Regen. Immer wieder Regen. Auch in diesem Moment. Natürlich. Das mußte ja sein.
‚Ausgerechnet jetzt!‘
Franz ist ungehalten.
‚Warum denn bloß ausgerechnet jetzt?‘
Die Frage kreist in seinem Kopf, und mit jedem Mal, das er sie sich stellt, wird seine Laune schlechter.
‚Ich weiche noch ganz durch. Das wird ja einen schönen Eindruck auf sie machen, wenn ich wie ein begossener Pudel vor ihr stehe. Komplett durchnäßt. Verdammt, warum habe ich Dummbatz denn bloß den Regenschirm nicht mitgenommen?‘
Franz ist sauer. Auf Petrus, der ausgerechnet an diesem Palmsonntag die himmlischen Schleusen öffnen muß. Auf die Passanten, die an ihm vorübereilen, ohne ihn zu beachten und an seinem Leid, hier allein und ohne Schirm im Regen herumstehen zu müssen, Anteil zu nehmen. Vor allem aber auf sich selbst, weil er, in dem albernen Bestreben, lässig zu wirken und als jemand wahrgenommen zu werden, der über solch profanen Dingen wie dem Wetter steht, seinen Regenschirm zu Hause liegengelassen und dies auch noch großspurig mit den Worten kommentiert hatte:
„Der Himmel hat sich gefälligst zurückzuhalten, wenn ich etwas unternehme!“
Und das, obwohl eben jener schon den ganzen Tag über wolkenverhangen gewesen war und auch immer wieder einmal Wasser zur Erde geschickt hatte an diesem Palmsonntag des Jahres 1908. Und nun zeigte ihm der Himmel, wer hier wirklich die Macht hatte, über Trockenheit und Regen zu bestimmen.
‚Das hab‘ ich wohl verdient‘, denkt Franz und fühlt dabei Demut in sich aufkommen.
Den Abend hatte er sich ein wenig anders vorgestellt, als er tags zuvor nach wochenlangem Zögern endlich den Mut gefunden hatte, Else, die zierliche Verkäuferin aus der Konfektionsabteilung des großen Warenhauses, in dem er arbeitet, zu fragen, ob sie einmal mit ihm ausgehen wolle. Und damit sie auch ja sage, hatte er sich für dieses erste Rendez-vous etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Nicht einfach nur ein Caféhausbesuch oder ein Spaziergang im Park mit gemeinsamem Eisessen sollte es sein. Nein, für sie hatte er sich alle Mühe geben wollen, die nur möglich war. Und weil er bereits in Erfahrung gebracht hatte, daß sie klassische Musik liebte, hatte er sie zu einem Konzert in der Garnisonkirche eingeladen. Das hatte ihn angesichts seines nicht eben üppigen Wochenlohnes zwar gefühlt ein kleines Vermögen gekostet, doch was tat man nicht alles für die Frau seines Herzens. Auch wenn sie davon noch nichts wußte.
Trotz des unablässig weiter auf ihn herunternieselnden Regens muß er unwillkürlich schmunzeln, als er sich daran erinnert, wie ihre Augen erst vor Erstaunen und dann vor Begeisterung groß und größer geworden waren, als er ihr mit vor Aufregung zunächst stockender Stimme seinen Antrag auf einen gemeinsamen Konzertbesuch und damit auf ein erstes Rendez-vous vorgetragen hatte.
Und nun steht er hier und wartet auf sie. Im Regen. Der geht momentan zwar nur als feiner Niesel nieder, doch ist auch das kein sonderliches Vergnügen, wenn man ihm längere Zeit ohne irgendeinen Schutz ausgesetzt ist, noch dazu an einem nicht sonderlich warmen Apriltag wie diesem. Fröstelnd schlägt Franz den Kragen seines Mantels hoch.
Eigentlich hatte er vorgehabt, Else zu Hause abzuholen und dann mit ihr gemeinsam hierher zum Konzert zu fahren. Doch als er das gestern vorgeschlagen hatte, war ein Schatten des Bedauerns über ihr Gesicht gezogen. Sie komme gerne mit in das Konzert, allerdings habe sie schon länger zugesagt, an diesem Sonntag ihre Verwandten zu besuchen. Und da diese weit im Süden der Stadt wohnten, wolle sie ihm nicht zumuten, bis dort hinaus fahren zu müssen, um sie abzuholen. Wie wäre es, wenn sie sich stattdessen direkt an der Kirche träfen? Und aus der Sorge heraus, sie könne womöglich doch noch ganz absagen, wenn er dem nicht zustimme, hatte sich Franz auf diesen Vorschlag eingelassen.
Gerade als in seinem Kopf ganz langsam der Gedanke aufzukeimen beginnt, ob sie es womöglich doch nicht schaffen könnte, weil irgendein Verkehrsmittel – die U-Bahn vielleicht? Fuhr überhaupt eine U-Bahn dorthin, wo sie heute tagsüber war? – nicht planmäßig unterwegs ist, hört er von weitem seinen Namen.
„Franz!“
Er schaut sich um, kann jedoch niemand ihm Bekannten entdecken.
Da! Noch einmal: „Fra-hanz!“
Diesmal kann er die Richtung, aus der der Ruf ihn erreicht, identifizieren, und er wendet seinen Blick zur Spandauer Straße. Und richtig. Zwischen den Passanten sieht er sie auf sich zueilen, heftig mit einem Arm winkend. Später wird er nicht mehr zu sagen wissen, wie die Farbe ihres Mantels ist oder welchen Hut sie trägt, doch eines prägt sich ihm ein: ganz dem Wetter angemessen, hält sie einen großen Regenschirm über sich.
„Guten Abend, Franz!“, begrüßt sie ihn, als sie ihn erreicht. Und noch ehe er seinerseits den Gruß erwidern und ihr ein ehrliches Kompliment zu ihrer hübschen Erscheinung machen kann, fährt sie auch schon fort:
„Aber Franz, du bist ja ganz naß! Warum hast Du denn keinen Regenschirm dabei?“
Da ist sie auch schon, die Frage, die er gefürchtet hatte, seit er hier stand und der Regen eingesetzt hatte. Die Frage, deren Beantwortung ihn sie entweder belügen oder ihn wie den Trottel dastehen lassen würde, als der er sich vorkommt. Und weil er aufgrund seines ernsthaften Interesses daran, daß aus ihnen beiden mehr werden würde als nur Kollegen, die einmal gemeinsam in ein Konzert gehen, mit dem Lügen gar nicht erst anfangen möchte, entschließt er sich, lieber den Trottel zu geben. Das aber wenigstens so liebenswert wie möglich. Und so ringt er sich ein schiefes Lächeln ab und antwortet:
„Ach, ich wollte Dich beeindrucken, indem ich Petrus dazu bringe, für heute abend vom Regnen abzulassen. Hat leider nicht so ganz geklappt.“
Ihr glockenhelles Lachen läßt ihn aufatmen und in Gedanken einen Stoßseufzer gen Himmel schicken: ‚Gott sei Dank!‘
Else reicht ihm ihren Regenschirm: „Dann laß uns mal schnell hineingehen, bevor Dir Petrus zur Strafe auch noch einen Schnupfen schickt!“
Dagegen hat Franz nicht das Geringste einzuwenden. Er nimmt den ihm dargebotenen Schirm aus ihrer schmalen, behandschuhten Hand und hält ihn über sie beide, dabei jedoch – ganz Kavalier – genau darauf achtend, daß er den Regen eher von ihr als von sich selbst abhalte. Dann bietet er ihr galant seinen Arm, und nachdem sie sich wie selbstverständlich bei ihm untergehakt hat, gehen sie gemeinsam zum Eingang der großen Garnisonkirche.
Die Katastrophe
Franz und Else können nicht wissen, daß dieses für sie erste Konzert, das sie an diesem Abend des 12. April 1908 gemeinsam besuchen, gleichzeitig das letzte ist, das sie in der alten Garnisonkirche mit ihrer ausgezeichneten Akustik werden erleben können. Weder die Konzertbesucher noch die Künstler, die den Abend bestreiten, allen voran die Sängerin Marie Goetze und der Wiener Harfenvirtuose Leo Zelenka-Lerando[1]Werner Schwipps: Die Garnisonkirchen von Berlin und Potsdam, Berlinische Reminiszenzen 6, 1. Auflage 1964, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin., haben auch nur den Hauch einer Ahnung von dem, was sich gerade einmal vierundzwanzig Stunden später an diesem Ort ereignen würde. Als daher der Harfenist am Abend nach dem Konzert die Kirche verläßt und seine kostbare Harfe mitnehmen will, wird er von dem ihn begleitenden Otto Becker, dem Organisten des Gotteshauses, mit den Worten daran gehindert:
Sie haben wohl Angst, die Kirche könnte abbrennen?[2]Zitiert aus: Schwipps, Garnisonkirchen Berlin und Potsdam, 1964..
Was als wohlmeinender Scherz gedacht ist, um dem Künstler nach dem anstrengenden Konzertabend die Sorge um sein wertvolles Instrument abzunehmen, wird am darauffolgenden Abend bittere Realität…
Es ist der 13. April 1908, ein Montag. Ein ganz normaler Wochentag wie jeder andere, sieht man einmal von der Abwesenheit des Garnisonpfarrers Georg Goens ab, der den Kaiser gerade auf einer Reise nach Korfu begleitet. Als um fünf Uhr nachmittags der Musiker Wilhelm Priebe, der in der Kirche als weiterer Organist beschäftigt ist, deren Gebäude als Letzter verläßt und dem Küster Gustav Engelbrecht, der im benachbarten Pfarrhaus wohnt, die Schlüssel überbringt, ist, wie es scheint, alles Ordnung. Doch es vergehen nur zweieinhalb Stunden, bis um halb acht Uhr abends der Divisionspfarrer Otto Großmann, der Küster Engelbrecht und der Kirchendiener Theodor Bergner zu ihrem Entsetzen bemerken, daß in der Garnisonkirche offenbar ein Brand ausgebrochen ist[3]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, Jahrgang 56, Ausgabe 178 (Abendausgabe) vom 14. April 1908, Seiten 1 f.
In dem Artikel werden die Namen der Beteiligten lediglich unvollständig wiedergegeben. So ist nur von einem „Organist Priebe“ die Rede. Im Berliner Adreßbuch von 1907 ist unter diesem Namen allerdings kein Organist aufgeführt, dafür aber eine einzige Person, der die Berufsbezeichnung „Musiker“ zugeordnet ist: „Priebe, Wilhelm, Musiker, NW5, Quitzowstraße 126″. Siehe Berliner Adreßbuch 1907, Erster Band, August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m. b. H., Berlin, Seite 1849.
Der Küster Engelbrecht läßt sich mittels des Berliner Adreßbuchs von 1908 als „Engelbrecht, Gustav, Garnison-Küster, C2 Neue Friedrichstraße 46″. identifizieren. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m. b. H., Berlin, Seite 507.
Bei dem erwähnten „Divisionspfarrer O. Großmann„ handelt es sich um „Großmann, Otto, Divisionspfarrer d. 1. Garde-Div., C2 Neue Friedrichstraße 46″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 779.
Der Name des erwähnten „Kirchendieners Berger“ ist hingegen falsch wiedergegeben. Tatsächlich heißt er „Bergner, Theodor, Garnis. Kirchendien. C2 Neue Friedrichstraße 46″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 151.
Anhand der Adressen wird auch verständlich, warum gerade letztere drei Personen den Brand bemerken mußten. Sie wohnten alle im Garnisonkirchen- beziehungsweise -pfarrhaus., denn es dringen dichte Rauchwolken aus dem westlichen Teil der Kirche[4]Die alte Garnisonkirche niedergebrannt!, In: Berliner Volks-Zeitung, Jahrgang 56, Ausgabe 177 (Morgenausgabe), Beiblatt vom 14. April 1908, Seite 1.. Umgehend benachrichtigen sie einen Schutzmann, der schließlich vom öffentlichen Feuermelder „An der Spandauer Brücke 1“ die Feuerwache in der Keibelstraße 28/29 alarmiert, wo die Meldung den Berichten zufolge um 19:48 Uhr eingeht. Daraufhin rückt umgehend der 1. Zug aus, um die Löscharbeiten aufzunehmen. Als eine Minute später auf der Feuerwache in der Fischerstraße 37/38 das Telefon klingelt und der Diensthabende eine weitere Meldung über den Brand entgegennimmt, schickt er von dort sofort den 20. Zug auf den Weg zum Ort des Geschehens[5]Nr. 46: Bericht über die Verwaltung der Feuerwehr, In: Verwaltungsbericht des Magistrats zu Berlin für das Etatsjahr 1908, In: W. & S. Loewenthal, Berlin, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761.. Vom Turm des nahen Rathauses hat noch nicht die volle Stunde geschlagen, da sind bereits die ersten Löschmannschaften an der von Rauchwolken umgebenen Garnisonkirche eingetroffen[6]Schwipps, Garnisonkirchen Berlin und Potsdam, 1964.. In der Zwischenzeit haben sich die drei Kirchenmänner in das Gotteshaus gewagt und die silbernen Altarleuchter, einige der Decken sowie mehrere alte Ölgemälde hinausgetragen[7]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f..
Die Feuerwehrleute machen sich nach ihrem Eintreffen unverzüglich ans Werk und versuchen, tiefer in das Innere der Kirche vorzudringen. Über eine stark verqualmte Treppe kämpfen sie sich bis zur Orgelempore vor, wo sie eines Feuerscheins gewahr werden. Weil die Rauchentwicklung immer mehr zunimmt, sind die Männer zunächst gezwungen, den Rückzug anzutreten. Um ihnen das Weiterkommen zu ermöglichen, schlägt man unter Zuhilfenahme mechanischer Leitern die oberen Fenster in den beiden Treppenhäusern, die zur Orgelempore führen, ein, was die Situation tatsächlich bessert. Brandinspektor Heinrich Rohnstock[8]Der vollständige Name des Brandinspektors ist dem Eintrag „Rohnstock, Heinrich, Kgl. Brandinspektor, C2 An der Fischerbrücke 1a“ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2107., der mit dem 20. Zug inzwischen eingetroffene Führer der V. Kompanie, entschließt sich, da er die Bauart des Gotteshauses als wenig feuersicher beurteilt, bereits zu diesem Zeitpunkt – es ist mittlerweile fünf Minuten nach zwanzig Uhr -, die Meldung „Garnisonkirche, Mittelfeuer“ abzusetzen, was zur Folge hat, das nun fünf weitere Löschzüge mit den Nummern 2, 13, 14, 17 und 19 ausrücken, die unter Führung des Branddirektors Maximilian Reichel[9]Der vollständige Name des Branddirektors ist dem Eintrag „Reichel, Maximilian, Kgl. Branddirektor, SW19 Lindenstr. 41″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2036. höchstpersönlich stehen[10]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761.[11]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f..
Unterdessen erreichen die Feuerwehrleute die Orgel erneut. Zu ihrer nicht geringen Überraschung ist der vorher entdeckte Feuerschein wieder verschwunden. Als sie jedoch die Tür zu dem hinter dem großen Instrument liegenden Raum aufbrechen, müssen sie feststellen, daß die dort befindlichen Stühle und Holzverschläge ebenso wie der obere Teil des Raumes in hellen Flammen stehen. Die Brandbekämpfer lassen keine Sekunde verstreichen und greifen das Feuer mittels inzwischen über die Treppenhäuser gelegter Schlauchleitungen an.
Während man sich Hoffnung macht, so den Brand auf der Orgelempore löschen zu können, dringen andernorts Feuerwehrleute in das Kirchenschiff vor. Kaum ist jedoch die erste Eingangstür zu diesem geöffnet, wird deutlich, daß auch das gesamte Hauptschiff total verqualmt ist. Damit auch die anderen Eingangstüren geöffnet werden können, die sämtlich von innen verriegelt sind, müssen sich die Männer durch den Rauch hindurchkämpfen, um die Riegel zu lösen. Erst dann gelingt es Küster Engelbrecht, die Türen von außen zu öffnen. Dicke schwarze Rauchwolken dringen durch sie hindurch auf die Straßen rings um die Kirche. Sie werfen nicht nur die Feuerwehrleute zurück, sondern machen auch die gesamte Brandstelle im Nu völlig unübersichtlich. Um den Überblick nicht völlig zu verlieren, macht man sich daran, die oberen Fenster an beiden Längsseiten der Kirche einzuschlagen. Binnen kurzem dringt der erstickende Qualm aus allen dieser großen Fenster. Weil er nun besser abziehen kann, verbessert sich zwar die Sicht am Ort des Geschehens, doch kann man, abgesehen von der Orgelempore, immer noch nirgendwo Flammen erkennen, so daß man sich weiterhin keinen Reim darauf machen kann, worin die Ursache für die starke Rauchentwicklung eigentlich besteht. Aus diesem Grunde werden Feuerwehrleute in das einzige zum Dachboden führende Treppenhaus geschickt, um festzustellen, ob eventuell er vom Feuer erfaßt worden ist.[12]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761.[13]Die alte Garnisonkirche niedergebrannt!, 1908, Seite 1.
Inzwischen ist es zehn Minuten nach zwanzig Uhr und Branddirektor Reichel trifft mit Oberbrandinspektor Adam Reinhardt[14]Der vollständige Name des Oberbrandinspektors ist dem Eintrag „Reinhardt, Adam, Kgl. Ob. Brandinspektor, SW11 Schöneberger Str. 20″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2046. und seinen fünf zusätzlichen Löschzügen an der Brandstelle ein. Unverzüglich läßt er sich vom Leiter der V. Kompanie über den Stand der Maßnahmen unterrichten und übernimmt die Leitung der Operation. Während man inzwischen auch auf der Altarseite Feuer entdeckt hat, gelangt man, noch ehe der zum Dachstuhl entsandte Löschtrupp zurückkehrt, angesichts des starken Qualms im Hauptschiff, der sich in der Kirche ausbreitenden unangenehmen Hitze, die unmöglich nur von dem Brand auf der Orgelempore verursacht werden kann, und der unausgesetzt von der Decke herabfallenden Putzteile zu dem Schluß, daß das, was man befürchtet hatte, bereits bittere Realität geworden ist: der Dachstuhl steht in Flammen! Und aufgrund seiner Größe und Ausdehnung über den gesamten Kirchenbau muß er auch noch als der eigentliche Hauptbrand angesehen werden. Der Branddirektor zieht angesichts der fehlenden Feuersicherheit der Deckenkonstruktion bereits jetzt den drastischen, doch einzig möglichen Schluß: Die Garnisonkirche ist verloren[15]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761.[16]Die alte Garnisonkirche niedergebrannt!, 1908, Seite 1.! Und weil die Löschmannschaften unter diesen Umständen über alle Maßen gefährdet sind, erteilt er folgenden Befehl:
Niemand betritt das Hauptschiff der Kirche, da die Kronleuchter herabstürzen und auch die Decken bald einstürzen werden. Alles hält sich gedeckt unter den Emporen auf. Durch sämtliche Eingänge der Kirche sind Rohre vorzunehmen. Die unter den Emporen liegenden Räume sind unbedingt zu halten, alle Leitern zum Angriff gegen das Dach anzusetzen.[17]Zitiert aus Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761.
Unverzüglich machen sich die Feuerwehrleute an die Ausführung dieser Anordnung. Es dauert nur wenige Minuten – die Rohre in den Eingängen der Kirche sind gerade plaziert -, da tritt ein, was der Branddirektor vorausgesehen hatte: der der Orgel zunächst hängende große, schwere Kronleuchter löst sich von der Decke und stürzt mit lautem Krachen zu Boden. Auch von weitem ist überdeutlich zu erkennen, daß sein oberes Ende von der Hitze des Feuers weißglühend leuchtet. Durch das in der Decke hinterlassene Loch ist pure Glut zu sehen. Offenbar hat das Feuer den Dachstuhl bereits großflächig erfaßt, was niemanden wirklich verwundert, besteht er doch durchweg aus alten Holzbalken, die im Laufe der Jahrzehnte vollständig ausgetrocknet, möglicherweise sogar morsch geworden waren. Im Grunde ist der Unterbau des Daches der Kirche ein einziger großer Zunder. Nun ist klar, daß sich jetzt nicht mehr die Frage stellt, ob, sondern lediglich wann auch der zweite Kronleuchter herniederstürzen und wann ihm die gesamte Balkendecke mit ihren Scheingewölben folgen würde. Wer auch immer sich jetzt noch im Kirchenschiff aufhielte, befände sich in allerhöchster Lebensgefahr[18]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761.[19]Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Vossische Zeitung, Ausgabe 177 (Morgenausgabe) vom 14. April 1908, Seite 4.!
Doch trotz der Erkenntnis, daß die brennende Garnisonkirche als Ganzes nicht mehr vor der Vernichtung zu bewahren ist, gibt niemand auf. Stattdessen konzentriert man sich darauf, zu retten, was zu retten ist. Das betrifft insbesondere den östlichen Teil des Gotteshauses. Hier befinden sich die wertvollsten Räumlichkeiten der Kirche, die man unbedingt vor dem Feuer schützen möchte: die kaiserliche Loge mit ihren Nebenräumen, die Logen für die Geistlichkeit, die beiden Konfirmandensäle und die Sakristeien sowie natürlich der Altar und die Kanzel. Auch bedeutende Inventarstücke werden hier aufbewahrt, unter ihnen die für die Liturgie benötigten Utensilien. Branddirektor Reichel begibt sich höchstpersönlich an Ort und Stelle, um die notwendigen Schutzmaßnahmen in die Wege zu leiten, und bemächtigt sich bei dieser Gelegenheit des goldenen Kruzifix‘, das noch auf dem Altar verblieben war, um es in Sicherheit zu bringen. Brandmeister Paul Steiner[20]Der vollständige Name des Brandmeisters ist dem Eintrag „Steiner, Paul, Kgl. Brandmeister u. Leutn. d. Res., N39 Pankstr. 1″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2530. und Brandinspektor Eugen Julius[21]Der vollständige Name des Brandinspektors ist dem Eintrag „Julius, Eugen, Kgl. Brandinspektor, N39 Pankstr. 1″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 1117. gelingt es noch, die bereits brennende Fahne des 24. französischen Infanterieregiments aus der Kirche herauszuholen, während ein weiterer Feuerwehrmann den Rest einer anderen französischen Fahne retten kann. Alle weiteren der zahlreichen, an den Pfeilern im ganzen Hauptschiff drapierten Fahnen sind jedoch bereits von den Flammen erfaßt worden und hängen viel zu hoch, als daß man sie noch erreichen könnte[22]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761.[23]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f..
Als Branddirektor Reichel in dem zum Dachboden führenden Treppenhaus auf die Feuerwehrleute trifft, die dorthin geschickt worden waren, um den Zustand desselben zu untersuchen, erfährt er von dem diese anführenden Brandmeister, daß hier kein Weiterkommen mehr möglich ist. Der über dem Kirchenschiff liegende Bodenraum sei bereits mit dichtem Qualm angefüllt, und weil der obere Bereich der Treppe über keinerlei Vorrichtungen zur Entlüftung verfüge, wäre er selbst mit entsprechend eingesetzten Rauchschutzapparaten nicht mehr zu erreichen. Weil überdies der Einsturz der Treppendecke droht, bleibt schließlich nichts anderes übrig, als auch dieses Treppenhaus komplett zu räumen. Auf die Rettung des über der Sakristei gelegenen Archivs muß man in der Folge verzichten. Wie richtig diese Entscheidung ist, zeigt sich kurz darauf, als aufgrund des schnell voranschreitenden Feuers auch der zweite Kronleuchter im Kirchenschiff herabstürzt. An eine Löschung des Brandes im Dachboden vom Kircheninneren aus ist somit nicht zu denken[24]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761..
So werden die Bemühungen zur Eindämmung des Feuers nun vermehrt von außen fortgeführt. Einige Feuerwehrleute haben sich inzwischen auf den Dächern der umliegenden Häuser postiert, andere stehen in schwindelnder Höhe auf den schwankenden mechanischen Leitern der insgesamt sieben Löschzüge[25]Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seite 4.. Aus insgesamt zweiundzwanzig Schlauchleitungen leiten sie Ströme von Wasser von allen Seiten auf das Dach der Garnisonkirche, in der Hoffnung, so den darunter wütenden Brand wenigstens etwas eindämmen zu können. Erschwert wird dies, als den zehn Dampfspritzen, die die Schlauchleitungen mit Wasser versorgen, kurzzeitig die Kohle ausgeht. Umgehend schafft man jedoch neues Heizmaterial heran, so daß der Betrieb der dampfgetriebenen Spritzen unvermindert weitergehen kann[26]Zum Brande der Garnisonkirche, In: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Vossische Zeitung, Ausgabe 178 (Abendausgabe) vom 14. April 1908, Seite 11.[27]Zum Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Tageblatt, Jahrgang 37, Ausgabe 192 (Morgenausgabe) vom 14. April 1908, Seite 3.. Trotzdem haben die Bemühungen wenig bis keinerlei Erfolg. Das liegt zum einen an dem inzwischen aufgekommenen scharfen Ostwind, der die Ausbreitung des Brandes stark begünstigt, zum anderen aber auch an der Beschaffenheit des Kirchendaches. Dieses besteht im wesentlichen aus auf einer Schalung aufgebrachtem Schiefer. Weil dieser nur schwer durchbrennt, wirkt er für das Feuer im darunter befindlichen Dachboden eher als Abschirmung gegen das von allen Seiten auf das Dach gespritzte Wasser. So ist also auch den Löschversuchen von außen kein großer Erfolg beschieden[28]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761.[29]Die alte Garnisonkirche niedergebrannt!, 1908, Seite 1..
Das Ergebnis zeigt sich schon bald. Zunächst ist rings um die Kirche eine sich entwickelnde starke Hitze zu spüren, die bald unerträglich wird. Dann, gegen 21 Uhr, gewinnt das Feuer schließlich auch über den widerstandsfähigen Schiefer die Oberhand. Am Dachfirst in der Nähe des Glockenturmes schlagen plötzlich mächtige Feuergarben hervor, die die Umgebung hell erleuchten. Weil dem Brand nun auf direktem Wege Luft zugeführt wird, steht binnen kurzem das ganze Dach in Flammen. Beinahe sofort erfassen diese auch den Glockenturm, der sich im Nu in eine riesige brennende Fackel verwandelt. Doch damit nicht genug, droht das Feuer infolge des heftigen Windes auf die umstehenden, in westlicher und nordwestlicher Richtung gelegenen Häuser überzugreifen, auf die ein heftiger, mit brennenden Holzstücken vermischter Funkenregen niedergeht[30]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761.[31]Barbara Kündiger: Umbauten, Zerstörungen und Abriß, In: Barbara Kündiger & Dieter Weigert: Der Adler weicht der Sonne nicht – 300 Jahre Berliner Garnisonkirche, 1. Auflage 2004, Berlin Edition in der Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin, ISBN 3-8148-0128-8, Seiten 113 f..
Was nun? Die Kräfte reichen nicht aus, um sowohl die umstehenden Häuser zu schützen als auch die sowieso schon als Ganzes verlorene Garnisonkirche soweit wie möglich zu retten. Daß der Glockenturm über kurz oder lang einstürzen würde, ist abzusehen. Bleibt nur die Frage, wann das geschehen und in welche Richtung der Sturz erfolgen würde. Weil niemand sich imstande sieht, diese zu beantworten, entscheidet sich der Branddirektor dafür, das Dach des Gotteshauses endgültig aufzugeben und die Maßnahmen stattdessen auf den Schutz der benachbarten Gebäude zu konzentrieren – eine Entscheidung, die er nicht zuletzt auch deswegen trifft, um die eingesetzten Mannschaften vor Schaden zu bewahren. Kaum ist das Signal „Alles schnell zurück“ ausgegeben worden, verlassen die Feuerwehrleute unverzüglich ihre Positionen und sammeln sich in den Straßen rings um die Kirche. Hier formieren die Offiziere neue Trupps, die zum Schutz der einzelnen Gebäude abkommandiert werden. So erhält ein Oberbrandinspektor den Auftrag, mit seinen Mannen die Gebäude in der Neuen Friedrichstraße vor den Flammen zu bewahren, einem Brandinspektor wird derselbe Auftrag in Bezug auf die hinter der Garnisonkirche gelegenen Gebäude erteilt, während ein weiterer die Bauten westlich des Gotteshauses und in der Spandauer Straße zugeteilt bekommt, was insbesondere das Garnisonpfarrhaus einschließt, dessen Gefährdung aufgrund seiner Höhe und seiner unmittelbaren Nähe zur Garnisonkirche besonders groß ist. Den auf diese Weise neu verteilten Rettungsmannschaften gelingt es unter Verwendung der von der Kirche abgezogenen Leitern und Schlauchleitungen tatsächlich, ein Übergreifen des Feuers auf die Umgebung der Kirche weitestgehend zu verhindern. Lediglich die sich hinter der Garnisonkirche befindende 21. und 24. Gemeindeschule kann dem Brand nicht vollständig entgehen, werden doch die Dächer ihres Rektoratsgebäudes und ihrer Turnhalle von den Flammen erfaßt. Den Feuerwehrleuten gelingt es jedoch, den Brand in den Dachböden dieser beiden Gebäude zu ersticken[32]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761.
In dem Bericht ist von der 21. und 22. Gemeindeschule die Rede. Ein Blick ins Berliner Adreßbuch offenbart jedoch, daß es sich dabei um einen Fehler handelt. Tatsächlich befand sich die 22. Gemeindeschule im Jahre 1908 in der Pallasstraße. Hinter der Garnisonkirche 2 war jedoch die Adresse der 21. und der 24. Gemeindeschule Berlins. Siehe Berliner Adreßbuch 1907, Zweiter Band, August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m. b. H., Seite 150..
Während die Mannen der Brandbekämpfungstruppe Schwerstarbeit verrichten, um den Brand wenigstens einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen, entwickelt sich dieser mehr und mehr zu einem Großereignis für die Stadt. Angelockt von dem weithin sichtbaren Feuerschein, sammelt sich eine große Menschenmenge in den Straßen rund um die Kirche:
Die ganze innere Stadt war in Bewegung. Der weithin gerötete Himmel zog von allen Seiten den Menschenstrom an. In der Kaiser Wilhelmstraße, auf dem Neuen Markt, auf dem Hackeschen Markt, in der Spandauer Straße und wie die Straßen und engen Gäßchen in der nächsten Umgebung der Brandstelle alle heißen mögen – überall dichtgedrängte, schaulustige, nervöse, erregte, lärmende und bald auch tumultuirende Massen. Riesenaufgebote von Schutzmännern umstellen in nahem Umkreise den Brandplatz, und dann geschah, was bei solchen Gelegenheiten nun einmal üblich ist: jeder Versuch, die Menschen zurückzudrängen, wurde mit widerwärtigem Gejohle aufgenommen, man leistete den Anordnungen der Wache nur widerwillig Folge, und die Wachmannschaft ihrerseits ging daher auch nicht gerade mit Sanftmut vor. Da der Brand ziemlich lange währte, wuchsen dementsprechend auch die Massen an, und schließlich konnte selbst der Straßenbahnverkehr durch die Spandauer Straße nur mit äußerster Mühe aufrechterhalten werden.[33]Zitiert aus Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seite 4.
Auch der Organist Otto Becker, den man durch einen Boten von dem Unglück benachrichtigt, eilt aus seiner Charlottenburger Wohnung an den Ort des Geschehens, kann aber lediglich die Position des fassungslosen Beobachters einnehmen. Später wird er zu Protokoll geben, daß dieser Abend „einer der schmerzlichsten Mollakkorde in seinem Leben gewesen“ sei[34]Schwipps, Garnisonkirchen Berlin und Potsdam, 1964..
Kurz vor 21 Uhr, also etwa eine Stunde nach dem Ausbruch des Feuers, erscheint auch noch der Kronprinz Wilhelm von Preußen am Ort des Geschehens, begleitet von einem nicht unbeträchtlich großen Teil der in der Stadt ansässigen Generalität. Unter anderem werden der Gouverneur von Berlin, Generalfeldmarschall Wilhelm von Hahnke, der kommandierende General des Gardekorps Gustav von Kessel, der kommandierende General des dritten Corps Karl von Bülow, der Kommandant von Berlin, Hans von Böhn, der Polizeipräsident von Berlin, Ernst von Stubenrauch, und der Finanzminister Georg von Rheinbaben im Gefolge des Kronprinzen gesehen[35]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f.
Die Zeitung gibt lediglich die Nachnamen der Personen an. Die vollständigen Namen sind im Berliner Adreßbuch zu finden.
Von Hahnkes vollständiger Eintrag im Berliner Adreßbuch lautet „v. Hahnke, Wilhelm, Generalfeldmarschall, Generaladjut. Sr. Maj. d. Kaisers u. Königs, Oberbefehlshaber in den Marken u. Gouverneur v. Berlin, Chef d. Grenad. Regts. Prinz Karl v. Preußen (2. Brandb.) Nr. 12 u. à la suite d. Kais. Alex. Garde Grenad. Regts. Nr. 1, Exz., W62 Kurfürstendamm 251, 252″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 839.
Der vollständige Name von Kessels ist dem Eintrag „v. Kessel, Gustav, General d. Infanterie, kommand. General d. Gardekorps u. Gen. Adjut. Sr. Maj. d. Kaisers u. Königs, Exz., NW52 Alt-Moabit 117, 118″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 1184.
Von Bülows Eintrag im Berliner Adreßbuch lautet „v. Bülow, Karl, General d. Inf. u. kommand. General des III. Armeekorps, Exz., Charlottenburg, Hardenbergstr. 32″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 318.
Der Kommandant von Berlin wird nicht namentlich genannt, doch hatte zu jener Zeit Generalmajor Hans von Böhn diesen Posten inne. Sein Eintrag im Berliner Adreßbuch lautet „v. Boehn, Hans, Generalmajor u. Kommandeur v. Berlin, C2 Platz am Zeughause 1″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 227.
Polizeipräsident ist zu dieser Zeit Ernst von Stubenrauch. Sein Eintrag im Berliner Adreßbuch lautet „v. Stubenrauch, Ernst, Wirkl. Geh. Ob. Reg. Rat, Kgl. Polizeipräsident von Berlin, C25 Alexanderplatz 5, 6″. Siehe Berliner Adreßbuch 1909, Erster Band, August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m. b. H., Seite 2716.
Der vollständige Name von Rheinbabens ist dem Eintrag „v. Rheinbaben, Georg, Freiherr, Staats- und Finanzminister, Exzellenz, O2 Am Festungsgraben 1″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2064.. Und während die Feuerwehrleute sich in dieser hochkritischen Phase den aus dem Kirchengebäude schlagenden Flammen entgegenstellen,
sprach der Kronprinz […] mit dem Polizeipräsidenten, ließ sich mehrere höhere Polizeioffiziere und den Branddirektor vorstellen und zog genaue Erkundigungen über den Brand ein. Er ging auch, soweit es möglich war, vom Osteingang aus in das Innere der Kirche, um sich zu überzeugen, daß die Gewölbedecke der Kirche noch hielt und die Sarkophage zahlreicher Generäle, die sich im Keller befinden, unbeschädigt waren.[36]Zitiert aus Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seite 4.
Nun erfährt auch Kaiser Wilhelm II. und mit ihm der in seiner Begleitung befindliche Garnisonpfarrer Georg Goens, die sich gerade auf Korfu aufhalten, von dem Unglück, als man eine entsprechende Nachricht dorthin telegrafiert[37]Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seite 4.. Derweil schreitet das Feuer in dem Gotteshaus immer weiter voran. Die Hitzeentwicklung ist so gewaltig, daß die Brandbekämpfer Mühe haben, das Wasser auf die Dächer der gefährdeten Nachbarhäuser zu bringen, verwandelt es sich doch umgehend in Dampf, kaum daß es die Schläuche verlassen hat. Auch die Bäume im nahegelegenen Pfarrgarten der Kirche geraten immer wieder einmal in Brand und müssen ein ums andere Mal gelöscht werden. Dann, 21 Uhr ist noch nicht allzu lang vorüber, tritt ein, was alle längst erwartet haben: der Glockenturm bricht zusammen! Den seit mehr als einer Stunde so hart gegen das Feuer kämpfenden Feuerwehrleuten ebenso wie den Schaulustigen, die sich inzwischen in großer Zahl rings um den Ort des Geschehens eingefunden haben, kommt es vor wie der Höhepunkt eines Spektakels, das sich kaum anders bezeichnen läßt als ein Inferno. Der Zusammenbruch beginnt mit einer langsamen Neigung des Turmes, bis schließlich dessen unterer Teil, in dem sich die schweren Glocken befinden, aufgrund seines großen Gewichts die Decken des Hauptschiffs durchschlägt und ins Innere der Garnisonkirche niederstürzt. Im Fallen löst sich die Turmspitze mit dem Kreuz vom Unterbau und rutscht das schräge Dach herab, bis sie am dreieckigen Mauergiebel der zur Neuen Friedrichstraße gelegenen Kirchenfront zum Stehen kommt und liegenbleibt. Hier bildet sie noch längere Zeit eine stete Gefahr für die darunter agierenden Löschmannschaften, bis sie nach weiterem Voranschreiten des Brandes schließlich ebenfalls ins Innere des Gotteshauses stürzt[38]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762.[39]Kündiger, Umbauten, Zerstörungen und Abriß, 2004, Seite 114..
Da mit dem Einsturz des Kirchturmes die von ihm ausgehende Gefahr vorüber ist, nehmen die Feuerwehrleute ihre früheren Positionen insbesondere im Inneren der Garnisonkirche wieder ein. Noch will niemand die Versuche, wenigstens im östlichen Teil des Gotteshauses soviel wie möglich zu retten, aufgeben. Im Dach wütet das Feuer allerdings weiter, so daß die Zerstörung des Kirchenschiffes unvermindert voranschreitet. Die Dachbalken sind mittlerweile durchgebrannt und fallen nach und nach hernieder, wodurch das Deckengewölbe aus Rabitz fast vollständig zertrümmert wird. Auch wenn sie den Brand nicht löschen können, gelingt es den Feuerwehrleuten bis etwa halb zehn Uhr immerhin, die aus dem Dach schlagenden Flammen soweit unter Kontrolle zu bringen, daß ein Überschlagen auf die benachbarten Häuser nicht mehr ernsthaft zu befürchten ist. Da sie deswegen nicht mehr zu deren Schutz benötigt werden, widmen sich die bisher dort eingesetzten Mannschaften nun ebenfalls wieder dem Versuch, die brennende Kirche zu löschen. Das erweist sich jedoch nach wie vor als aussichtsloses Unterfangen, da die außerordentliche Höhe des Daches und die Unzugänglichkeit des Dachbodens im Inneren des Gebäudes die Brandbekämpfer darauf beschränken, von den rings um die Umfassungsmauern des Kirchenbaus aufgestellten Leitern aus Wasser auf das Feuer zu geben. Das reicht jedoch bei weitem nicht aus, um jenes zu löschen. So stürzen weiterhin schwere Balken und eiserne Konstruktionsteile in die Tiefe des Kirchenschiffes[40]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762..
Es ist kurz vor zehn Uhr abends, als schließlich der nächste Akt der Zerstörung beginnt. Der mittlerweile völlig durchgebrannte Dachboden kann die Last des Daches nicht mehr halten und bricht zusammen, woraufhin das ohnehin schon reichlich zerstörte Deckengewölbe samt dem darüber befindlichen Dachstuhl einstürzt – ein Spektakel, das im westlichen Teil der Kirche beginnt und sich wenig später im östlichen Teil fortsetzt. Als es vorüber ist, kann niemand mehr das Offensichtliche leugnen: die zweite Garnisonkirche ist nicht mehr[41]Die alte Garnisonkirche niedergebrannt, In: Berliner Tageblatt, Jahrgang 37, Ausgabe 192 (Morgenausgabe) vom 14. April 1908, Seite 5..
Bis etwa halb elf Uhr dauert das heftige Lodern der Flammen noch an, dann lassen sie etwas nach, ohne daß das Feuer jedoch erlischt[42]Kündiger, Umbauten, Zerstörungen und Abriß, 2004, Seite 114.. Der Kronprinz ist derweil noch immer mit seinem Gefolge vor Ort.
Um ½ 12 Uhr, als der Kronprinz mit seiner Begleitung an der Ecke der Neuen Friedrichstraße und der Spandauer Straße hielt, kam eine Frau auf den freundlichen Gedanken, ihm durch einen Jungen ein Glas Bier bringen zu lassen. Der Kronprinz, dem vielfache Huldigungen vom Publikum bereitet wurden, nahm das Bier mit liebenswürdigen Worten dankend an.[43]Zitiert aus Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seite 4.
Nun, die Feuerwehrleute, die bis zu diesem Zeitpunkt unentwegt Schwerstarbeit bei der Brandbekämpfung leisten mußten, hätten eine solche Geste sicherlich auch sehr zu schätzen gewußt. Daß ihnen, die mit Sicherheit einen unermeßlich größeren Beitrag als der Kronprinz dazu geleistet hatten, daß das Feuer nicht auf andere Gebäude der Stadt übergriff, jedoch ähnliches angetragen wurde, ist nicht überliefert.
Ein Reporter verfaßt für das Berliner Tageblatt einen Bericht, der die Ereignisse rings um die brennende Garnisonkirche bis zu diesem Zeitpunkt zusammenfaßt und den die Zeitung anderntags als „anschauliches Stimmungsbild von der Feuersbrunst“ in ihrer Morgenausgabe veröffentlicht:
Der Lustgarten ist in Qualm gehüllt, aus der Neuen Friedrichstraße dringt beizender Rauch: die alte Garnisonkirche steht in Flammen. Im weiten Umkreis steht die Menschenmauer; die schmale Straße ist erfüllt von dicken Rauchwolken, die aus den zehn hohen Kirchenfenstern des Rokokobaues dringen. Die Dampfspritzen puffen, ein Heer von Feuerwehrleuten ist beschäftigt. Durch den stickigen Dunst blitzt nur das grünliche Flackern der Magnesiumfackeln. Die schmalen Leitern der Feuerwehr recken sich an den grauen Mauern der Kirche in die Höhe. Von den Hieben der Feuerwehrleute zertrümmert, klirren die Scheiben auf die Straße nieder. Jetzt quillt unaufhörlich schwarzer, grauer Rauch, weißlicher Dunst aus dem Inneren der brennenden Kirche. Hier und da leuchtet durch die hohen Fensterscheiben das glühende Rot des Feuers. Ohne Erfolg prasseln die versprühenden Wasserstrahlen auf das blanke Schieferdach. Auf dem First züngeln die ersten Flämmchen. Die Kreuze der Giebel und des turmartigen Dachreiters leuchten im blanken Golde auf. An beiden Enden brennt es. Pfeifensignale und Kommandorufe durchschwirren die Luft. Da – aus dem hohen Dach schlagen die ersten bläulichen Flammen auf und beleuchten die gegenüberliegende Handelshochschule. Hoch oben auf der Leiter zeichnet sich die schwarz umrissene Gestalt eines Sappeurs scharf vom hellen Qualm ab. Funken fliegen auf die Straße. Durch die Luken frißt sich die flammende Lohe einen Weg ins Freie. Der Dachstuhl brennt. Der frische Ostwind treibt die Flammen nach Westen. Grell und scharf ist das ganze Straßenbild beleuchtet. Tageshelle brennt auf allen Giebeln, alle Gesichter sind in Glut getaucht. Mit jeder Sekunde wachsen die züngelnden Flammen, wächst die Hitze zu unerträglicher Glut. Das Wasser verdampft auf dem glatten Schieferdach. Undurchdringliche Rauchwolken hüllen minutenlang die flackernden Flammen ein, dann schlägt die verheerende Glut mit erneuter Kraft gegen den dunklen Nachthimmel. Der Turm ist gefährdet. Die Spritzenmänner hoch oben auf den Leitern klettern hinunter, die Leitern werden abgerückt. Haushoch schlagen die Flammen auf. Die Macht der Feuerwehr ist gebrochen. Sie weicht ohnmächtig zurück.
Und nun tritt eine beklemmende, erwartungsvolle Stille ein. Die Dampfspritzen hören auf zu fauchen, die Signale und Kommandos verstummen. Alle Augen sind auf das glühende, lohende Flammenmeer da oben auf dem Kirchendach gerichtet. Der Glockenstuhl stürzt mit wehem Klang in sich zusammen, mit dumpfem Gepolter brechen die Emporen ein. Aber hoch oben blitzt noch das schmuckvolle goldene Kreuz. Doch schon lecken bläuliche Flämmchen an ihm empor. Immer höher wehen die wildentfesselten Flammen. Alles starrt wie gebannt in das Meer von Feuer, Dampf und Rauch. Plötzlich neigt sich das goldene Kreuz. Der Turm stürzt ein; seine krachenden Trümmer stürzen auf den Straßengiebel und in das Kircheninnere, und wie den Flammen zum Trotz bleibt die Turmspitze mit dem Kreuz am Gesimse hängen.
Jetzt facht der Wind die Lohe zu neuem Wüten an. Das Feuer hat seinen Höhepunkt erreicht. Die Schieferplatten poltern auf die Straße. Ein Funkenregen wird nach West versprüht. Der Ostwind peitscht die Flammen auf das Nachbarhaus zu, das nur durch eine schmale Gasse von der brennenden Kirche getrennt ist. Von den Dächern der gegenüberliegenden Häuser richten sich auf dieses gefährdete Haus die Wasserstrahlen der Feuerwehr. Stück für Stück fällt die Schieferdecke vom Kirchendach. Die alten Dachsparren brennen wie Streichhölzer weg; gegen ¾10 Uhr stürzt der westliche Dachstuhl mit hellem Krachen ein, unmittelbar darauf stürzt der östliche Teil in die Kirche hinein. Jetzt ist die ganze Kirche ein Flammenherd. Auf dem Dach flimmern Tausende von gierigen Flämmchen. Von dem brennenden Innern der Kirche heben sich scharf und schwarz die Umfassungsmauern ab. Das ganze Kirchengewölbe stürzt mit dumpfem Donnern ein. Hier gibt es nichts mehr zu retten.
Die Glut läßt nach; der Wind hat sich gedreht, von Südosten her weht er die Flammen über die ganze Kirche. Am schwarzen Nachthimmel breitet sich der gelbliche Funkenregen wie ein lohender Schleier aus. Die Riesenkuppel des Doms flammt in bengalischer Beleuchtung auf, das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms IV. auf dem Lustgarten steht wie eine schwarze Silhouette am brennenden Horizont und in den hohen Fenstern des Zeughauses spiegelt sich die schaurige Schönheit der taghellen Glut gespenstisch wieder [sic!] …[44]Zitiert aus Die alte Garnisonkirche niedergebrannt, 1908, Seite 5.
Die „schaurige Schönheit“ ist noch eine ganze Weile zu bewundern. Um Mitternacht brennt die Garnisonkirche immer noch. Als dann kurz darauf endlich auch der Himmel seine Schleusen öffnet und die unvermindert fortgeführten Bestrebungen zum Löschen des Feuers seinerseits unterstützt, ist das zwar einerseits hilfreich, macht aber andererseits die Arbeit der Feuerwehr nicht unbedingt leichter, müssen nun insbesondere die Mannschaften auf den Leitern obendrein darauf achten, daß es aufgrund der Nässe von oben nicht zu Unfällen kommt[45]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f.. Ein zwischenzeitlich unter den Schaulustigen umlaufendes Gerücht, daß einer der Feuerwehrmänner von einer mechanischen Leiter abgestürzt sei, wobei er sich das Genick gebrochen habe, bestätigt sich glücklicherweise nicht[46]Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seite 4.. Um halb zwei Uhr morgens beenden die bisher im Einsatz gewesenen sieben Löschzüge schließlich ihre Tätigkeit und rücken ab. Nach rund fünfeinhalb Stunden unausgesetzten, heldenhaften Kampfes gegen das Großfeuer sind ihre Mannschaften am Ende der Kräfte angelangt. An ihrer Statt übernehmen nun drei neue, frisch eingetroffene Löschzüge die Arbeit, die immer noch zahlreich vorhandenen Brandherde einen nach dem anderen zu beseitigen[47]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762..
Endlich in diesem Stadium der Löscharbeiten angekommen, ist man froh, daß die Katastrophe der letzten Nacht entgegen im Umlauf befindlicher, anderslautender Gerüchte keine Menschenleben gefordert hat[48]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f.. Auch Unglücksfälle sind nicht zu beklagen, sieht man einmal davon ab, daß zwei der wackeren Feuerwehrmänner leichte Schnittwunden davongetragen hatten. Während sich Oberfeuerwehrmann Friedrich Bindel[49]Der vollständige Name des Oberfeuerwehrmanns ist dem Eintrag „Bindel, Friedrich, Ob. Feuerwehrm., W57 Steinmetzstr. 61″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 186. vom 20. Zug durch herabfallende Schieferstücke Verletzungen an den Händen zuzog, hatten Glassplitter Feuerwehrmann Lehmann[50]Tatsächlich kommen hier mehrere Personen in Frage. Es könnte sich um „Lehmann, Louis, Feuerwehrm., W10 Königin-Augusta-Straße 64″ oder aber um „Lehmann, Paul, Feuerwehrm., SO33 Pücklerstr. 19″ handeln. Auch „Lehmann, Richard, Feuerwehrm., Schönebg., Ebersstr. 10″ kommt in Frage. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 1459. im Gesicht versehrt. Beide hatten sich jedoch nicht davon abbringen lassen, weiterhin Dienst zu tun und an den Löscharbeiten mitzuwirken, bis ihre Züge schließlich abgelöst worden waren[51]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762.[52]Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, In: Berliner Tageblatt, Jahrgang 37, Ausgabe 193 (Abendausgabe) vom 14. April 1908, Seite 5.[53]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f..
Die Folgen
Als schließlich der Morgen graut, bietet das Gotteshaus ein Bild der Verwüstung, dessen Trostlosigkeit vom Berliner Tageblatt in düsteren Farben wiedergegeben wird:
Das Feuer hat ausgetobt. Ein rauchendes Trümmerfeld, begrenzt von den dicken Umfassungsmauern, bezeichnet heute die Stätte, wo sich gestern noch der breite Bau der alten Garnisonkirche erhob. […] Nackt und kahl stehen die Mauern da, von den elf Fenstern der Straßenfront sind nur die beiden östlichen, die zum Treppenhaus gehören, unversehrt geblieben. Alle anderen sind zertrümmert und zerborsten, und durch die klaffenden Lücken bietet sich dem suchenden Auge ein trostloses Bild der Verwüstung. So unversehrt die Umfassungsmauern sind – über den drei Portalen steigt der preußische Adler noch die Flügel empor und nur über den Fenstersimsen hat der Rauch schwarze Schatten gemalt – so stark ist die Zerstörung im Inneren der Kirche. Der große Raum ist ein einziges Trümmerfeld, ein wüstes Chaos, ein krauses Durcheinander von verbogenen Eisenträgern, zackig verkohlten Balken und Sparren, verbrannten Fahnen und angeschwärztem Gestühl. Hie und da brennt es noch unter den Trümmern, ein beizender, stickiger Rauch steigt langsam auf, und die ganze Luft ist trotz des Regens mit scharfem Brandgeruch erfüllt. Wo unter der Asche noch Flammen züngeln, peitscht der Wasserstrahl der Feuerwehr das schuttüberschüttete Trümmergewirr, und aus den letzten Flammenherden quirlt schwarzer Qualm empor.
Nur die dicken, runden Säulen mit einigen kahlen Mauerbogen ragen einsam aus dem Trümmerfeld in den grauen Himmel hinein, zwei Schornsteine streben noch auf den Mauern in die Höhe. In den Lüften zeichnen sich die schwarzen Dachsparren und Deckenträger scharf ab; auf der westlichen Seite ziehen sich nur verbogene Balken hin; über dem Altar aber, der nur halbverkohlt hinter dem niedergestürzten, zertrümmerten Kronleuchter steht, spannt sich auf der Ostseite das verbrannte Gebälk der hohen Decke in ein riesiges, plumpes Netzwerk aus. Von den Mauerpfeilern hängen wie Zyklopenranken die verbogenen und gekrümmten Träger herab, und es scheint, als wollte, was noch oben hängt, im nächsten Augenblick krachend herniederstürzen.
Die wenigen Räume, die das Feuer verschont hat, Altarraum, Sakristei, Treppenhaus und Kaiserloge, stehen unter Wasser. Durch die zerlöcherten Decken tropft es von oben herab. Durch die Decke der Kaiserloge haben sich zwei gewaltige Balken mit riesiger Wucht eingebohrt, ihre verkohlten Spitzen ragen armlang heraus. An der Altarseitenwand hängen als einziges Überbleibsel zwei halbverkohlte Standarten, die Blücher erbeutet hat, und wie aus einer anderen Welt schauen von den rauchgeschwärzten Mauern und der Holzverkleidung Bruchstücke von Bibelsprüchen herab.[54]Zitiert aus Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5.
Als der Kronprinz, diesmal in Begleitung seiner Frau, der Kronprinzessin Cecilie zu Mecklenburg, um halb elf Uhr am Vormittag im Automobil zur Brandstätte zurückkehrt, kann er von der einst stolzen, nun völlig ausgebrannten Garnisonkirche nur noch die rauchgeschwärzten Außenmauern betrachten. Den beiden haben sich wiederum zahlreiche Würdenträger des Militärs angeschlossen. So sind erneut der Gouverneur von Berlin, Generalfeldmarschall Wilhelm von Hahnke, der Polizeipräsident Ernst von Stubenrauch und der Kommandant von Berlin, Generalmajor Hans von Böhn in ihrem Gefolge zu finden, ebenso wie der Kommandeur des Zeughauses, General Ernst von Usedom[55]Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5.
Die Zeitung erwähnt lediglich die Familiennamen der Begleiter des Kronprinzenpaares. Die vollständigen Namen sind im Berliner Adreßbuch zu finden.
Von Hahnkes Eintrag ist im Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 839 verzeichnet.
Von Stubenrauchs Eintrag ist im Berliner Adreßbuch 1909, Erster Band, Seite 2716 verzeichnet.
Von Böhns Eintrag – die Zeitung gibt seinen Namen fälschlicherweise mit von Böhm an – ist im Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 227 verzeichnet.
Von Usedoms Eintrag lautet „v. Usedom, Ernst, Generalleutn., Kommandant d. Zeughauses, Exz., W62 Lutherstr. 33″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2682.. Gemeinsam absolvieren sie unter Führung von Branddirektor Maximilian Reichel, der der Gruppe die notwendigen Erläuterungen zuteil werden läßt, einen Rundgang durch die zerstörte Kirche[56]Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5.. Dabei nehmen sie die Trümmer des Dachgebälks und der Gewölbedecke ebenso in Augenschein wie die verbeulten und verbogenen Kronleuchter sowie die Glocken, die in einem wilden Durcheinander auf dem, was einst der Boden der Kirche war, liegen. Melden einige Zeitungen zunächst, die Glocken seien in der Hitze des Feuers geschmolzen[57]Zum Brand der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 3.[58]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f., so stellt man im Zuge einer Bestandsaufnahme tags darauf fest, daß dies für deren zwei glücklicherweise nicht der Fall ist. Allerdings sind sie infolge des Sturzes aus großer Höhe gesprungen[59]Zum Brande der Garnisonkirche, 1908, Seite 11.[60]Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Tageblatt, Jahrgang 37, Ausgabe 195 (Abendausgabe) vom 15. April 1908, Seite 5.. Daß der vom Feuer angerichtete Sachschaden gewaltig ist, können das Kronprinzenpaar und die in seiner Begleitung befindlichen Offiziere der Garnison bei ihrem gemeinsamen Rundgang aus erster Hand erfahren. Doch neben den Zerstörungen sind insbesondere die erhalten gebliebenen Räumlichkeiten für die Besucher von Interesse. Sie besichtigen die Archive, die, obwohl man ihre Rettung am Abend zuvor zeitweilig hatte hintenan stellen müssen, nur wenig in Mitleidenschaft gezogen wurden, desweiteren den großen Konfirmandensaal, die Kellergewölbe und schließlich die Kaiserloge, wo sie ihren Rundgang beenden, nachdem sie noch ein paar Worte mit dem Geschichtsmaler Professor Georg Schöbel gewechselt haben, der gerade dabei ist, ein Bild von der Ruine der Garnisonkirche zu skizzieren[61]Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5.
Zur Beseitigung der Schäden einen aktiven Beitrag zu leisten, dazu fühlen sich die hohen Herren und die Dame eher weniger berufen. Dies bleibt nicht zuletzt der Berliner Feuerwehr vorbehalten, die in den Tagen vom 14. bis zum 18. April täglich drei Züge zur Brandstelle abkommandiert, die jeweils nach sechs Stunden abgelöst werden, um die notwendigen Aufräumarbeiten unter der Leitung des Brandmeisters Paul Hammer zu leisten. Diese gestalten sich jedoch recht schwierig. Insbesondere bereiten die Überreste des einstigen Scheingewölbes des Innenraumes der Garnisonkirche den Feuerwehrmännern und ihren Helfern große Schwierigkeiten. Das Drahtgeflecht des Rabitzputzes, das die Grundlage für den darauf aufgebrachten Mörtel gebildet und diesen gehalten hatte, hat sich mit all dem Schutt und den Überresten der Dachbalken derart verwirrt, daß es nur mittels Drahtscheren zerkleinert und dann entfernt werden kann. Eine wahrlich mühselige Arbeit. Daß sie auch keineswegs ungefährlich ist, zeigt sich, als sich während der Aufräumarbeiten ein schwerer Unfall ereignet. Als der Feuerwehrmann Julius Fehrmann, der gerade damit beschäftigt ist, Schutt von einer der noch stehengebliebenen Emporen zu beseitigen, eine Ladung davon auf den Boden des einstigen Kirchensaales hinunterwirft, bemerkt er nicht, daß sich sein Fuß in einem solchen darin enthaltenen Drahtgeflecht verfangen hat. So wird er, für ihn völlig überraschend, von diesem erfaßt und in die Tiefe mitgerissen. Zu seinem besonderen Unglück stürzt er auf einige unten herumliegende, noch glühende Trümmer, was ihm neben einer Verstauchung des Kreuzes auch noch eine Reihe schwerer Brandwunden am Rücken und an den Händen einbringt, die eine sofortige Behandlung im Moabiter Krankenhaus erforderlich machen[62]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762.
In dem Bericht ist nur der Nachname des Feuerwehrmannes angegeben. Sein vollständiger Name ist im Berliner Adreßbuch unter folgendem Eintrag zu finden: „Fehrmann, Julius, Feuerwehrm., NW21 Oldenburger Str. 26″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 540.[63]Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, Jahrgang 56, Ausgabe 179 (Morgenausgabe) vom 15. April 1908, Seite 3.[64]Zum Brande der Garnisonkirche, 1908, Seite 11.
Der die Aufräumarbeiten leitende Brandmeister wird in diesem Bericht lediglich mit seinem Nachnamen genannt. Sein vollständiger Name ist im Berliner Adreßbuch unter folgendem Eintrag zu finden: „Hammer, Paul, Kgl. Brandmstr., NW21 Turmstr. 22″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 846..
Als Generalfeldmarschall Wilhelm von Hahnke dem Kaiser an diesem ersten Tag nach dem großen Brand einen Bericht über den Verlauf der Katastrophe und die Bemühungen zu ihrer Bewältigung zukommen läßt, veranlaßt dieser den Monarchen, der Feuerwehr in einem Antworttelegramm seine Anerkennung auszudrücken:
Ich bin tiefbetrübt über die Meldung von dem Brande, welchem die alte Garnisonkirche so bald nach ihrer Renovierung zum Opfer gefallen ist. Allen die sich an dem Rettungswerk beteiligt haben, insbesondere der Feuerwehr, welche Bewundernswertes leistete, spreche ich meinen königlichen Dank und meine Anerkennung aus. Wilhelm, R.[65]Zitiert aus Nach dem Brande der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, Jahrgang 56, Ausgabe 181 (Morgenausgabe) vom 16. April 1908, Seite 4.
Wie bereits berichtet, war es beherzten Mitgliedern des Kirchenpersonals sowie den Feuerwehrmännern bereits während der Löscharbeiten am Abend zuvor gelungen, einige Gegenstände aus dem brennenden Gotteshaus zu bergen. Während der nun laufenden Aufräumarbeiten kommen, sehr zur Freude von Kirchenangestellten und Gemeinde, einige weitere Stücke hinzu, die zum Bestand der vernichteten Kirche gehört hatten. Nach Abschluß der Tätigkeiten zur Beseitigung der Trümmer ist auf diese Weise eine beachtliche Liste geretteten Inventars zusammengekommen. So hat nicht nur der hölzerne Altar samt seinem Marmortisch den Brand überstanden, sondern auch dessen goldenes Kruzifix nebst zweier silberner Altarleuchter. Zwei große, vergoldete Standleuchter, jeder etwa eineinhalb Meter hoch, die den Altar einrahmten, können ebenso gerettet werden wie das Holzpaneel, das sich hinter dem Altar befunden hatte. Gemeinsam mit diesem sind auch die Balustraden der sogenannten Sängerempore erhalten geblieben. Die Kanzel hatte leider nicht soviel Glück, ist doch lediglich ihr Unterbau mit der Zugangstreppe zum Kanzelkorb und den alten Schnitzereien den Flammen entgangen. Dafür wird der Schlütersche Taufstein unter den Trümmern entdeckt, der nun bereits die zweite Katastrophe mehr oder weniger unbeschadet überstanden hat. Desweiteren birgt man insgesamt fünf Wandleuchter sowie eine große Anzahl Kirchenbänke und Stühle, die überraschenderweise stellenweise nur wenig beschädigt sind. Die bronzene Erinnerungstafel aus dem Jahr 1722, mit der der Erbauung der zweiten Garnisonkirche durch König Friedrich Wilhelm I. gedacht wurde, wird ebenso gerettet wie zwei der Glocken und eine ebensolche Zahl französischer Fahnen aus der Zeit der Befreiungskriege, deren eine dem damaligen französischen Infanterieregiment Nummer 24 gehörte. Dazu kommen eine weitere, in den einschlägigen Quellen nicht näher spezifizierte Fahne sowie eine größere Anzahl mehr oder weniger beschädigter Fahnen, Fahnenstangen und Fahnenstangenspitzen. Auch einige Decken von Altar, Kanzel und Taufstein sowie mehrere Gemälde sind unter dem geborgenen Inventar zu finden[66]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762.[67]Auf der Brandstelle der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, Jahrgang 56, Ausgabe 180 (Abendausgabe) vom 15. April 1908, Seite 3.[68]Zum Brande der Garnisonkirche, 1908, Seite 11.[69]Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seiten 4 und 13..
Während die Kaiserloge insgesamt nicht gerettet werden konnte, haben jedoch einzelne Stücke ihrer Einrichtung den Brand überstanden. So gelingt es, die Holztäfelung und die Ledertapete nahezu unbeschädigt zu bergen. Auch die Balustrade, der Kronleuchter, zwei große Sessel sowie achtzehn kleine Stühle, desweiteren Teppiche und Läufer können am Ende auf der Liste des geretteten Inventars verzeichnet werden. Ihnen schließen sich ein großes Wandgemälde, das sich links neben der Kaiserloge befunden hatte, sowie der nahezu unbeschädigte, historisch wertvolle hölzerne Stuhl König Friedrich Wilhelms I. an[70]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762.[71]Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seite 3..
Aus den Logen für den Feldpropst der Armee, die Militärgeistlichkeit, den Gouverneur Berlins und die Generalität verzeichnet die Liste Paneele und Balustraden sowie diverse Stühle und Lampen, die teilweise auch in den Vorräumen dieser Logen ihren Platz hatten. Ein Kreuz und einige Bilder aus der Sakristei, Paneele und ein Altar mit Bild aus dem großen und dem kleinen Konfirmandensaal vervollständigen die Aufstellung ebenso wie zwei Wandleuchter, zwei Bronzeleuchter, ein Kreuz, ein Bronzekruzifix und der Altar aus der Taufkapelle. Hinzu kommen noch das Kirchenarchiv mit seinem gesamten Bestand an Akten und Kirchenbüchern, vier alte vergoldete Sessel, die einst am Altar plaziert gewesen, zuletzt jedoch im Archiv untergebracht waren sowie ein Gotteskasten mit Untersatz und elf der hölzernen Gedenktafeln für gefallene Krieger, die sich einst im Kircheninnenraum befunden hatten, mittlerweile aber in die Treppenhäuser der Garnisonkirche umgezogen waren[72]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762.
Für die Sakristei und die beiden Konfirmandensäle schließt die Aufstellung der geborgenen Gegenstände im Bericht der Feuerwehrverwaltung mit dem Zusatz „und der übrige Inhalt“. Es ist in Anbetracht der vorher aufgeführten Einzelstücke leider nicht ganz klar, was damit gemeint ist..
Obwohl das Kirchengebäude durch den Brand insgesamt praktisch vernichtet wurde, haben doch einige seiner Bestandteile die Katastrophe überstanden. So bleibt die Sakristei vom Feuer weitestgehend verschont[73]Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Vossische Zeitung, Ausgabe 180 (Abendausgabe) vom 15. April 1908, Seite 7.. Auch die Archivräume und die Konfirmandensäle haben kaum ernsthafte Schäden erlitten, was insbesondere die für die Gemeinde überaus erfreuliche Rettung des Kirchenarchivs erklärt[74]Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5.. Sie ist hierfür der Berliner Feuerwehr zu großem Dank verpflichtet, die sich im Zuge der Brandbekämpfung insbesondere um den Schutz eben dieser Räumlichkeiten bemüht hatte und damit erfolgreich war. Als man entdeckt, daß insbesondere der große Konfirmandensaal durch den Absturz mehrerer großer Balken bedroht wird, setzt sie diese Anstrengungen sogar noch fort und holt die fraglichen Balken in den nächsten Tag vorsichtig herunter[75]Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Tageblatt, 1908, Seite 5.. Auch das Gruftgewölbe hat den Brand unversehrt überstanden. Zwar ist an einigen wenigen Stellen Löschwasser in die Kellerräume eingedrungen, so daß es zu geringen Wasserschäden gekommen ist, die teils jahrhundertealten Särge sind jedoch vollständig intakt geblieben[76]Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5.[77]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f..
Dieser doch recht beachtlichen Liste erhalten gebliebener Räumlichkeiten und geretteten Inventars, das man dem Kuratorium der Kirche zur Verwahrung übergibt[78]Nach dem Brande der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 4., steht jedoch eine nicht minder umfangreiche Aufstellung durch den Brand vernichteter Güter gegenüber, die deutlich macht, wie groß die Katastrophe ist, die die Garnisonkirche in der schicksalhaften Nacht vom 13. auf den 14. April ereilt hat. Angeführt wird diese Liste von den großen Gemälden, die einst das Gotteshaus zierten. So ist das Altarbild „Christus am Ölberg“ von Karl Begas d. Ä. verloren. Zwar wird es bei den Aufräumarbeiten noch aufgefunden, doch ist es infolge des Brandes derart vollständig geschwärzt, daß es so gut wie unkenntlich geworden ist[79]Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seite 3.[80]Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Vossische Zeitung, Ausgabe 179 (Morgenausgabe) vom 15. April 1908, Seite 4.. Zwar geben Zeitungen, die über den Brand und seine Folgen berichten, der Hoffnung Ausdruck, daß man es wiederherstellen könne, doch ist nie bekannt geworden, daß dies tatsächlich gelungen ist[81]Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seite 3.
Heute gibt es, sieht man einmal von einer nicht sonderlich guten Fotografie (siehe Die zweite Garnisonkirche: Neuanfang und Wiederaufstieg) ab, die sich in Georg Goens‘ Buch über die „Geschichte der Königlichen Berlinischen Garnisonkirche“ findet und den von Friedrich August Stüler geschaffenen Ziborium-Altar zeigt, in den das Bild als Altarbild eingesetzt ist, keine Darstellung des Gemäldes mehr. Unglücklicherweise ist auch eine von Carl Mittag im Jahre 1846 nach dem Gemälde angefertigte Lithographie heute verschollen.
Siehe Georg Goens: Geschichte der Königlichen Berlinischen Garnisonkirche, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin, 1897, Vorblatt und Barbara Kündiger: Bildwelten und Klangbilder, In: Barbara Kündiger & Dieter Weigert: Der Adler weicht der Sonne nicht – 300 Jahre Berliner Garnisonkirche, 1. Auflage 2004, Berlin Edition in der Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin, ISBN 3-8148-0128-8, Seite 143.. Das berühmte Gemälde „Christus vor Pilatus“ von Wilhelm Hensel ist ebenso verbrannt[82]Kündiger, Bildwelten und Klangbilder, 2004, Seite 145. wie das frühere Altarbild „Christus am Kreuz“ von Karl Wilhelm Wach, sollte es sich, wie man vermutet, zu jener Zeit noch in der Kirche befunden haben, wovon auszugehen ist, denn es ist seitdem nie wieder aufgetaucht[83]Kündiger, Bildwelten und Klangbilder, 2004, Seite 142.. Vernichtet hat das Feuer auch die fünf Epitaph-Gemälde Bernhard Rodes[84]Kündiger, Bildwelten und Klangbilder, 2004, Seiten 141 f..
Die seit der letzten umfassenden Renovierung der Kirche im Jahr 1900 darin aufgehängten 69 französischen Fahnen und Standarten der ersten Republik und des ersten Kaiserreiches sind bis auf die beiden geretteten vollständig verbrannt. Zwar findet man bei den Aufräumarbeiten im Bauschutt noch vier weitere Fahnen, von denen drei leidlich erhalten sind, doch sind das Tuch derart mürbe und die Farben auf eine Weise unkenntlich, daß von einer wirklichen Rettung nicht die Rede sein kann. Auch die anderen Trophäen, von denen lediglich eine weitere Fahne geborgen werden konnte, hat das Feuer vernichtet. Alles, was bleibt, sind verkohlte und zerfallene Stückchen, die man in einer kristallenen Urne sammelt und gemeinsam mit den aufgefundenen Resten der Fahnenstangen im Zeughaus ausstellt, wo sie den Andenken der Könige und ihres Heeres Gesellschaft leisten[85]Edgar von Ubisch: Die verbrannten Fahnen der Alten Garnisonkirche, In: Paul Seidel (Hrsg.): Hohenzollern-Jahrbuch – Forschungen und Abbildungen zur Geschichte der Hohenzollern in Brandenburg-Preußen, Jahrgang 12, Verlag von Giesecke & Devrient, Berlin & Leipzig, 1908, Seite 261..
Ebenfalls auf der Liste der Verluste zu finden ist die Orgel der Garnisonkirche. Von ihrem hölzernen Schauprospekt mit den vielen beweglichen Elementen bleibt nichts als Asche[86]Kündiger, Bildwelten und Klangbilder, 2004, Seite 161.. Sieht man einmal von seinem und dem ideellen Wert der zahlreichen Trophäen ab, beläuft sich der von dem Feuer angerichtete Schaden Schätzungen zufolge auf sagenhafte 600.000 Mark. Angesichts dieser Summe erweist es sich als sehr vorausschauend, daß die Krone die in ihrem Besitz befindliche Garnisonkirche bei der Thuringia Feuerversicherungs-Gesellschaft mit 700.000 Mark versichert hatte[87]Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f.[88]Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5..
Zu guter Letzt muß auch das kostbare Instrument des Wiener Harfenvirtuosen Leo Zelenka-Lerando, das dieser nach dem Konzert am Abend vor dem Brand in der Garnisonkirche zurückgelassen hatte, zu den Verlusten gezählt werden. Die von der Firma Lyon & Healy in Chicago gebaute Harfe im Wert von rund 10.000 Mark ist restlos verbrannt und nicht mehr aufzufinden. Geht dieser Verlust dem Harfenvirtuosen sicherlich nahe, so dürfte der Organist Otto Becker darüber besonders untröstlich sein, hatte Zelenka-Lerando doch auf sein Anraten hin das Instrument in dem Gotteshaus gelassen. Doch auch Becker selbst muß einen bedeutenden Verlust hinnehmen, hatte der Brand doch wertvolle Notenblätter, die sich in der Kirche befunden hatten, vernichtet. Zu allem Unglück waren sowohl die Harfe als auch die Notenblätter – ganz im Gegensatz zum Kirchengebäude – nicht versichert[89]Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Vossische Zeitung, 1908, Seiten 4 und 13.[90]Schwipps, Garnisonkirchen Berlin und Potsdam, 1964..
Daß der Brand der Garnisonkirche, verglichen mit anderen Ereignissen dieser Art, eine Katastrophe von außerordentlichen Ausmaßen ist, läßt sich auch an einer anderen Tatsache ablesen. In ihrem Bericht für das Jahr 1908 gibt die Berliner Feuerwehr zu Protokoll, insgesamt 7.975.900 Liter Wasser für das Löschen von Bränden im gesamten Stadtgebiet verbraucht zu haben. Genau, wie die deutsche Bürokratie schon immer ist, schlüsselt die Feuerwehrverwaltung diese Menge genau auf und konstatiert insgesamt 66 Brände mit besonders hohen Verbrauchszahlen. Während jedoch 65 davon in die Kategorie „Wasserverbrauch bis maximal 500.000 Liter“ einzuordnen sind, gibt es nur einen einzigen im gesamten Jahr 1908, für dessen Löschung die Millionenmarke nicht nur erreicht, sondern weit überschritten wird, weil man insgesamt 2.022.067 Liter aufwenden mußte. Und der Garnisonkirche wird die Ehre zuteil, diesen einsamen Rekord zu halten[91]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 20 beziehungsweise 768.
Für den Fall, daß sich jemand fragt, wie die Erfassung der Wassermengen beim Löschen eines Brandes wohl vorgenommen wurde, liefert die Feuerwehr die Antwort vorsorglich gleich mit: „Die Menge des zum Löschen der Brände verwendeten Wassers wurde so genau, wie es die Umstände gestatteten, auf der Brandstätte festgelegt.“.
Die Ursache
Bereits am Tag nach dem Brand spekulieren die Zeitungen der Stadt über dessen Ursache und bringen Brandstiftung ins Spiel – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, daß es in der Stadt in den Wochen zuvor zu „Hunderten von Bränden“ gekommen war, die allesamt Brandstiftern zugeschrieben wurden. Auch kann man sich zunächst keinen anderen Reim darauf machen, wieso es offenbar gleich mehrere Brandherde in der Kirche gegeben hatte – einen in der Nähe der Orgel und einen im Dachstuhl. Dennoch werden auch andere Ursachen in Betracht gezogen. So vermuten manche einen Kurzschluß in einer elektrischen Leitung, während andere einen Fehler in der Heizungsanlage für das Unglück verantwortlich machen[92]Die alte Garnisonkirche niedergebrannt!, 1908, Seite 1.[93]Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5..
Wenige Tage nach dem Brand verweist das Gouvernementsgericht die Untersuchung hinsichtlich der Brandursache, die es zunächst von der Berliner Kriminalpolizei übernommen hatte, an diese zurück. Die Ermittler kommen letzten Endes zu dem Schluß, daß für die Annahme einer Brandstiftung keine ausreichenden Indizien vorlägen. Zwar sei die genaue Entstehungsursache des Brandes nicht zweifelsfrei zu ermitteln, doch mit einiger Sicherheit könne davon ausgegangen werden, daß das Feuer an der Orgel seinen Anfang genommen habe[94]Ob also tatsächlich der heißgelaufene Motor der Orgel die Ursache allen Übels war, wie in einigen Quellen nachzulesen ist, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Siehe beispielsweise Beatrice Falk & Bärbel Holtz: Das Schicksal der Alten Berliner Garnisonkirche, In: Der Alte Berliner Garnisonfriedhof im Spannungsfeld zwischen Scheunenviertel und Monbijou, herausgegeben vom Förderverein Alter Berliner Garnisonfriedhof, 1. Auflage, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin, 1995, ISBN 3-7759-0399-2.. Nachdem es im Orgelraum längere Zeit geschwelt habe, ohne von irgendjemandem bemerkt worden zu sein, sei von hier aus durch die Flammen dann die darüberliegende Rabitzdecke zerstört worden, was es dem Feuer ermöglicht habe, über das Scheingewölbe bis zur Balkenanlage des Dachstuhls durchzudringen. Einmal dort angekommen, sei es um die Garnisonkirche geschehen gewesen[95]Auf der Brandstelle der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 3.[96]Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762..
Daß die Feuerwehr, nachdem das Feuer den Dachstuhl erreicht hatte, nichts mehr zur Rettung des Kirchengebäudes ausrichten konnte, hat zu einem erheblichen Teil seine Ursache darin, daß sich die Einrichtungen für die Feuersicherheit, über die die Garnisonkirche verfügte, als völlig veraltet und damit unzureichend erwiesen hatten. So war in dem ganzen Gebäude nicht ein einziges Steigrohr vorhanden, wie es sie in einigen anderen Kirchen und beispielsweise auch im Schloß schon längere Zeit gab[97]Nach dem Brande der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 4.[98]Nach dem Kirchenbrand, In: Berliner Tageblatt, Jahrgang 37, Ausgabe 196 (Morgenausgabe) vom 16. April 1908, Seite 5.. Durch
[…] derartige Steigerohre, die gleichzeitig zum Besteigen und zum schnellen Wassergeben dienen, […] wird es möglich, in sehr kurzer Zeit in allen Geschossen, auf dem Dache usw. kräftig Wasser zu geben.[99]Zitiert aus Nach dem Brande der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 4.
Daß die Garnisonkirche damit nicht allein gewesen und dieses Problem tatsächlich viel größer ist, zeigt eine Meldung des Friedenauer Lokal-Anzeigers, die dieser eine reichliche Woche nach dem Brand veröffentlicht. Darin konstatiert er:
Die Feuersicherheit der Kirchen läßt […] unzweifelhaft viel zu wünschen übrig. Der Brand der Berliner Garnisonkirche widerlegt die allgemeine Annahme, daß es in Kirchen nicht so leicht und schnell brennt. Wenn im Dom oder einer anderen oft überfüllten Kirche während des Gottesdienstes Feuer ausbricht, ist eine entsetzliche Katastrophe unausbleiblich. Die Türen sind dann meistens geschlossen und nur nach innen zu öffnen. Tritt eine Panik infolge des Feuers ein, dann stürmt alles nach den Ausgangstüren, die aber wegen der mit elementarer Gewalt gegen die Pforten drückenden Menschenmenge nicht zu öffnen sind. Mit der Feuersicherheit der Theater, Warenhäuser usw. beschäftigen sich die Aufsichtsbehörden fortgesetzt, mit der der Kirchen wird es erst geschehen, wenn einmal eine entsetzliche Brandkatastrophe eingetreten ist.[100]Zitiert aus Die Feuersicherheit der Kirchen, In: Friedenauer Lokal-Anzeiger (Friedenauer Zeitung), Jahrgang 15, Ausgabe 93 vom 21. April 1908, Seite 2.
Der Garnisongemeinde helfen all diese Erkenntnisse jedoch vorerst überhaupt nicht weiter. Ein weiteres Mal steht sie, wie schon öfter in ihrer Geschichte, ohne eigene Kirche da. Und das auch noch kurz vor dem Osterfest – dem vielleicht wichtigsten Fest der Christen. Noch am Tag zuvor, wenige Stunden vor dem Brand, hatte man für die anstehende Karwoche die Termine für die Abendmahlsfeiern bekanntgegeben. Doch wie soll man diese nun durchführen – ohne Kirche? Der Gemeinde bleibt nichts anderes übrig, als mit ihren Gottesdiensten wieder einmal auf andere Kirchen auszuweichen und auf die Hilfe und Solidarität von deren Gemeinden zu hoffen. Für die anstehenden Osterfeiertage gelingt es glücklicherweise recht schnell, eine Lösung zu finden, so daß die Garnisongemeinde die Feiertagsgottesdienste in der Domstiftskapelle in der Oranienburger Straße und im Dom selbst abhalten kann[101]Nach dem Kirchenbrand, 1908, Seite 5.[102]Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seiten 4 und 13..
Doch die alles entscheidende Frage bleibt: Wie soll es nun weitergehen?
Das Banner auf dieser Seite zeigt die alte Berliner Garnisonkirche in den Flammen des großen Brandes von 1908.
Quelle: Postkarte Nr. 1366/6; aus dem Archiv des Autors
Verlag: Verlag Siegmund & Gustav Saulsohn, Berlin C25
Jahr: 1908; die Datierung ist möglich aufgrund eines Poststempels auf der Karte, der aus dem Jahre 1908 stammt.
Maße: 9,6 x 14,1 cm
Scan & Bearbeitung: Alexander Glintschert (2022)
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Public Domain Mark 1.0 Lizenz.
Anmerkungen:
↑1. | Werner Schwipps: Die Garnisonkirchen von Berlin und Potsdam, Berlinische Reminiszenzen 6, 1. Auflage 1964, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin. |
---|---|
↑2. | Zitiert aus: Schwipps, Garnisonkirchen Berlin und Potsdam, 1964. |
↑3. | Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, Jahrgang 56, Ausgabe 178 (Abendausgabe) vom 14. April 1908, Seiten 1 f. In dem Artikel werden die Namen der Beteiligten lediglich unvollständig wiedergegeben. So ist nur von einem „Organist Priebe“ die Rede. Im Berliner Adreßbuch von 1907 ist unter diesem Namen allerdings kein Organist aufgeführt, dafür aber eine einzige Person, der die Berufsbezeichnung „Musiker“ zugeordnet ist: „Priebe, Wilhelm, Musiker, NW5, Quitzowstraße 126″. Siehe Berliner Adreßbuch 1907, Erster Band, August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m. b. H., Berlin, Seite 1849. Der Küster Engelbrecht läßt sich mittels des Berliner Adreßbuchs von 1908 als „Engelbrecht, Gustav, Garnison-Küster, C2 Neue Friedrichstraße 46″. identifizieren. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m. b. H., Berlin, Seite 507. Bei dem erwähnten „Divisionspfarrer O. Großmann„ handelt es sich um „Großmann, Otto, Divisionspfarrer d. 1. Garde-Div., C2 Neue Friedrichstraße 46″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 779. Der Name des erwähnten „Kirchendieners Berger“ ist hingegen falsch wiedergegeben. Tatsächlich heißt er „Bergner, Theodor, Garnis. Kirchendien. C2 Neue Friedrichstraße 46″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 151. Anhand der Adressen wird auch verständlich, warum gerade letztere drei Personen den Brand bemerken mußten. Sie wohnten alle im Garnisonkirchen- beziehungsweise -pfarrhaus. |
↑4. | Die alte Garnisonkirche niedergebrannt!, In: Berliner Volks-Zeitung, Jahrgang 56, Ausgabe 177 (Morgenausgabe), Beiblatt vom 14. April 1908, Seite 1. |
↑5. | Nr. 46: Bericht über die Verwaltung der Feuerwehr, In: Verwaltungsbericht des Magistrats zu Berlin für das Etatsjahr 1908, In: W. & S. Loewenthal, Berlin, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761. |
↑6, ↑34, ↑90. | Schwipps, Garnisonkirchen Berlin und Potsdam, 1964. |
↑7, ↑11, ↑23, ↑45, ↑48, ↑53, ↑58, ↑77, ↑87. | Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f. |
↑8. | Der vollständige Name des Brandinspektors ist dem Eintrag „Rohnstock, Heinrich, Kgl. Brandinspektor, C2 An der Fischerbrücke 1a“ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2107. |
↑9. | Der vollständige Name des Branddirektors ist dem Eintrag „Reichel, Maximilian, Kgl. Branddirektor, SW19 Lindenstr. 41″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2036. |
↑10, ↑12, ↑15, ↑18, ↑22, ↑24, ↑28, ↑30. | Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761. |
↑13, ↑16, ↑29. | Die alte Garnisonkirche niedergebrannt!, 1908, Seite 1. |
↑14. | Der vollständige Name des Oberbrandinspektors ist dem Eintrag „Reinhardt, Adam, Kgl. Ob. Brandinspektor, SW11 Schöneberger Str. 20″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2046. |
↑17. | Zitiert aus Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761. |
↑19. | Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Vossische Zeitung, Ausgabe 177 (Morgenausgabe) vom 14. April 1908, Seite 4. |
↑20. | Der vollständige Name des Brandmeisters ist dem Eintrag „Steiner, Paul, Kgl. Brandmeister u. Leutn. d. Res., N39 Pankstr. 1″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2530. |
↑21. | Der vollständige Name des Brandinspektors ist dem Eintrag „Julius, Eugen, Kgl. Brandinspektor, N39 Pankstr. 1″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 1117. |
↑25, ↑37, ↑46. | Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seite 4. |
↑26. | Zum Brande der Garnisonkirche, In: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Vossische Zeitung, Ausgabe 178 (Abendausgabe) vom 14. April 1908, Seite 11. |
↑27. | Zum Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Tageblatt, Jahrgang 37, Ausgabe 192 (Morgenausgabe) vom 14. April 1908, Seite 3. |
↑31. | Barbara Kündiger: Umbauten, Zerstörungen und Abriß, In: Barbara Kündiger & Dieter Weigert: Der Adler weicht der Sonne nicht – 300 Jahre Berliner Garnisonkirche, 1. Auflage 2004, Berlin Edition in der Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin, ISBN 3-8148-0128-8, Seiten 113 f. |
↑32. | Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 13 beziehungsweise 761. In dem Bericht ist von der 21. und 22. Gemeindeschule die Rede. Ein Blick ins Berliner Adreßbuch offenbart jedoch, daß es sich dabei um einen Fehler handelt. Tatsächlich befand sich die 22. Gemeindeschule im Jahre 1908 in der Pallasstraße. Hinter der Garnisonkirche 2 war jedoch die Adresse der 21. und der 24. Gemeindeschule Berlins. Siehe Berliner Adreßbuch 1907, Zweiter Band, August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m. b. H., Seite 150. |
↑33, ↑36, ↑43. | Zitiert aus Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seite 4. |
↑35. | Der Brand der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seiten 1 f. Die Zeitung gibt lediglich die Nachnamen der Personen an. Die vollständigen Namen sind im Berliner Adreßbuch zu finden. Von Hahnkes vollständiger Eintrag im Berliner Adreßbuch lautet „v. Hahnke, Wilhelm, Generalfeldmarschall, Generaladjut. Sr. Maj. d. Kaisers u. Königs, Oberbefehlshaber in den Marken u. Gouverneur v. Berlin, Chef d. Grenad. Regts. Prinz Karl v. Preußen (2. Brandb.) Nr. 12 u. à la suite d. Kais. Alex. Garde Grenad. Regts. Nr. 1, Exz., W62 Kurfürstendamm 251, 252″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 839. Der vollständige Name von Kessels ist dem Eintrag „v. Kessel, Gustav, General d. Infanterie, kommand. General d. Gardekorps u. Gen. Adjut. Sr. Maj. d. Kaisers u. Königs, Exz., NW52 Alt-Moabit 117, 118″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 1184. Von Bülows Eintrag im Berliner Adreßbuch lautet „v. Bülow, Karl, General d. Inf. u. kommand. General des III. Armeekorps, Exz., Charlottenburg, Hardenbergstr. 32″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 318. Der Kommandant von Berlin wird nicht namentlich genannt, doch hatte zu jener Zeit Generalmajor Hans von Böhn diesen Posten inne. Sein Eintrag im Berliner Adreßbuch lautet „v. Boehn, Hans, Generalmajor u. Kommandeur v. Berlin, C2 Platz am Zeughause 1″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 227. Polizeipräsident ist zu dieser Zeit Ernst von Stubenrauch. Sein Eintrag im Berliner Adreßbuch lautet „v. Stubenrauch, Ernst, Wirkl. Geh. Ob. Reg. Rat, Kgl. Polizeipräsident von Berlin, C25 Alexanderplatz 5, 6″. Siehe Berliner Adreßbuch 1909, Erster Band, August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m. b. H., Seite 2716. Der vollständige Name von Rheinbabens ist dem Eintrag „v. Rheinbaben, Georg, Freiherr, Staats- und Finanzminister, Exzellenz, O2 Am Festungsgraben 1″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2064. |
↑38, ↑40, ↑47, ↑51, ↑66, ↑70, ↑96. | Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762. |
↑39, ↑42. | Kündiger, Umbauten, Zerstörungen und Abriß, 2004, Seite 114. |
↑41. | Die alte Garnisonkirche niedergebrannt, In: Berliner Tageblatt, Jahrgang 37, Ausgabe 192 (Morgenausgabe) vom 14. April 1908, Seite 5. |
↑44. | Zitiert aus Die alte Garnisonkirche niedergebrannt, 1908, Seite 5. |
↑49. | Der vollständige Name des Oberfeuerwehrmanns ist dem Eintrag „Bindel, Friedrich, Ob. Feuerwehrm., W57 Steinmetzstr. 61″ entnommen. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 186. |
↑50. | Tatsächlich kommen hier mehrere Personen in Frage. Es könnte sich um „Lehmann, Louis, Feuerwehrm., W10 Königin-Augusta-Straße 64″ oder aber um „Lehmann, Paul, Feuerwehrm., SO33 Pücklerstr. 19″ handeln. Auch „Lehmann, Richard, Feuerwehrm., Schönebg., Ebersstr. 10″ kommt in Frage. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 1459. |
↑52. | Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, In: Berliner Tageblatt, Jahrgang 37, Ausgabe 193 (Abendausgabe) vom 14. April 1908, Seite 5. |
↑54. | Zitiert aus Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5. |
↑55. | Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5. Die Zeitung erwähnt lediglich die Familiennamen der Begleiter des Kronprinzenpaares. Die vollständigen Namen sind im Berliner Adreßbuch zu finden. Von Hahnkes Eintrag ist im Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 839 verzeichnet. Von Stubenrauchs Eintrag ist im Berliner Adreßbuch 1909, Erster Band, Seite 2716 verzeichnet. Von Böhns Eintrag – die Zeitung gibt seinen Namen fälschlicherweise mit von Böhm an – ist im Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 227 verzeichnet. Von Usedoms Eintrag lautet „v. Usedom, Ernst, Generalleutn., Kommandant d. Zeughauses, Exz., W62 Lutherstr. 33″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 2682. |
↑56, ↑74, ↑76, ↑88, ↑93. | Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5. |
↑57. | Zum Brand der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 3. |
↑59, ↑68. | Zum Brande der Garnisonkirche, 1908, Seite 11. |
↑60. | Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Tageblatt, Jahrgang 37, Ausgabe 195 (Abendausgabe) vom 15. April 1908, Seite 5. |
↑61. | Auf den Trümmern der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 5 |
↑62. | Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762. In dem Bericht ist nur der Nachname des Feuerwehrmannes angegeben. Sein vollständiger Name ist im Berliner Adreßbuch unter folgendem Eintrag zu finden: „Fehrmann, Julius, Feuerwehrm., NW21 Oldenburger Str. 26″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 540. |
↑63. | Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, Jahrgang 56, Ausgabe 179 (Morgenausgabe) vom 15. April 1908, Seite 3. |
↑64. | Zum Brande der Garnisonkirche, 1908, Seite 11. Der die Aufräumarbeiten leitende Brandmeister wird in diesem Bericht lediglich mit seinem Nachnamen genannt. Sein vollständiger Name ist im Berliner Adreßbuch unter folgendem Eintrag zu finden: „Hammer, Paul, Kgl. Brandmstr., NW21 Turmstr. 22″. Siehe Berliner Adreßbuch 1908, Erster Band, Seite 846. |
↑65. | Zitiert aus Nach dem Brande der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, Jahrgang 56, Ausgabe 181 (Morgenausgabe) vom 16. April 1908, Seite 4. |
↑67. | Auf der Brandstelle der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, Jahrgang 56, Ausgabe 180 (Abendausgabe) vom 15. April 1908, Seite 3. |
↑69, ↑102. | Der Brand der Alten Garnisonkirche, In: Vossische Zeitung, 1908, Seiten 4 und 13. |
↑71, ↑79. | Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seite 3. |
↑72. | Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 14 beziehungsweise 762. Für die Sakristei und die beiden Konfirmandensäle schließt die Aufstellung der geborgenen Gegenstände im Bericht der Feuerwehrverwaltung mit dem Zusatz „und der übrige Inhalt“. Es ist in Anbetracht der vorher aufgeführten Einzelstücke leider nicht ganz klar, was damit gemeint ist. |
↑73. | Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Vossische Zeitung, Ausgabe 180 (Abendausgabe) vom 15. April 1908, Seite 7. |
↑75. | Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Tageblatt, 1908, Seite 5. |
↑78, ↑97. | Nach dem Brande der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 4. |
↑80. | Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Vossische Zeitung, Ausgabe 179 (Morgenausgabe) vom 15. April 1908, Seite 4. |
↑81. | Auf der Brandstätte der alten Garnisonkirche, In: Berliner Volks-Zeitung, 1908, Seite 3. Heute gibt es, sieht man einmal von einer nicht sonderlich guten Fotografie (siehe Die zweite Garnisonkirche: Neuanfang und Wiederaufstieg) ab, die sich in Georg Goens‘ Buch über die „Geschichte der Königlichen Berlinischen Garnisonkirche“ findet und den von Friedrich August Stüler geschaffenen Ziborium-Altar zeigt, in den das Bild als Altarbild eingesetzt ist, keine Darstellung des Gemäldes mehr. Unglücklicherweise ist auch eine von Carl Mittag im Jahre 1846 nach dem Gemälde angefertigte Lithographie heute verschollen. Siehe Georg Goens: Geschichte der Königlichen Berlinischen Garnisonkirche, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin, 1897, Vorblatt und Barbara Kündiger: Bildwelten und Klangbilder, In: Barbara Kündiger & Dieter Weigert: Der Adler weicht der Sonne nicht – 300 Jahre Berliner Garnisonkirche, 1. Auflage 2004, Berlin Edition in der Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin, ISBN 3-8148-0128-8, Seite 143. |
↑82. | Kündiger, Bildwelten und Klangbilder, 2004, Seite 145. |
↑83. | Kündiger, Bildwelten und Klangbilder, 2004, Seite 142. |
↑84. | Kündiger, Bildwelten und Klangbilder, 2004, Seiten 141 f. |
↑85. | Edgar von Ubisch: Die verbrannten Fahnen der Alten Garnisonkirche, In: Paul Seidel (Hrsg.): Hohenzollern-Jahrbuch – Forschungen und Abbildungen zur Geschichte der Hohenzollern in Brandenburg-Preußen, Jahrgang 12, Verlag von Giesecke & Devrient, Berlin & Leipzig, 1908, Seite 261. |
↑86. | Kündiger, Bildwelten und Klangbilder, 2004, Seite 161. |
↑89. | Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Vossische Zeitung, 1908, Seiten 4 und 13. |
↑91. | Verwaltung der Feuerwehr, 1910, Seite 20 beziehungsweise 768. Für den Fall, daß sich jemand fragt, wie die Erfassung der Wassermengen beim Löschen eines Brandes wohl vorgenommen wurde, liefert die Feuerwehr die Antwort vorsorglich gleich mit: „Die Menge des zum Löschen der Brände verwendeten Wassers wurde so genau, wie es die Umstände gestatteten, auf der Brandstätte festgelegt.“ |
↑92. | Die alte Garnisonkirche niedergebrannt!, 1908, Seite 1. |
↑94. | Ob also tatsächlich der heißgelaufene Motor der Orgel die Ursache allen Übels war, wie in einigen Quellen nachzulesen ist, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Siehe beispielsweise Beatrice Falk & Bärbel Holtz: Das Schicksal der Alten Berliner Garnisonkirche, In: Der Alte Berliner Garnisonfriedhof im Spannungsfeld zwischen Scheunenviertel und Monbijou, herausgegeben vom Förderverein Alter Berliner Garnisonfriedhof, 1. Auflage, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin, 1995, ISBN 3-7759-0399-2. |
↑95. | Auf der Brandstelle der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 3. |
↑98. | Nach dem Kirchenbrand, In: Berliner Tageblatt, Jahrgang 37, Ausgabe 196 (Morgenausgabe) vom 16. April 1908, Seite 5. |
↑99. | Zitiert aus Nach dem Brande der alten Garnisonkirche, 1908, Seite 4. |
↑100. | Zitiert aus Die Feuersicherheit der Kirchen, In: Friedenauer Lokal-Anzeiger (Friedenauer Zeitung), Jahrgang 15, Ausgabe 93 vom 21. April 1908, Seite 2. |
↑101. | Nach dem Kirchenbrand, 1908, Seite 5. |