausbesserungsarbeiten erforderlich, denen drei Jahre später eine eingehende Untersuchung der Kolonnaden folgt, bei der man größere Wetterschäden feststellt. Zwar besteht keine unmittelbare Gefahr, doch man hält es für möglich, daß es bei Frost zu Abbröckelungen kommen könnte. Weil der Kleistpark viel Publikum anzieht und man Unfälle vermeiden möchte, werden die Kolonnaden durch einen Zaun abgesperrt, bis eine geplante umfassende Erneuerung vorgenommen wurde. Insbesondere möchte man das beschädigte Dach wiederherstellen, um weitere durch Regenwasser hervorgerufene Schäden zu verhindern. In Angriff genommen wird davon jedoch nichts. Das faschistische Deutschland steuert auf den Krieg zu, da haben Restaurierungsarbeiten an den Kolonnaden am Ende der 1930er Jahre keine Priorität.
Die Kriegergruppen der alten Königsbrücke, die seit deren Abriß die Alsenstraße in der Nähe des Reichstages zieren, erhalten 1939 einen neuen Standort, weil sie den Germania-Planungen der Faschisten im Wege sind. Sie werden in den Tiergarten gebracht und in der Rüsternallee südlich des Zeltenplatzes, der im Volksmund auch Kurfürstenplatz heißt, aufgestellt. Hier rahmen sie eine Brücke über einen der kleinen Kanäle des Tiergartens ein und haben nun unweit der Allegorien der Deutschen Ströme ihren Platz, die seit dem Ende der Königsbrücke am Großfürstenplatz stehen.
Im Zweiten Weltkrieg werden die Figurengruppen im Tiergarten infolge der Kampfhandlungen schwer beschädigt. Die Allegorien der Deutschen Ströme entfernt man daher von ihrem Standort und lagert sie in einem Depot ein. Die Königskolonnaden bewahrt dagegen ihr weit vom Stadtzentrum entfernter Standort vor größeren Beeinträchtigungen. Weil sie aber, sieht man einmal von den kleineren Reparaturen Anfang der dreißiger Jahre ab, seit ihrer Versetzung keine instandhaltenden Maßnahmen erfahren haben, ist nach Kriegsende eine umfassende Restaurierung höchst notwendig. Erste dringende Arbeiten werden 1952 in Angriff genommen, eine weitgehendere Sanierung führt man von 1955 bis 1958 durch. Dabei werden Putz- und Stuckflächen ausgebessert oder, wo erforderlich, gänzlich neu geschaffen. Anbauten und Mauern, die in den Jahren nach der Aufstellung im Kleistpark errichtet worden waren, reißt man nun ab, um die Kolonnaden wieder richtig zur Geltung kommen zu lassen. Schließlich erhalten die Säulenhallen noch einen neuen Anstrich. Einige Vollplastiken sind mittlerweile leider so stark beeinträchtigt, daß man sie durch Replikate ersetzt. Die Originale bringt man ins Kreuzberg-Denkmal, wo sie eigentlich nur zwischengelagert werden sollen, doch in der Folgezeit geraten sie dort in Vergessenheit. Zwei Jahre später ist man schon wieder mit Ausbesserungen beschäftigt, die letzte Kriegsschäden beseitigen sollen. Diesmal rückt man Schäden an Säulen und Figuren zuleibe und streicht die Wandflächen der Innenseiten der Kolonnaden.
Doch der Zahn der Zeit setzt den Königkolonnaden weiter zu. Witterungseinflüsse sind dabei noch das kleinere Übel. Wachsendes Verkehrsaufkommen und die damit einhergehende Umweltverschmutzung entfalten ihre zerstörerische Wirkung, der der weiche Sandstein der Säulenhallen nur wenig entgegenzusetzen hat. Und so verzeichnen die Seiten der Chronik der Königskolonnaden für die moderne Zeit eine Reihe aufeinanderfolgender Sanierungen, deren Gründe stets Witterungs- und Umweltschäden sind. Doch auch mutwillige Beschädigung und Zerstörung durch geistlose Zeitgenossen mußte als Grund ins Buch der Kolonnadengeschichte aufgenommen werden.
Die nächste umfassende Restaurierung beginnt im Jahr 1979. Weil wiederum beschädigte Teile repariert und komplett zerstörte oder verlorene Teile ersetzt werden müssen, wird erneut Schlesischer Sandstein benötigt, den man aus Polen importieren muß. Weil die Kosten immens hoch sind, wird die Verwendung einer billigeren Sandsteinart aus dem Weserbergland erwogen, doch Landeskonservator Helmut Engel setzt die teurere und historisch authentischere Variante durch. Die Kosten für die Instandsetzung der Königkolonnaden belaufen sich auf insgesamt 1,8 Millionen D-Mark, die das Land Berlin und das Bundesministerium des Inneren gemeinsam aufbringen. Als die Arbeiten beginnen, erwecken die Kolonnaden den Eindruck eines Hochsicherheitsareals. Um sie herum wird ein zwei Meter hoher und 140 Meter langer Bretterzaun errichtet, der von Stacheldraht gekrönt wird. Der Schöneberger Baustadtrat Karl-Werner Kunkel erklärt in einem Zeitungsinterview, warum dies für erforderlich gehalten wird:
Aus Sicherheitsgründen. Bevor mit den eigentlichen Ausbesserungsarbeiten begonnen werden kann, müssen Figuren, Sockelteile und Gesteinsproben abgetragen werden, die wollen wir vor illegalen Interessenten schützen.
Bis 1981 dauern die Arbeiten. Um soviel alte Bausubstanz wie nur möglich erhalten zu können, werden die Kolonnaden zuerst thermo-hydraulisch gereinigt, indem die morsche Oberfläche mittels eines Dampf-Druckluft-Verfahrens abgeblasen wird. Erst dann beginnt die Restaurierung. Das Dach wird repariert, die Decken verschönert. Man erneuert Gipskassetten und Stuck und bringt einen neuen Anstrich auf, für den man ausschließlich Originalfarben verwendet. Die Reparaturen schließen auch die Blechabdeckungen, Rinnen und Regenfallrohre aus Zink ein. Die inneren Rückwände werden neu verputzt und schließlich wird das gesamte Bauwerk imprägniert, um es gegen ätzende Schadstoffe aus der Luft unempfindlich zu machen.
Nachdem die Hauptarbeiten abgeschlossen sind, werden die wiederhergestellten Königskolonnaden am 28. Oktober 1981 offiziell der Öffentlichkeit präsentiert. Den mit 1,3 Millionen Mark weitaus größten Teil der Kosten haben die umfangreichen Steinmetz- und Bildhauerarbeiten verursacht, die der Ausbesserung der zahlreichen Figuren dienten. Sie können als einzige in den zwei Jahren, die die Restaurierung dauerte, nicht abgeschlossen werden. Die Beschädigung der Figuren hat sich als viel gravierender erwiesen, als man vorher angenommen hatte. In der Folgezeit kommt es daher zur weiteren Ersetzung wertvoller Skulpturen durch Kopien. Einerseits möchte man die Originale nicht endgültig von der Luftverschmutzung zerstören lassen, andererseits ist die Imprägnierung für die Figuren aus Sandstein nicht anwendbar. Auch fürchtet man mittlerweile mutwillige Beschädigung, beispielsweise durch Graffitis, oder gar Zerstörung des plastischen Schmucks. Um die Figurengruppen auf dem Dach der Königskolonnaden zu ersetzen, arbeiten die Bildhauer an jeder von ihnen etwa ein Vierteljahr. Zunächst werden die Originale aufmodelliert, so daß eine Vorlage entsteht, auf deren Basis die neuen Skulpturen getreulich nachgebildet werden können.
Als 1989 die Berliner Mauer fällt und ein Jahr später mit der deutschen Wiedervereinigung auch die Teilung Berlins endgültig überwunden wird, dauert es nicht lange, bis zum ersten Mal eine erneute Versetzung der Königskolonnaden ins Gespräch gebracht wird. 1992 legen die Architekten Lothar Arzt, Lothar Gericke und Heinz Graffunder Entwürfe vor, die eine Integration des zu dieser Zeit noch stehenden Palastes der Republik in einen Neubau des Berliner Schlosses vorsehen, was allein schon aufgrund der Tatsache bemerkenswert ist, daß Graffunder der Architekt des Palastes ist. Doch noch ein anderer Aspekt dieser Entwürfe ist bedeutsam. Die drei Architekten beziehen zusätzlich zum Schloßneubau auch den Bereich bis zum Berliner Fernsehturm ein und regen an, die Königskolonnaden an den S-Bahnhof Alexanderplatz zurückzuholen. Doch die Zeit ist für eine solche Debatte nicht reif und so verlaufen diese Ideen und die Diskussion darum alsbald im Sande.
Anfang der 2000er Jahre liegt die letzte Sanierung der Kolonnaden bereits zwanzig Jahre zurück, und wieder haben Witterung, Umweltverschmutzung und menschliche Dummheit ihr zerstörerisches Werk getan. Darüberhinaus zeigt eine 2002 auf Veranlassung des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg durchgeführte Untersuchung des Bauwerks, daß auch die vorangegangene Sanierung einen erheblichen Anteil an der vergleichsweise starken Schädigung der Königskolonnaden hat. An Dachhaut und Regenrinnen werden bauliche Mängel festgestellt, die durch nicht fachgerechte frühere Arbeiten bedingt sind. Und auch die Imprägnierung des Bauwerks erweist sich nun als Problem. Die Chemikalien, mit denen der Stein behandelt worden war, sind in der Zwischenzeit von diesem aufgenommen worden. Wenn sie dann im Winter gefroren, quoll das Gestein und es wurden immer wieder kleine oder größere Teile abgesprengt. Dementsprechend schlecht ist jetzt der Zustand der Säulenhallen. Risse ziehen sich durch den Sandstein, Stuck fällt von den Decken. Nässe hat Stein- und Putzflächen beschädigt. Auf dem Dach wachsen mittlerweile Birken, deren Wurzelwerk die Fugen sprengt. Die Skulpturen stehen nicht mehr sicher, Hände und Füße sind oftmals abgebrochen. Graffiti verschandelt die Wände.
Um die zu erwartenden Kosten für eine Sanierung beziffern zu können, wird 2003 ein detailliertes Schadensgutachten in Auftrag gegeben. Die im Ergebnis dessen abgegebene Schätzung ist atemberaubend: 2,14 Millionen Euro sind notwendig, um die Schäden zu beseitigen. Woher das Geld kommen soll, ist angesichts der stets knappen kommunalen Kassen unklar. Der Bezirk will sowohl das Land Berlin als auch den Bund zur Finanzierung bewegen. Aber auch andere Geldquellen will man erschließen. Spenden und Sponsoren sollen einen Beitrag leisten, mit Stiftungen werden Verhandlungen begonnen. Zunächst stellen sich nur kleine Erfolge ein. Berliner Bürger spenden mehrere Tausend Euro, der Bezirk Tempelhof-Schöneberg stellt für erste Sanierungsarbeiten 30.000 Euro bereit. Angesichts der Gesamtsumme ist das lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Immerhin werden die Kolonnaden ins Förderprogramm der Stiftung Denkmalschutz aufgenommen, die 150.000 Euro in Aussicht stellt.
Obwohl bisher keinerlei Sicherheit für die Bezahlung der Kosten besteht, plant der Bezirk, im Jahr 2004 mit der Sanierung zu beginnen. Nachgedacht wird auch darüber, wie man die Kolonnaden nach deren Abschluß nutzen könnte. Die Einrichtung eines Sommergartens sowohl für kulinarische als auch kulturelle Genüsse wird erwogen – Ideen, die sich an die ursprüngliche Bedeutung der Königskolonnaden als belebte Fußgängerpassage anlehnen. Mit ihrer Umsetzung wird – erstaunlich für eine Stadt, in der behördliche Mühlen bekanntlich langsam mahlen – sofort begonnen. Noch im Jahr 2003 startet unter dem Titel „Jazz an den Kolonnaden“ in den Sommermonaten eine Reihe mit Jazzkonzerten, die in den Folgejahren fortgesetzt wird. Architekten werden mit dem Entwurf eines Gastronomie-Pavillons für die hintere Kolonnadenseite beauftragt.
Im August 2004 beginnen die Sanierungsarbeiten an der nördlichen Kolonnade, die, weil sie auf der Wetterseite steht, stärker in Mitleidenschaft gezogen ist. Die steinernen Putten und Vasen werden abgetragen und zur Restaurierung nach Dresden transportiert. Wandbilder und Skulpturen bringt man in der Zwischenzeit in einem Depot unter. Das alte Dach wird komplett abgetragen. Dabei entdeckt man, daß die Kolonnaden zu allem Überfluß mit Hausschwamm befallen sind, der nun als erstes entfernt werden muß. Um das Einsickern von Wasser in den Sandstein zu verhindern, wird die Dachkonstruktion verändert. Schadhaftes Gestein, Stuckflächen und Skulpturen werden repariert.
Im Januar 2005 hat sich die finanzielle Ausstattung des Unternehmens verbessert. Die Stiftung Denkmalschutz stellt 100.000 Euro und später noch einmal 35.000 Euro bereit, weitere Gelder in sechsstelliger Höhe kommen vom Bund, dem Land Berlin und vom Bezirk selbst. Weitere Spenden treffen ein. Das deckt die Kosten für die Sanierung der nördlichen Kolonnade. Die veranschlagten Gesamtkosten haben sich jedoch mittlerweile auf 2,9 Millionen Euro erhöht, was allerdings auch die Neugestaltung der Außenanlagen mit einschließt, für die man rund 1,3 Millionen Euro ausgeben will. Geplant ist die Sanierung nun bis 2007.
Im Juli 2005 werden Pläne für ein „Internationales Musikfestival Berlin“ publik, das jährlich im Kleistpark stattfinden soll. Das Konzept sieht einen musikalischen Rundumschlag durch alle Genres vor – von Operette über Musical und Evergreens sowie Pop und Schlager soll alles dabei sein. Für die erste Ausgabe werden namhafte deutschsprachige Künstler angekündigt, unter anderem Johannes Heesters, René Kollo und Angelika Milster. Von jeder Eintrittskarte möchte man einen Euro für die Restaurierung der Königskolonnaden verwenden. Weil jedoch die Verkaufszahlen im Vorfeld weit hinter jeglicher Erwartung zurückbleiben, sagen die Veranstalter noch vor dem Starttermin das Festival ab. Man hört nie wieder etwas von ihm.
Im November 2005 melden die Zeitungen die Aufstellung von zehn originalen Putten der Königskolonnaden in verschiedenen Sitzungssälen des nahen Kammergerichts. Man hatte sich plötzlich wieder der im Kreuzberg-Denkmal vergessenen Skulpturen erinnert, sie dort herausgeholt und aufwendig restaurieren lassen. Auf den Kolonnaden selbst sind zu diesem Zeitpunkt etwa die Hälfte der 55 verschiedenen Puttengruppen Repliken.
In den folgenden zwei Jahren schreiten die Sanierungsarbeiten an den Kolonnaden weiter voran. Weil die bisherigen Geldgeber sukzessive weitere Mittel bereitstellen, kann auch die südliche Kolonnade restauriert werden. Und auch die Umgestaltung des Kolonnadenumfelds nimmt man in Angriff. Neue Beleuchtung wird ebenso installiert wie ein Regenentwässerungssystem, nachgebildete historische Zaunelemente werden aufgestellt und der einzig verbliebene originale Kandelaber des Kleistparks restauriert. Alle übrigen baut man nach.
Im Juli 2008 sind dann alle Arbeiten an Kolonnaden und Park abgeschlossen. 1,6 Millionen Euro wurden allein für die Königskolonnaden aufgewendet, die vollständig in die Sanierung geflossen sind. Als letzte Maßnahme werden zahlreiche direkte und indirekte Lichtquellen in den Kolonnaden installiert, die jetzt bei Dunkelheit illuminiert werden können. Im November des Jahres wird dieses Lichtspiel in Betrieb genommen. Bereits kurz nach der Restaurierung müssen die Zeitungen jedoch wieder erste durch Vandalismus verursachte Schäden an den Kolonnaden vermelden.
Als im Jahr 2012 der Bau des Humboldt-Forums beginnt, lebt auch die Diskussion um die Gestaltung des Umfelds dieses Baus auf. Soll es nach historischem Vorbild neu erstehen oder aber in sogenannt moderner Form? Sollen historische Denkmale, Skulpturen und gar Bauwerke ins Zentrum der Stadt zurückkehren? Während Senatsbaudirektorin Regula Lüscher eine zeitgenössische Gestaltung anstelle einer historischen nicht nur befürwortet, sondern erwartet, sprechen sich andere Stimmen dagegen aus. 2014 veröffentlicht beispielsweise die Planungsgruppe Stadtkern des Vereins Bürgerforum Berlin die „Charta für die Mitte von Berlin“. Die Verfasser des Dokuments sprechen sich unter anderem dafür aus, herausragende Denkmale und Bauwerke wieder an ihren Originalstandort zurückzuversetzen. So möchten sie den Neptunbrunnen wieder auf den Schloßplatz versetzen und die Königskolonnaden vor dem Kino Cubix aufstellen. Auch Wolf-Dieter Heilmeyer, Mitglied der Stiftung Zukunft Berlin und ehemaliger Direktor der Antikensammlung Berlin, schlägt vor, die ehemalige König- und heutige Rathausstraße zur Flanier- und Geschichtsmeile aufzuwerten, indem man beispielsweise die Königskolonnaden wieder hier aufstellt. Als jedoch, unbeeindruckt von dieser Diskussion, im September 2014 das neugebaute Geschäftshaus „Alea 101“ gegenüber dem Cubix seine Pforten öffnet, sind diese Ideen Makulatur. Für die Kolonnaden ist nun zwischen Kino und Geschäftshaus schlicht kein Platz mehr.
Von 2014 bis 2015 werden die immer noch in einem Depot lagernden Allegorien der Deutschen Ströme restauriert und ergänzt und schließlich wieder am Großfürstenplatz aufgestellt. So können heute die übriggebliebenen Fragmente des einstigen Ensembles aus Königskolonnaden und Königsbrücke an drei verschiedenen Orten in der Stadt wieder besichtigt werden: die Kriegergruppen in der Rüsternallee, die Allegorien der Deutschen Ströme am Großfürstenplatz – beide im Berliner Tiergarten – und schließlich die Kolonnaden selbst im Kleistpark. Der malerisch-romantische Gesamteindruck, den sie einst in grüner Umgebung dem Berliner Spaziergänger boten, ist unwiederbringlich verloren. Doch sie bleiben, wie eine Berliner Zeitung vormals schrieb, beeindruckende „Zeugen einer Zeit künstlerischer Betätigung, die der unsrigen bei weitem überlegen erscheint“, Zeugen Berliner Geschichte, die sich bis in unsere hektische Zeit herübergerettet haben. Und als solche müssen sie auch erhalten und vor allem gewürdigt werden.