E. T. A. Hoffmann - 2020 - Gedenktafel (Banner)

E. T. A. Hoffmann: Eine Spurensuche in Berlin

Dieser Beitrag ist Teil 3 von 5 der Beitragsserie "E. T. A. Hoffmann"

Was erinnert an E. T. A. Hoffmann in Berlin?

In diesem Beitrag wollen wir bei einem Stadtspaziergang der Frage nachgehen, wo die Orte sind, die in einigen Berlin-Erzählungen Hoffmanns genannt beziehungsweise beschrieben werden und ob davon heute überhaupt noch etwas vorhanden oder sichtbar ist – und wenn nicht, was man dort heute findet. Es soll aber auch um Gedenkorte gehen, die heute noch an den Dichter erinnern. Wir wandern vom Tiergarten die Linden entlang zur Königstraße (heute Rathausstraße) nahe dem Alexanderplatz, spazieren weiter zum Gendarmenmarkt und den umliegenden Straßen und gelangen schließlich zum Alten Kammergericht und zur Grabstätte unseres Dichters im heutigen Kreuzberg.

Die Wegstrecke
(ca. 8,3 Kilometer)

Zunächst aber sei darauf verwiesen, daß es in der Literaturwissenschaft heute keine Zweifel an der Bedeutung Hoffmanns für die Weltliteratur gibt. Ebensowenig gibt es Zweifel darüber, daß in Hoffmanns Berlin-Erzählungen die Stadt, in der seine Protagonisten agieren, selbst zum literarischen Thema wird, oder wie Marie Haller-Nevermann schreibt:

E. T. A. Hoffmann war der Erste, der Berlin als Stadt ein literarisches Profil verliehen hat. […] Hoffmann saugt die Metropole in sich auf, stundenlang wandelt er als Flaneur durch ihre Straßen, nichts entgeht seiner scharfen Beobachtung. So entstehen seine Werke. So wird er als Künstler Teil der Topographie der Berliner Klassik.
In: Marie Haller-Nevermann: Mehr ein Weltteil als eine Stadt, Verlag Galiani Berlin, 1. Auflage 2018, ISBN 978-3-86971-113-3, Seite 348.

Und eine Seite weiter heißt es bei ihr:

Lange vor Franz Hessel (1880 – 1941), vor Alfred Döblin (1878 – 1957), vor Erich Kästner (1899 – 1974) entwickelt Hoffmann erste Ansätze einer deutschen Großstadtliteratur.
In: Marie Haller-Nevermann: a. a. O., Seite 349.

Auch Günter de Bruyn, der in dem Buch „Gespenster in der Friedrichstadt“ sechs Berlinische Geschichten von Hoffmann aufnimmt, hebt in seinem Nachwort hervor:

Berlin wird mehrmals als Schauplatz gewählt, am eindrucksvollsten aber am Anfang und Ende. Die Sonntagsspaziergänger Unter den Linden, die im „Ritter Gluck“ zum Tiergarten ziehen, leiten das vielbändige Werk ein; der wehmütige Blick des Todkranken aus „Des Vetters Eckfenster“ auf das Menschengewühl des Gendarmenmarktes beschließt es. Der Berliner aus dem ostpreußischen Königsberg hat der deutschen Literatur die Großstadt entdeckt.
In: Günter de Bruyn: E. T. A. Hoffmann – Gespenster in der Friedrichstadt, Buchverlag Der Morgen Berlin, 1. Auflage, 1986, Seite 278.

Und schon Ernst Heilborn hatte 1926 geschrieben:

Hoffmann hat Berlin literarisch Gesicht gegeben. Vor ihm war es eine der vielen Städte, und wenn man es bei Namen nannte, spürte man nicht den Hauch lebendiger Eigenart. Durch ihn bekam es Charakter, aus seinem Werk ballte sich ihm Atmosphäre. Er hat damit für Berlin getan, was Balzac, der ihm so seltsam seelisch Verwandte, für Paris geleistet.
In: Ernst Heilborn: E. T. A. Hoffmann, Der Künstler und die Kunst, Verlag Ullstein Berlin, 1926, Seite 195.

Beginnen wir unseren Spaziergang im Tiergarten. Hier, an seinem nördlichen Rand, befanden sich zu der Zeit die sogenannten Zelte. Damit bezeichneten die Berliner eine Ansammlung von Ausflugs- und Bierlokalen, im 19. Jahrhundert ein wahrer Publikumsmagnet. Ihre Anfänge liegen zu Zeiten Friedrichs des Großen, als nach Preußen geflohene französische Hugenotten vom König die Erlaubnis erhielten, im Tiergarten, den der Alte Fritz bekanntlich zum Erholungsgebiet für die Bevölkerung gestalten ließ, Erfrischungen anzubieten. Die dafür errichteten Lokale durften nach königlichem Willen allerdings nur Zelte sein und mußten im Winter abgebaut werden. Das tat ihrer alsbaldigen Beliebtheit bei den Berlinern jedoch keinen Abbruch. Vier Zelte waren es, als Ende der 1780er Jahre dann auch feste Bauten errichtet und – ganz wichtig – das ganze Jahr über bewirtschaftet werden durften. Ein fünftes kam hinzu, doch das war dann schon gar kein Zelt mehr. Der Name blieb trotzdem. Die Berliner pilgerten zuhauf hierher, wenn sie Ausflüge in den Tiergarten oder Gondelfahrten nach Moabit unternahmen. Die meisten dieser Lokale befanden sich in der Gegend des heutigen Zeltenplatzes, der einst der Kurfürstenplatz war und an dem unser Stadtspaziergang beginnt.

Am Zeltenplatz im Tiergarten
Der Zeltenplatz im Tiergarten. Hier in der Nähe standen einst die Zelte – worauf der Name des Platzes heute noch verweist.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Zu Hoffmanns Zeit waren anstelle der Zelte schon massiv gebaute Gebäude entstanden. Die Straße, die zu den Lokalen führte, trug – wie sollte es anders sein – den Namen „In den Zelten“. Doch hier wurde nicht nur gefeiert – ein paar Wohnhäuser gab es hier einst auch. Heute steht davon nichts mehr. Die Straße „In den Zelten“ ist verschwunden und mit ihr auch die Zelte. Der Zeltenplatz ist die letzte Reminiszenz an jene Zeit. Doch ein kleiner Rest der alten Zelten-Tradition ist geblieben. Nur ein kleines Stück von hier, neben dem Haus der Kulturen der Welt, das den Platz der alten Zelte einnimmt, gibt es heute wieder welche. Das Tipi am Kanzleramt hat hier seit 2002 sein Domizil – ein Theater für Chansons, Konzerte, Cabaret und Musicals, die größte stationäre Zeltbühne Europas. Zu ihm machen wir einen kurzen Abstecher, indem wir hinter dem Haus der Kulturen der Welt links abbiegen, um das Tipi herumgehen und wieder zur Straße zurückkehren.

Das Haus der Kulturen der Welt
Das Haus der Kulturen der Welt – kurz: HKW – hieß anfangs einfach Kongreßhalle. Sie steht ungefähr an der Stelle, an der sich einst die Zelte befanden.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Das Tipi am Kanzleramt
Das Tipi am Kanzleramt ist ein Theater im Tiergarten, in dem Chanson, Cabaret, Konzerte, Musicals und Varieté präsentiert werden. Es befindet sich in einem stationären Zelt. Als solches erinnert es an die früher hier ganz in der Nähe stehenden Zelte.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Aber zurück zu Hoffmann, der selbst wohl oft im Weberschen Zelt – so nannte man eines der fünf – seinen Kaffee getrunken haben mag und der sowohl im „Ritter Gluck“ als auch im „Ein Fragment im Leben dreier Freunde“ seine Geschichten hier beginnen läßt. Und wenn oben festgestellt ist, daß die Stadt in Hoffmanns Werk literarisches Profil erhält, so sei dies mit zwei Zitaten aus den beiden Werken belegt. Im „Ritter Gluck“ heißt es gleich zu Beginn:

Der Spätherbst in Berlin hat gewöhnlich noch einige schöne Tage. Die Sonne tritt aus dem Gewölk hervor, und schnell verdampft die Nässe in der lauen Luft, welche durch die Straßen weht. Dann sieht man eine lange Reihe, buntgemischt – Elegants, Bürger mit der Hausfrau und den lieben Kleinen in Sonntagskleidern, Geistliche, Jüdinnen, Referendare, Freudenmädchen, Professoren, Putzmacherinnen, Tänzer, Offiziere usw. durch die Linden nach dem Tiergarten ziehen. Bald sind alle Plätze bei Klaus und Weber besetzt […].

Und die Erzählung „Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde“ beginnt so:

Am zweiten Pfingsttag war das sogenannte Webersche Zelt, ein öffentlicher Ort im Berliner Tiergarten, von Menschen allerlei Art und Gattung so überfüllt, daß Alexander nur durch unablässiges Rufen und Verfolgen dem verdrießlichen, durch die Menge hin- und hergedrängten Kellner einen kleinen Tisch abzutrotzen vermochte, den er unter die schönen Bäume hintenheraus auf den Platz am Wasser stellen ließ […].

An dieser Stelle sei ein Vorgriff auf die Erzählung „Die Brautwahl“ gestattet, in der auch der Tiergarten eine Rolle spielt und hier besonders der Kaffeegarten „Hofjäger“. Er liegt im südlichen, später bebauten Teil des Tiergartens, etwa zwischen Lützowplatz und Tiergartenstraße. Nach seinem Namen ist die heutige Hofjägerallee benannt.

Die Zeltenallee und der Zeltenplatz
Auf diesem Kartenausschnitt einer Tafel, die im Berliner Tiergarten steht, sind die Zeltenallee und der Zeltenplatz gut zu erkennen. Beide sind nach den Zelten benannt, die einst ganz in der Nähe des Zeltenplatzes standen.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Liest man diese so realistischen Beschreibungen, so kann man sich gut vorstellen, in diesem Treiben dabei gewesen zu sein. Heute flanieren zwar auch viele Menschen, von den Einrichtungen zu Hoffmanns Zeit findet sich jedoch – wir erwähnten es bereits – nichts mehr. Wir spazieren daher durch den Tiergarten zum Brandenburger Tor. Dafür nehmen wir zunächst den Weg entlang der John-Foster-Dulles-Allee nach Osten und gehen, wenn sie nach links schwenkt, weiter geradeaus, einem breiten Weg folgend, der den Namen Zeltenallee trägt – eine weitere letzte Reminiszenz an die früheren Ausflugslokale. Wir passieren schließlich das Brandenburger Tor und gehen weiter zur Straße Unter den Linden.

In der Zeltenallee
Die Zeltenallee ist heute ein Weg im Berliner Tiergarten. Ihr Name erinnert daran, daß sie einst den Weg von der Stadtgrenze zu den vor den Toren der Stadt gelegenen Zelten bildete.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Die Erzählung „Das öde Haus“, ein weiteres Stück Berlin-Literatur, hat ihren Handlungsschwerpunkt in dieser Straße. Hoffmann läßt den Erzähler seinen Freunden von eigenen Wanderungen durch Berlin berichten,

[…] da nicht allein der Reichtum der ausgestellten Werke der Kunst und des Luxus sondern der Anblick der vielen herrlichen Prachtgebäude unwiderstehlich mich dazu antrieb.

Er beschreibt dann weiter, daß es sich bei den Bewohnern der Straße um ein reiches Klientel handelt und stellt fest:

In dem Erdgeschoß der hohen breiten Paläste werden meistenteils Waren des Luxus feilgeboten, indes in den oberen Stockwerken Leute der beschriebenen Klasse hausen. Die vornehmsten Gasthäuser liegen in dieser Straße, die fremden Gesandten wohnen meistens darin, und so könnt ihr denken, daß hier ein besonderes Leben und Regen […] stattfinden muß […]

Dann entdeckt der Erzähler das Objekt, um das es hauptsächlich in der Erzählung geht: das öde Haus. Er berichtet:

[…] als mir eines Tages plötzlich ein Haus ins Auge fiel, das auf ganz wunderliche seltsame Weise von allen übrigen abstach. Denkt euch ein niedriges, vier Fenster breites, von zwei hohen schönen Gebäuden eingeklemmtes Haus […]

Im Fortgang der Geschichte läßt Hoffmann dann seiner Phantasie freien Lauf. Hier soll es nicht weiter um den Inhalt gehen, die Geschichte sollte jeder selbst lesen. Wir stellen uns jedoch an die Stelle, wo das öde Haus einst stand und lassen unsere Phantasie schweifen. Ja, das Haus gab es zu Hoffmanns Zeit wirklich. Es stand auf der südlichen Seite der „Linden“ und trug die Hausnummer 9 – nach alter Zählung, die auf der Südseite am Pariser Platz begann. Allerdings wurde es schon 1824 abgerissen, was Hoffmann schon nicht mehr erlebt hat. Es entstand im Zuge der Umgestaltung der Linden unter Leitung Karl Friedrich Schinkels ein Neubau, der auch mit einem Durchgang zur Kleinen Mauerstraße verbunden war. Doch auch davon ist heute nichts mehr vorhanden. An dieser Stelle befindet sich nun die Botschaft der Russischen Föderation.

Die Russische Botschaft
Die Russische Botschaft in der Straße Unter den Linden ist ein monumentales Gebäude. Auf einem Teil ihres Geländes befand sich früher das Grundstück eines Hauses, das in E. T. A. Hoffmanns Erzählung „Das öde Haus“ den Handlungsort abgibt.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Nicht unerwähnt soll bleiben, daß sich neben dem öden Haus die Konditorei Fuchs befand – unter der Hausnummer 8. Hoffmann geht detailliert auf sie ein und auch Heinrich Heine hat sie in seinem ersten Brief aus Berlin beschrieben. Hier sei ein Hinweis auf unseren Beitrag über Heinrich Heine gestattet, in dem auch darüber zu lesen ist. Nur soviel sei vermerkt, daß Heine nicht von der Konditorei Fuchs angetan war. Er schreibt zwar, wie auch Hoffmann, über die ausgezeichnete Eleganz des Cafés, meint dann jedoch:

Aber alles, was man dort genießt, ist am schlechtesten und teuersten in Berlin.

Und dann weiter:

Laßt uns nicht zu Fuchs gehen. Ich esse keine Spiegel und seidene Gardinen, und wenn ich etwas für die Augen haben will, gehe ich in Spondinis „Cortez“ oder „Olympia“.

Heine ist ebenso wie Hoffmann vom „Café Royal“ angetan, wo er auch den „Kammergerichtsrat Hoffmann, der den Kater Murr geschrieben“ trifft.

Wir sehen, heute gibt es die von Hoffmann beschriebenen Örtlichkeiten Unter den Linden nicht mehr. Wir können uns nur anhand seiner realistischen Beschreibungen vorstellen, wie es zu der Zeit ausgesehen hat. Wenden wir uns nun der Erzählung „Die Brautwahl“, einer weiteren Berlin-Geschichte Hoffmanns, zu und gehen dazu ein Stück weiter die Linden entlang, über den Schloßplatz durch das Marx-Engels-Forum in die Spandauer Straße zur Rathausstraße, die damals Königstraße hieß. In dieser Erzählung finden wir eine ganze Reihe von Ortsbeschreibungen, und erfreulicherweise können wir davon heute noch welche erkennen.

Gleich zu Beginn, wenn der Protagonist von der Königstraße in die Spandauer Straße einbiegt, hört er es von den Türmen der Nikolaikirche und der Marienkirche elf Uhr schlagen. Beide mittelalterliche Kirchen können wir heute noch so sehen, wenngleich die Nikolaikirche nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erst in den 1980er Jahren wieder aufgebaut wurde. Während die Kirchen noch da sind, müssen wir bei den anderen genannten Orten wieder unsere Phantasie schweifen lassen.

Das Rote Rathaus
An der Straßenkreuzung der Rathaus- mit der Spandauer Straße steht das Rote Rathaus. Ein Stück vor ihm, im heutigen Kreuzungsbereich, stand einst das alte mittelalterliche Rathaus Berlins mit der Gerichtslaube. Beide sind nicht mehr vorhanden.
Fotograf: Alexander Glintschert (2019)
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Da sind zunächst das alte Rathaus und der Rathausturm, an dem Hoffmanns mystische Geschichte beginnt. Es stand an der Ecke Königs- und Spandauer Straße, wo seit 1870 das Rote Rathaus steht. Interessant ist auch, daß der alte, 1584 erbaute Turm schon 1819 abgerissen wurde, zu der Zeit also, als Hoffmann diese Erzählung schrieb. Aber auch hier beläßt es der Dichter nicht bei der Nennung des Gebäudes. Wir erfahren, daß der Eisenwarenhändler M. Warnatz im Rathausturm einen Laden betreibt, allerdings nicht dort, sondern am Holzmarkt 12 wohnt. In ihrem Verlaufe berührt die Handlung weitere Orte des Berliner Lebens, die wir hier nur kurz erwähnen wollen. Sie aufzusuchen wäre müßig, denn selbige sind heute nicht mehr vorhanden.

Da wird zum Beispiel eine neue Weinstube am Alexanderplatz genannt – Hoffmann spricht von 96 oder 97 in Berlin, was sicher etwas übertrieben ist -, und auch der Hippelsche Keller in der Jägerstraße findet Erwähnung. Im weiteren Fortgang erfahren wir von der Akademie der Künste und ihren berühmten Jahresausstellungen, von der Singakademie, die zu der Zeit noch kein eigenes Haus hat und im Akademiegebäude tagt. Sie erhielt es erst 1825. Beschrieben ist auch das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter, das von 1703 bis 1945 auf der Langen Brücke – sie wurde später in Kurfürstenbrücke umbenannt und heißt heute Rathausbrücke – neben dem Schloß stand. Dorthin führt uns unser Weg, der nun der Rathausstraße nach Westen folgt, als Nächstes. Das Standbild ist auch ein Objekt, das Hoffmann kannte und das wir auch heute noch vorfinden, wenn auch nicht mehr hier. Es steht seit 1952 vor dem Schloß Charlottenburg, und eine Kopie befindet sich auf dem originalen Sockel im Foyer des Bode-Museums. Heinrich Heine beurteilt es in seinem ersten Brief aus Berlin so:

Es ist ein herrlicher Metallguß und unstreitig das größte Kunstwerk Berlins.

Rathausbrücke und Humboldtforum
Die Rathausbrücke vom Nikolaiviertel aus gesehen. Hinter ihr erhebt sich das noch in Bau befindliche Humboldtforum, das an das Berliner Schloß erinnern soll. Das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten, das einst in der Brückenmitte stand, befindet sich heute vor dem Schloß Charlottenburg.
Fotograf: Alexander Glintschert (2017)
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All die genannten Orte sind in der Erzählung nach Hoffmannscher Art mit realistischen Schilderungen des Berliner Lebens und natürlich auch mit historischen, mystischen und märchenhaften Begebenheiten verbunden. So zum Beispiel, wenn man vom Neuen Markt – er lag zwischen Marienkirche und Spandauer Straße – und den dort auch vorgenommenen Hexenverbrennungen erfährt sowie von dem nach einer alten Chronik erzählten Leben und der Verbrennung des Münzjuden Lippold. Im Verlauf der Geschichte steht der Maler Edmund Lehsen im Mittelpunkt. Hierbei handelt es sich, wie einhellig aus den Quellen zu erfahren ist, um den Maler Wilhelm Hensel (1794 – 1861), den Hoffmann kannte und der ihm als Vorbild für seine Figur diente. Der Name Lehsen ist ein Anagramm von Hensel. Zum Teil wird der Maler ziemlich kritisch dargestellt, was Hensel aber nicht davon abhielt, Hoffmann später zu porträtieren. Damit ist der Nachwelt auch das einzige authentische Porträt Hoffmanns erhalten, wenn man von einer ganzen Reihe Selbstporträts absieht. Bei dem Maler handelt es sich übrigens um den späteren Ehemann Fanny Hensels (1805 – 1847), der Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) und Enkelin des Philosophen Moses Mendelssohn (1729 – 1786).

In der Geschichte spielen noch eine Reihe anderer Berlin-Orte eine Rolle, wie zum Beispiel der Stobwassersche Laden Unter den Linden 32. Die zugehörige Stobwassersche Lackierfabrik lag in der Wilhelmstraße 98. Auch die Gaststätte und Weinhandlung Thiermann findet Erwähnung. Sie befand sich in der Jägerstraße 56 und ist vor allem in der Berlin-Geschichte „Die Abenteuer der Sylvester-Nacht“ ein bedeutender Handlungsort. Von diesen, wie von den meisten anderen erwähnten Orten beziehungsweise Häusern ist heute nichts mehr erhalten.

Damit verlassen wir „Die Brautwahl“, gehen am Humboldt-Forum vorbei über den Werderschen Markt und durch die Französische Straße bis zur Charlottenstraße.

Charlottenstraße 49
Hier in der Berliner Charlottenstraße 49 wurde 1811 das Weinlokal „Lutter & Wegner“ gegründet. In diesem Lokal verkehrten damals der Dichter, Maler, Komponist und Kammergerichtsrat E. T. A. Hoffmann und der Schauspieler Ludwig Devrient. Heute ist hier ein Hotel untergebracht.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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An der nordwestlichen Ecke der Kreuzung befindet sich unter der Adresse Charlottenstraße 49 das Hotel Regent Berlin. Zu Lebzeiten Hoffmanns und bis zu seiner Zerstörung 1945 war dies der Standort des 1811 gegründeten Weinlokals Lutter & Wegner. Hier gab es eine Gedenktafel für Hoffmann und seinen Freund Devrient mit dem Text:

Zur Erinnerung an E. T. A. Hoffmann, geb. 24. Januar 1776, gest. 25. Juni 1822, und Ludwig Devrient, geb. 15. Dezember 1784, gest. 30. Dezember 1832, welche in diesem Hause verkehrten; gestiftet bei der Jubelfeier des Vereins für die Geschichte Berlins. Am 28. Januar 1890.

Die genannte Jubelfeier war dem 25. Jahrestag der Gründung des Vereins gewidmet. Der Ort galt zu der Zeit als Berlins zentrale Hoffmann-Gedenkstätte, wie aus einigen Quellen hervorgeht.

Heute erinnert in der Charlottenstraße 49, direkt an der Straßenecke zur Französischen Straße, am Sockelgeschoß des Nachfolgebaus eine Inschrift an den ehemaligen Standort der Weinstube.

Gedenkstein für Lutter & Wegner
Dieser Gedenkstein befindet sich am Haus Charlottenstraße 49 in Berlin. Er erinnert an den früheren Standort des Weinlokals Lutter & Wegner.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Wir gehen nach Süden die Charlottenstraße entlang bis zur Taubenstraße. Hier spielt Hoffmanns letzte Berlin-Erzählung „Des Vetters Eckfenster“, der wir uns nun zuwenden wollen. Hoffmann wohnte in der Taubenstraße 31, Ecke Charlottenstraße, wohin unser Spaziergang zunächst führt. Hier diktierte er diesen Text, schon gelähmt, wenige Monate vor seinem Tod. Dabei handelt es sich nicht um eine Erzählung im eigentlichen Sinne, sondern es ist vielmehr ein Dialog zwischen dem Erzähler und seinem Gast. Günter de Bruyn charakterisiert ihn in seinem Nachwort zu den Berlinischen Geschichten so:

Der erzählende Hoffmann besucht seinen Vetter, den kranken Hoffmann, und plaudert mit ihm über das, was man aus dem Eckfenster sieht. Das vormittägliche Marktgewühl vor dem Deutschen Dom wird dabei zum Gleichnis für die Fülle des Lebens, und wenn mittags der Markt endet, erinnert die Leere des Platzes an den nahenden Tod.
In: Günter de Bruyn: E. T. A. Hoffmann – Gespenster in der Friedrichstadt, Buchverlag Der Morgen Berlin, 1. Auflage, 1986, Seite 287/288.

Ecke Charlottenstraße & Taubenstraße
Die Straßenschilder an der Ecke Charlottenstraße & Taubenstraße in Berlin.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Hoffmann beschreibt den Blick aus seiner Wohnung auf den Gendarmenmarkt zunächst wie folgt:

Dabei liegt aber meines Vetters Logis in dem schönsten Teile der Hauptstadt, nämlich auf dem großen Markte, der von Prachtgebäuden umschlossen ist und in dessen Mitte das kolossal und genial gedachte Theatergebäude prangt. Es ist ein Eckhaus, was mein Vetter bewohnt, und aus dem Fenster eines kleinen Kabinetts übersieht er mit einem Blick das ganze Panorama des grandiosen Platzes.

Zu den „Prachtgebäuden“ gehörten, wie Günter de Bruyn in den Anmerkungen bemerkt, zum Beispiel neben dem Schauspielhaus, dem Deutschen und Französischen Dom auch die „Seehandlung“ (die Königliche Bank), das Französische Waisenhaus und das Hotel de Brandenbourg. Letzteres befand sich an der Ecke Charlotten- und Mohrenstraße. Allerdings schränkt de Bruyn ein, habe Hoffmann etwas übertrieben, denn von seinem Eckfenster habe er nur den Teil des Platzes sehen können, der zwischen Schauspielhaus und Deutschem Dom liegt.

Ecke Charlottenstraße und Taubenstraße
In dem Vorgängerbau dieses Hauses an der Ecke Charlottenstraße und Taubenstraße in Berlin wohnte einst der Dichter, Maler, Komponist und Kammergerichtsrat E. T. A. Hoffmann bis zu seinem Tode. Im Erdgeschoß befindet sich heute das traditionsreiche Weinlokal Lutter & Wegner.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Das schränkt jedoch nicht den Blick auf das beschriebene dortige bunte Marktgeschehen ein. Zu der Zeit fanden hier die seit 1729 abgehaltenen Wochenmärkte mittwochs und sonnabends statt. Liest man diesen Text, so hat man durchaus das Gefühl, mitten in diesem bunten Markttreiben dabei zu sein, handelt es sich doch um die Schilderung ganz realer Menschentypen, auch um die Vorstellungen des Dichters, wer diese Personen sein könnten. Wir erhalten hier einen Eindruck nicht nur des Treibens auf dem Platz, sondern des Berliner Lebens zu dieser Zeit. Hier wird uns ein weiteres reales Bild der preußischen Residenz und ihrer Bürger vermittelt. Sehr treffend schildert dies Roswitha Schieb in ihrem Buch „Berliner Literatur-Geschichte“. Sie schreibt:

Es bereitete Hoffmann ein großes Vergnügen, vom Erscheinungsbild der Passanten, die er mit dem Fernglas beobachtete, auf ihren sozialen Stand zu schließen und sich ihre Schicksale und Lebensbahnen auszumalen. Von diesen Beobachtungen ausgehend kommt er zu der Erkenntnis, dass sich die Wirklichkeit im Grunde genommen aus Fantasie und Imagination zusammensetzt. Eindrucksvoll ist auch die Schilderung des Berliner Volkes im Markttrubel, das sich, so Hoffmann, seit der französischen Besatzung zum Positiven verändert und „an äußerster Sittlichkeit“ gewonnen habe, vorher aber „roh und brutal“, höhnisch, verlogen, schadenfroh, zänkisch, betrügerisch und gewalttätig gewesen sei.
In: Roswitha Schieb: Berliner Literatur-Geschichte, Epochen, Werke, Autoren, Schauplätze, Elsengold Verlag GmbH Berlin, 2019, ISBN 978-3-96201-030-0.

Ein Beispiel soll noch angefügt werden, da es auf eine Berliner Institution dieser Zeit hinweist. Beobachtet wird eine Blumenverkäuferin und der Vetter bemerkt dazu:

[…] sowie sie der Handel nicht beschäftigt, liest sie emsig in Büchern, deren Uniform zeigt, daß sie zur großen Kralowskischen ästhetischen Hauptarmee gehören, welche bis in die entferntesten Winkel der Residenz siegend das Licht der Geistesbildung verbreitet.

Hierbei handelt es sich um die Leihbibliothek von A. W. Kralowski in der Jägerstraße 47. Dessen Vater Friedrich Wilhelm Joseph Kralowski (1765 – 1821) hatte selbige 1796 gegründet. Sie soll mit ca. 14.000 Bänden zu den größten Bibliotheken in Berlin gehört haben. Hoffmann gehörte zu ihren eifrigen Nutzern schon seit 1817. In der Zeit gab es in Berlin schon einige dieser Leihbibliotheken. Auch die junge Henriette Herz war eifrige Leserin in einer solchen Bibliothek in ihrer Wohnnähe.

Auf weitere Details dieser Berlin-Geschichte wollen wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen – ohnehin muß sie jeder Interessierte selbst gelesen haben, um ganz in den Genuß dieser Beschreibung des Berliner Lebens zu gelangen.

Was erinnert nun aber am Haus Taubenstraße 31 an den Dichter? Wir stehen davor und sehen – nichts. Es gibt an dem heutigen Gebäude, in dem sich im Erdgeschoß das Restaurant Lutter & Wegner befindet, keine Gedenktafel. Zumindest nicht in der Taubenstraße. Eine solche findet sich jedoch auf der Seite der Charlottenstraße 56 neben dem Eingang zum Restaurant. Wir gehen um die Hausecke herum und entdecken eine Bronzetafel und ein Porträtmedaillon, das Hoffmanns Kopf im Profil zeigt. Der Text darunter lautet:

Der Schriftsteller
Kammer-Gerichts-Rath
Ernst Theodor Amadeus
Hoffmann
wohnte hierselbst vom Jahre 1815 bis
zu seinem am 25. Juni 1822 erfolgten Tode.
Seinem Andenken
die Stadt Berlin 1890.

Gedenktafel für E. T. A. Hoffmann
Diese Gedenktafel erinnert an den Dichter, Maler, Komponisten und Kammergerichtsrat E. T. A. Hoffmann. Sie befindet sich am Haus Ecke Charlottenstraße und Taubenstraße.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Einst befand sich diese Gedenktafel direkt am Eingang der Taubenstraße 31. Das Haus von damals gibt es nicht mehr. Wie so oft in unserer Stadt, wurden und werden historische Gebäude aus wirtschaftlichem Interesse abgerissen. Und so auch dieses. An seiner Stelle wurde schon 1907 ein Geschäftshaus errichtet. Es war dann der Sitz der ehemaligen Handelsstätte Friedrichstadt. Seit 1997 gibt es in diesem Gebäude das Restaurant Lutter & Wegner. In seinem Inneren hat man eine E.-T.-A.-Hoffmann-Stube eingerichtet. Deren Wände zieren Aquarelle des Malers Ferry Ahrlé mit Motiven aus Hoffmanns Leben und Werk.

Lutter & Wegner Berlin - Die E.-T.-A.-Hoffmann-Stube
An der Ecke Charlottenstraße und Taubenstraße in Berlin befindet sich heute das Weinhaus Lutter & Wegner. Dieser Eingang führt direkt in die nach dem Dichter, Maler, Komponisten und Kammergerichtsrat E. T. A. Hoffmann benannte Stube.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Die voranstehenden historischen Details finden sich in den Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Heft Nr. 12 von 1905 auf Seite 160. An dieser Stelle sei hervorgehoben, daß der Verein in der Vergangenheit in seinen Mitteilungen mehrfach über den Dichter berichtete, nicht nur zu runden Jubiläen, wenngleich diesen auch viel Raum gewidmet wurde.

Vom Haus Ecke Taubenstraße und Charlottenstraße gehen wir über die Kreuzung zur schräg gegenüberliegenden Ecke. Hier, etwas im Gebüsch versteckt, steht ein Denkmal für unseren Dichter.

Denkmal für E. T. A. Hoffmann

Denkmal für E. T. A. Hoffmann
Das Denkmal für den Dichter, Maler, Komponisten und Kammergerichtsrat E. T. A. Hoffmann an der Ecke Charlottenstraße und Taubenstraße in Berlin.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Es paßt gut an diese Stelle, wohnte er doch gleich schräg gegenüber. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um das Original, das 1978/79 von der Bildhauerin Carin Kreuzberg geschaffen wurde. Zu seiner Geschichte heißt es auf der Website „Bildhauerei in Berlin“ wörtlich:

1979 an der Spree nahe der Karl-Liebknecht-Brücke unweit des ehemaligen Palasthotels (1979 eröffnet, 2001 abgerissen) aufgestellt. Es erinnerte hier an das ehemalige Wohnhaus des Juristen Julius Eduard Hitzig (1780 – 1849), dem Freund und ersten Biographen Hoffmanns. Das Denkmal wurde nach 1990 mehrfach durch Vandalismus beschädigt und wegen Baumaßnahmen abgebaut. 1999 konnte es durch eine Spende der Schriftstellerin Dr. Sigrid Kohlhof von Manfred Sährig ergänzt und restauriert werden. Im Mai 2005 wurde es unweit des ursprünglichen Standortes wieder an der Spree aufgestellt. Im Mai 2009 wurde das Denkmal wiederum durch Vandalismus stark beschädigt. […] Eine 1998 gefertigte Teilkopie steht gegenüber der Adresse Taubenstraße 31, Ecke Charlottenstraße auf dem Gendarmenmarkt und erinnert an das ehemalige Haus, in dem sich Hoffmanns letzte Wohnung befand (Jörg Kuhn).

Nach der erneuten Beschädigung stellte man das Denkmal für einige Zeit im Foyer des Bezirksamts Mitte auf, wo es sich jedoch mittlerweile nicht mehr befindet. Sein jetziger Standort wurde noch nicht öffentlich bekanntgemacht.

Die gleiche Quelle gibt auch eine genaue Beschreibung des Kreuzbergschen Kunstwerkes:

Getreppter, quadratischer Sandsteinsockel mit einer von drei Kinderfiguren umgebenen Herme aus Sandstein; Die Herme trägt als Brustbild das Porträt des Schriftstellers, Dichters, Malers, Komponisten und Juristen Ernst Theodor Wilhelm (Amadeus) Hoffmann (1776 – 1822). Der linke Arm ist nach vorne angewinkelt ausgestreckt. Hier ruht eine mit kleinem Krönchen geschmückte Schlange, die von der Schulter herunter gleitet. Die gekrönte Schlange spielt auf die surrealistischen, phantastischen Erzählungen Hoffmanns an. Seitlich und auf der Rückseite der Herme sitzen unbekleidete Kinderfiguren. Der Standsockel trägt den Namen des Dargestellten (Jörg Kuhn).

Soweit zum Denkmal. Wir gehen zwischen Schauspielhaus, das heute Konzerthaus heißt, und Deutschem Dom auf den Gendarmenmarkt. Seine drei „Prachtgebäude“ sah also auch Hoffmann schon so, wie sie sich uns heute präsentieren.

Französischer Dom und Französische Friedrichstadtkirche
Der Französische Dom und die angeschlossene Französische Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt.
Fotograf: Alexander Glintschert (2011)
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Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt
Das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt. Das Denkmal für Friedrich Schiller steht direkt vor seiner Freitreppe.
Fotograf: Alexander Glintschert (2011)
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Der Deutsche Dom
Der Deutsche Dom, vom Turm des Französischen Doms aus gesehen.
Fotograf: Alexander Glintschert (2011)
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Auf der anderen Seite des Platzes verläuft die Markgrafenstraße, der wir nun nach Süden folgen wollen. Dort, wo sie nach Überquerung der Leipziger Straße an ihrem Ende auf die Lindenstraße trifft, befindet sich das Jüdische Museum. Dessen barocker Altbau in der Lindenstraße 14, 1734 bis 1735 im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm I. nach Plänen des Architekten und Baumeisters Johann Philipp Gerlach (1679 – 1748) errichtet, beherbergte zu Zeiten Hoffmanns das Kammergericht, das am 8. Mai 1735 eröffnet wurde.

Das Alte Kammergericht
Das Alte Kammergericht in der Berliner Lindenstraße. Heute ist hier das Jüdische Museum untergebracht.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Das Alte Kammergericht
Diese Berliner Gedenktafel befindet sich am Gebäude des Alten Kammergerichts in der Berliner Lindenstraße.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Der Jurist Ernst Theodor Wilhelm (Amadeus) Hoffmann arbeitete hier als Referendar von 1798 bis 1800 während seines ersten Berlin-Aufenthalts und später als Richter von 1814 bis zu seinem Tode. Er hatte von seiner Wohnung in der Taubenstraße bis zur Lindenstraße also nicht sehr weit zu gehen. Weder in noch an diesem barocken Altbau des heutigen Jüdischen Museums gibt es irgendeine Gedenktafel für Hoffmann und auch keine anderen Hinweise auf seine hiesige Tätigkeit als Richter am Kriminalsenat. Nach der Errichtung des Neubaus neben dem ehemaligen Kammergericht gab es zunächst noch einen „Hoffmann-Garten“ in der denkmalgeschützten Gartenanlage. Dieser wurde jedoch im Jahre 2000 in „Garten des Exils“ umbenannt.

Die E.-T.-A.-Hoffmann-Promenade

Die E.-T.-A.-Hoffmann-Promenade
Die E.-T.-A.-Hoffmann-Promenade befindet sich gegenüber vom Alten Kammergericht und verbindet die Lindenstraße mit der Friedrichstraße.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020)
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Erfreulich ist, daß es gegenüber dem Museum eine E.-T.-A.-Hoffmann-Promenade gibt. Es handelt sich um einen zweihundert Meter langen Fußweg, der die Linden- mit der Friedrichstraße verbindet und am 1. September 1991 nach dem Dichter benannt wurde. Wir gehen ihn entlang, wenden uns, wenn wir die Friedrichstraße erreicht haben, nach links, überqueren zuerst den Mehringplatz und dann den Landwehrkanal und gehen rechts an der Amerika-Gedenkbibliothek vorbei über den Blücherplatz zum Mehringdamm.

Als E. T. A. Hoffmann am 25. Juni 1822 starb, wurde er drei Tage später, am 28. Juni, in der dritten Abteilung des Friedhofs der Jerusalem-Gemeinde vor dem Halleschen Tor beigesetzt. Diesen Friedhof haben wir hier am Mehringdamm erreicht. Auf ihm finden wir ein Denkmal, das Hoffmanns Grab schmückt.

Grab des E. T. A. Hoffmann
Das Grab des Dichters, Komponisten, Malers und Kammergerichtsrats E. T. A. Hoffmann auf dem Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde.
Fotograf: Alexander Glintschert (2015)
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Dazu schreibt Klaus P. Mader in einem Beitrag zum 150. Todestag Hoffmanns im Jahr 1972:

Seine Freunde, unter ihnen Fouqué, Contessa, Hitzig, Devrient, seine Ärzte und Amtskollegen sowie der Buchhändler Reimer stiften gemeinsam einen mit reicher Symbolik versehenen Grabstein, der von dem Steinmetzmeister J. F. D. Moser angefertigt und im Oktober des Todesjahres aufgestellt wurde. Dieses aus Sandstein gefertigte Denkmal, zu Beginn unseres Jahrhunderts noch in gutem Zustand, wurde leider 1902 vom damaligen Kirchenvorstand der Jerusalems-Gemeinde zu Berlin vernichtet und durch einen Granitstein, bar ‚unnützen Beiwerks‘, ersetzt, […]
In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, gegründet 1865, Nr. 8 vom 1. Oktober 1972, Seite 211

Wir finden daher heute diesen Granitstein ohne die genannte Symbolik vor, abgesehen von einem Schmetterling als Symbol „für die Flüchtigkeit unseres Daseins wie [für] die Unsterblichkeit, die viele ersehnen, die wenigen zukommt“, wie Heinz Knobloch in seinem Buch „Berliner Grabsteine“ schreibt. Die Inschrift auf dem Stein lautet:

E. T. W. Hoffmann, geb. Königsberg in Preußen den 24. Januar 1776, gest. Berlin den 25. Juni 1822, Kammer Gerichts Rath, ausgezeichnet im Amte, als Dichter, als Tonkünstler, als Maler; Gewidmet von seinen Freunden.

Die Grabstätte ist ein Berliner Ehrengrab.

Grab des E. T. A. Hoffmann
Der Grabstein auf der letzten Ruhestätte des Dichters, Komponisten, Malers und Kammergerichtsrats E. T. A. Hoffmann.
Fotograf: Alexander Glintschert (2018)
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Hier endet unsere Suche nach Spuren, die von E. T. A. Hoffmann heute in Berlin noch zu finden sind.

Verwiesen sei abschließend noch auf die Staatsbibliothek zu Berlin, die in ihrem Bestand wertvolle Autographe E. T. A. Hoffmanns besitzt. Dazu gehören unter anderem eine ganze Reihe Briefe, die dreibändige Reinschrift der Partitur seiner Oper „Undine“ sowie auch zwei autographische Textbücher dieser Oper, eines von der Hand Fouqués und eine erneute Reinschrift von Hoffmann mit allen während der Komposition entstandenen Ergänzungen, Veränderungen und Regieanweisungen.

Zum Nachwandern


Das Banner auf dieser Seite zeigt die Plakette über der Gedenktafel für E. T. A. Hoffmann am Haus Ecke Charlottenstraße und Taubenstraße.
Fotograf: Alexander Glintschert (2020),
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