Wo im Nikolaiviertel einst die Wiege Berlins sanft hin- und herschaukelte, ist in unseren Zeiten nahezu immer ein steter Strom von Menschen anzutreffen. Scharen von Touristen werden busladungsweise hierhergeschafft, abgeladen und auf die kleinen Straßen des historisierten Viertels losgelassen, um wenigstens noch den Anschein des verlorengegangenen mittelalterlichen Berlins zu erleben.
Mit diesem Trubel hat die sogenannte Corona-Krise fast von einem Tag auf den anderen ebenfalls Schluß gemacht. Wandert man in diesen Tagen durch das Nikolaiviertel, ist man meistens völlig allein unterwegs. Hier und da trifft man vielleicht einmal auf einen Anwohner, doch die Touristen, die sonst die Straßen bevölkert haben, sind alle verschwunden.
Allein ist man auch auf dem Friedrichswerder. Zwar war er nie ein solcher Touristenmagnet wie das Nikolaiviertel, das auf keiner Stadtrundfahrt fehlt, doch gibt es zwischen Leipziger Straße und Werderschem Markt durchaus eine Reihe von Wohnhäusern und Geschäftsbauten sowie zwei große Ministerien, in denen eine Vielzahl von Menschen wohnen und arbeiten. Doch auch von diesen ist in den aktuellen Zeiten auf den Straßen des Viertels kaum etwas zu sehen.
Und so wandern wir denn ein weiteres Mal nahezu allein durch einen Teil der Berliner Innenstadt, auf einer Route, die uns vom Rathausforum durch das Nikolaiviertel und über den Friedrichswerder führt. Und weil wir diesmal in den frühen Abendstunden unterwegs sind, spazieren wir am Ende noch einmal kurz zum Bebelplatz, zu den Linden und zur Museumsinsel hinüber, wo wir – nach unseren bisherigen Erfahrungen in der „Stadt ohne Menschen“ nur noch wenig überrascht – auch im Dämmerlicht der untergehenden Sonne kaum auf eine Menschenseele treffen.
Fotograf aller Bilder: Alexander Glintschert
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Das Banner auf dieser Seite zeigt das Spreeufer am Nikolaiviertel.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020),
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